Kultur

Bayreuther „Parsifal“ mit Meistersingern

Tag 2 bei den Bayreuther Festspielen nach dem märchenhaften „Lohengrin“: Das Bühnenweihfestspiel „Parsifal“ wird in der Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg (der vor drei Jahren den geschassten Jonathan Meese ersetzt hatte) wieder aufgenommen. Angela Merkel ist (im Gegensatz zum Grenzschützer Markus Söder) wieder da – sie interessiert sich auch abseits der Kameras tatsächlich für dieses Fach. Plácido Domingo, Ex-Tenor, Neo-Bariton und mutmaßlicher Dirigent, sitzt ebenso im Publikum und hört sich für sein Bayreuther Pult-Debüt kommende Woche bei „Walküre“ ein. Und auch das Regieteam ist wieder da, um sich am Ende einige Buhs abzuholen.

Die Inszenierung, die von Flüchtlingen und religiösen Verirrungen erzählt, hat sich weiterentwickelt, ist aber immer noch schrecklich klischeehaft, hält US-Soldaten für die Retter und propagiert, dass friedliches Zusammenleben nur im braven Familienverbund und nach Wegwerfen aller religiösen Insignien möglich ist.

Aber reden wir vom diesfalls Wichtigsten: von der sängerischen Qualität. „Parsifal 2018“ am Grünen Hügel: ein Treffen der Meistersinger.

Traumdebüt

Der österreichische Basso cantante Günther Groissböck, der bei den echten „Meistersingern“ wieder Pogner sein wird, triumphiert bei seinem ersten Bayreuther Gurnemanz mit einer beeindruckenden Rollenstudie. Er singt die Partie traumhaft schön, mit nobler Phrasierung, klarer Diktion, perfekt in der Intonation, zwischen feinen Lyrismen und großer Wucht changierend – außerdem ist der kultivierte Stilist auch ein famoser Darsteller. Man darf sich auf seinen Bayreuther Wotan 2020 zu freuen beginnen.

Andreas Schager ist auch als Parsifal der Inbegriff eines Heldentenors, mit metallischen Höhen und enormer Kraft. Elena Pankratova singt die Kundry zutiefst berührend, Thomas J. Mayer den Gralskönig Amfortas ausdrucksstark, Derek Walton zeichnet als Klingsor mit großer Präsenz einen verwirrten Religionsfanatiker. Seine Zaubermädchen waren schon mal besser.

Dirigent Semyon Bychkov setzt bei seinem Bayreuth-Debüt auf Farbenpracht, hat aber das passende Zeitmaß für „Parsifal“ immer noch nicht gefunden. Als er zuletzt die Neuproduktion von Wagners letzter Oper in Wien dirigierte, schrieb der KURIER vom „Bühnen Brei Festspiel“. Auch diesmal legt er breite Klangflächen aus, ist aber zu wenig differenziert und fallweise sogar langatmig. Zum Glück gibt es derart gute Sänger, die sogar diese Zeit zum Raum werden lassen.