Lida Winiewicz: Die Schachtel zum Nikolo war das beste Geschenk
Von Peter Pisa
Es ist nicht das Protokoll ihres eigenen Lebens. Lida Winiewicz (Foto oben) war Wienerin, aber in den 1980ern hatte sie ein Haus im Mühlviertel (St. Oswald) und hörte der Nachbarin zu.
Einer Frau, die sich „übrig“ fühlte. Schon als Kind, weil sie arm war; und jetzt „übrig“, weil sie den Hof übergeben hat und im Ausgedinge ist. Bewundernswert gelassen erzählt sie angesichts der Ungerechtigkeiten im Leben.
Zwirnknöpfe
Bewundernswert ist ebenso, wie Winiewicz diese Stimme einfängt. Diese Art zu plaudern, übersetzt aus dem Dialekt, „Oral History“ gewissermaßen. Über eine Zeit in ländlicher Gegend, an dem die Fünfjährigen Zwirnknöpfe nähen mussten – für 960 bekam Mutter ein paar Groschen. Über ein Nikologeschenk: 2 Äpfel, 4 Stück Zucker, 1 Bleistift in einer Hirschseife-Schachtel, und die Schachtel war eine der größten Freuden im Leben.
Neuauflage des Buchs von 1986. Ungern legt man es zur Seite. Und bekommt die Todesmeldung: Lida Winiewicz (1928 – 2020).
Lida
Winiewicz:
„Späte Gegend“
Braumüller Verlag.
160 Seiten.
20 Euro
KURIER-Wertung: ****