Kolumnen

Ethnologen könnten in meiner Wohnung falsche Schlüsse ziehen

Fernsehabend. Ich zappe durch das Programm. Schau mir einen Krimi an, weiß nach zwei Minuten, wer der Mörder ist.

Der im Glashaus. Nicht der Gärtner. Der Egomane, der in einer Glas-Luxusvilla residiert. Sichtbeton im Wohnzimmer, teures Kunstwerk an der Wand. Bösewichte wohnen verlässlich genau so. Zumindest in James-Bond-Streifen und in Krimis.

Eine Tatsache, die mir auch nach gefühlt einer Trillion Filmen nicht aufgefallen ist.

Dankenswerterweise hab ich es zufällig im Psychologie heute gelesen. Kaltes Haus, kaltes Herz, so die Denke der Regisseure. Seitdem finde ich Krimis fad. Ein Grund, warum ich es mit der Fernbedienung in der Hand auf eine beachtliche Zappgeschwindigkeit bringe. Fällt selbige unter 30 Klicks pro Minute, ist das ein Zeichen dafür, dass eine Art cineastische Narkose eintritt.

Ich schlafe ein.

Diesmal bei einer Doku über indigene Völker im Regenwald. Dass ich ihre Wohnverhältnisse nicht sofort in Gut und Böse einteilen kann, macht mich fertig. Ich habe einen Albtraum.

Träume, dass Ethnologen von ihrem Stamm bei mir einfallen. Sie wollen mich und meine Wohnung filmen, um meine Lebensweise besser zu verstehen. Es schrillen die Alarmglocken. Da meine Wohnung gerade aussieht, als wäre eine Wikinger-Horde durchgerannt, könnten die Ethnologen völlig falsche Schlüsse auf meine Persönlichkeit ziehen. Ich versuche, die aufkeimende Hysterie zu kaschieren. Bitte um Bedenk- und Aufräumzeit. Werde vor lauter Aufregung dankenswerterweise Weise munter.

Im Fernsehen läuft jetzt ein Beitrag über Hugh Grant. Der Star meiner Jugend klingelt derzeit an Londoner Haustüren und wirbt für den Exit vom Brexit. Für Londons Frauen sicher ein Albtraum, sie trauen sich nicht mehr unfrisiert und ohne Lippenstift zur Haustür.

In Wien ist man auf der sicheren Seite. Schlimmstenfalls geht bald Strache auf Wahlkampftour. Da ist es mir egal, wenn ich gerade eine Frisur wie ein ungarischer Hirtenhund habe.