Wachauer Wein im Wachauer Stein
Von Juliane Fischer
Nobel geht die Welt zugrunde, denk ich mir. Jetzt baut man Wein tatsächlich im Marmor aus. Wer hätte das gedacht? Andererseits: Hätte es vor fünfzehn Jahren geheißen: Die Wachau bekommt ein DAC-System – hätten Sie’s geglaubt?„Steinwerk“ mit dem marmorierten Etikett reiht sich in die „Backstage“-Serie der bekannten Winzergenossenschaft Domäne Wachau und gleichsam in die Welt der steinernen Fass-Alternativen ein. Mit der 350er-Rheinwein-Flasche allerdings schwierig in meinem Kühlschrank. Aber das nur am Rande. Das Gestein ist im wahrsten Sinne naheliegend. Wachauer Marmor kommt nördlich von Spitz an der Donau, in Els und Kottes vor.
Aus einem sechs Tonnen schwere Felsbrocken schuf ein Steinmetz einen 700-Liter-Steinkegel. Außerdem füllte man 1130 Liter in einen 10 Tonnen schweren Gärbehälter aus Granit vom Bayerischen Wald. Da kann man wirklich nicht falsch liegen, wenn man von „Mineralik“ spricht. Oder von Juniregen auf der Asphaltstraße. Dazu kommt: anfängliche Kresse-Schärfe und Senfkorn, Estragon und unreife Marillen.
Bei 2,5 Millionen Liter Jahresmenge und 70 verschiedenen Weinen reden wir im Vergleich von einer Mini-Menge, die die Domäne im Stein vergärt. „Uns sind keine Mengen zu klein“, sagt Kellermeister Heinz Frischengruber.
Die Grüne-Veltliner-Trauben stammen übrigens wie der Marmor aus der kühlen Ecke, dem Spitzer Graben. Nächstes Jahr stehen auf dem Etikett wahrscheinlich noch drei kleine Buchstaben dabei: DAC.
Sie kostet sich durch die Weinwelt, arbeitet als freie Journalistin und zum Ausgleich in ihrem Weingarten in Niederösterreich.
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