Chaos de Luxe: Aszendent Mayonnaise
Von Polly Adler
Tatsächlich verstehe ich Männer, deren Synapsen ermattet in den Seilen hängen, wenn ihre Dinner-Damen nach dem ersten herzlichen „Hallöchen“ aus der Küche – bemüht nebensächlich – die Frage stellen: „Duhu, nicht dass es jetzt von irgendeinem Belang wäre, wirklich nur so, aber was bist du eigentlich vom Sternzeichen?“ Sollten diese Männer abschlussorientiert sein, ist eine Ruppigkeit à la „Hummer Aszendent Mayonnaise“ vielleicht nicht so günstig. Ich bin insofern astrologisch verpeilt, als dass ich nur daran glaube, wenn es gerade gut passt. Ansonsten mache ich auf Post-Aufklärungs-Rationalistin. Nennen Sie mich Horoskop-Agnostikerin. Jetzt passt gerade, dass mein Aszi Skorpion ist. Und Skorpione sind nachtragend, bösartig, das Salz ihrer Seele ist Rache und in jedem Fall sind sie völlig untalentiert für die Neigungsgruppe „Über den eigenen Schatten springen“. Ich beneide Menschen, die sich in so einem buddhistisch anmutenden Vergebungs-Modus befinden und ihren Nächsten die übelsten Empathie-Entgleisungen mit einem mild schimmernden Lächeln nachsehen, über das der Satz gelegt ist: „Na, vielleicht geht's ihm/ihr gerade nicht so gut. Man muss dieses Verhalten wahrscheinlich im Kontext sehen.“ Der Kontext kann mich buckelfünferln, um ein Alt-Wiener Verb zu strapazieren. Wenn man mich kränkt oder verletzt, dann ist die Rollo für eine ganze Weile, also eigentlich für immer, unten. Tatsächlich ist meine Unverzeihlichkeit auch eine Art Kompliment für die Opponenten. Denn unser lieber Sigmund Freud (seine Mutter nannte ihn übrigens „Sigi, mein Gold!“) wusste: „Wenn man jemand alles verziehen hat, ist man mit ihm fertig.“ So gesehen gibt es einen Haufen Menschen in meinem Leben, die ich zwar nie wieder sehe, mit denen ich aber offensichtlich auch nicht fertig bin. Eine unverzeihlich idiotische Facette der menschlichen Psyche.
„Nymphen in Not“, am 20. 12. um 20 Uhr im Rabenhof: Mit den Damen Beimpold, Happel und Morzé.
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