Kolumnen

Der langweiligste König Europas

Nach Abdankung seines Vaters Albert (87) ist Philippe seit dem 21. Juli 2013 der König der Belgier und damit auch Staatsoberhaupt des einstigen Großreichs. Es war das erste Mal in der Geschichte seiner Heimat, dass ein Regent aus freien Stücken den Thron räumte. In der Öffentlichkeit erscheint Philippe, der in vier Tagen 62 Jahre alt wird, oft sehr steif. Es heißt, er sei chronisch schüchtern und allzu abhängig von seinen Beratern.

Aber es heißt auch, Philippe habe durch die Hochzeit sehr wohl an Selbstbewusstsein gewonnen. Und es heißt: Der König sei vor allem ein liebevoller Familienmensch. Er kann freilich auch anders. In einem Enthüllungsbuch stehen beleidigende Behauptungen über ihn. Philippe hat einen Anwalt eingeschaltet. Das ist ein großer Schritt für ein europäisches Königshaus: Er zieht vor den Presserat, um gegen das Skandalwerk namens "Questions Royales" (Königsfragen) von Frédéric Deborsu zu kämpfen.

"Es gilt zu klären, ob nicht doch Grenzen überschritten wurden", so der Palast. Unter anderem steht zu lesen, dass die Ehe zwischen Philippe und Mathilde (49) arrangiert worden sei und der (damalige) belgische Thronfolger zu einem Grafen "eine intensive Beziehung außerhalb des Normalen" pflege. Auch seien die vier Kinder des Paares das Ergebnis künstlicher Befruchtung. Der Autor verteidigt sich: Er habe das Gefühl gehabt, dass Philippe beim Volk nicht sonderlich beliebt sei und wollte dazu beitragen, dass man ihn besser verstehe.

Philippes Riposte: "Der Tag, an dem Mathilde meinen Heiratsantrag angenommen hat, war der glücklichste meines Leben."

Eine Vorzeigefamilie mit starkem Zusammenhalt. Das zeigt auch die Namensgebung der Kinder. Mathildes jüngere Schwester Marie-Alix verunglückte am 14. August 1997 mit ihrer Großmutter, Sophia Komorowska, bei einem Autounfall tödlich. In Erinnerung an ihre Schwester tragen alle vier Kinder den zusätzlichen Vornamen Marie.