Kultur/Buch

Knausgård hat Humor und heißt jetzt Dirk Stermann

Dirk Stermann hat ein Kaffeehäferl, auf dem steht: „Carpe the Fucking Diem“. Er hat es von seinem Lateinlehrer bekommen, vor 30 Jahren. Der Lateinlehrer fuhr einen Fiat und hat sich oft über den Fiat geärgert.

Dirk Stermann hat auch ein Häferl mit einem Reh und eines mit einem Eichhörnchen. Das Eichhörnchen schielt ...

Ein mutiger Einstieg in ein Buch. Die Gefahr eines unverzüglichen Ausstiegs ist bei einer solchen Spannung enorm.

Dirk Stermann kehrt zurück zu seinem Bestseller „Sechs Österreicher unter den ersten Fünf“ (2010), als sich der Duisburger in Wien entpiefkenisierte und davon erzählte. Das war in Österreich ein Bestseller , aber ui sehr anekdotisch. Bei „Maksym“ passt er besser auf und zieht einen Faden, damit man von einem Roman sprechen kann.

Der Held von Dirk Stermann heißt Dirk Stermann, und das bedeutet: Bissl Wahrheit, bissl veränderte Wahrheit, bissl Erfindung.

Bald hört man im Buch die frühere Ehefrau schreien: „Du bist kein Knausgård!“

Sie war darüber verärgert, dass er seine Familie in „Sechs Österreicher ...“ hineingezogen hat.

Stermann ist lustiger als der Norweger, viel lustiger, er hat Selbstironie, und schnell kommt beim Lesen gute Laune auf.

Keine Spanierin

Der rote Faden, an dem viel Unsinn hängt:

Stermann hat einen kleinen Sohn, seine Lebensgefährtin will einen Job in New York annehmen, Stermann ist entsetzt, ein Babysitter wird gesucht, Stermann würde gern aufs Inserat einer Spanierin antworten, engagiert wird allerdings ein ukrainischer Muskelprotz mit Kontakten in die Halbwelt. Er heißt Maksym und bringt dem Vierjährigen das Radfahren bei, im Boxen unterrichtet er ihn, einen echten Wildschweinkopf schenkt er ihm.

Man kann sich vorstellen, wie der Papa plötzlich abstinkt, wenn er seinem Sohn das Märchen von der Speibbanane zum x-ten Mal vorm Schlafengehen erzählen will.

Es nervt etwas, dass so oft betont wird, wie viel Stermann zu tun hat. Tourneen, Radio, TV-Show ... das schielende Kaffeehäferl war spannender.

Aber, nehmt alles nur in allem: Wenn schon Knausgård, dann unbedingt Dirk Stermann.


Dirk Stermann:
„Maksym“
Rowohlt Verlag.
320 Seiten.
23,95 Euro
Erscheint
am 19. Juli

KURIER-Wertung: ****