Ballettakademie: Neue Vorwürfe von Belästigungen
Von Thomas Trenkler
Staatsoperndirektor Dominique Meyer und Simona Noja, die Leiterin der Ballettakademie, versicherten zwar, alle Missstände aufarbeiten zu wollen, die vergangene Woche durch den Falter publik geworden waren. Doch nun legt Chefredakteur Forian Klenk nach: Vier Elevinnen und Eleven würden beklagen, dass auf ihre Hinweise falsch oder nur oberflächlich reagiert worden sei.
Vorallem Noja wird Untätigkeit angekreidet. Auch die Gerüchte über sexuelle Übergriffe seitens eines Lehrers dürften in der Ballettakademie schon länger die Runde gemacht haben. In einem vergangene Woche angefertigten Protokoll einer Schülerin heißt es, der Lehrer habe nicht nur einen Schüler belästigt, sondern immer wieder Eleven zu sich nach Hause eingeladen. Er habe sich den Buben beim Tanzen mit sexuellen Posen „von hinten genähert“, sie hätten auffallend enge kurze Hosen getragen, und der Lehrer habe angeboten, bei der Schamhaar-Rasur behilflich zu sein.
Ohrfeigen angedroht
Eine Schülerin sei aufgefordert worden, sexuelle Bewegungen beim Tanz zu machen, und sei, weil sie sich geweigert habe, schlecht benotet worden. „Noja wusste, dass der Lehrer pervers ist“, schreibt besagte Schülerin in ihrem Protokoll.
Bereits 2015 habe zudem eine Mutter einen verfänglichen Facebook-Chat zwischen ihrem Sohn und dem Lehrer entdeckt, dem sie daraufhin Ohrfeigen angedroht hätte. Der Lehrer soll seine Not angeblich einem Kollegen in der Umkleidekabine mitgeteilt haben. Und dieser hätte die Leiterin der Akademie alarmiert, um die Kinder zu schützen.
Simona Noja beteuert hingegen, sie habe keine Hinweise auf sexuelles Fehlverhalten erhalten. Der Lehrer ist zudem nicht geständig. Doch jener Lehrer, der die Übergriffe gemeldet habe, wurde versetzt. Offizielle Begründung: mangelnde Befähigung. Er arbeitet nun als Portier der Ballettakademie.
Kooperation gekündigt
Die Stadt hat bereits eine Konsequenz gezogen: Die Kooperation zwischen der Ballettakademie und derSchule Boerhaavegasse wurde gegekündigt. „Die Staatsoper hat immer geglaubt, es gibt einen Selbstbedienungsladen Schule“, so Bildungsdirektor Heinrich Himmer.