Kolumnen

Au revoir

Immer, wenn ein Großer die Weltbühne verlässt, nimmt er ein schönes Bouquet an Verklärung mit. Selbst wenn er auch ein ganz schönes, sagen wir: Ekel sein konnte. Auch Jacques Chirac hat dieses Bouquet verdient. Trotz Korruption, trotz Sanktionen gegen Österreich, und obwohl er sich von Frau und Kindern siezen ließ.

Der Schreiber dieser Zeilen erinnert sich an eine große Konferenz, bei der er Wortspenden einholen sollte. In einem langen Gang des Reichstagsgebäudes zu Berlin kam ihm (es ist mehr als drei Jahrzehnte her) der damalige Premier Chirac samt Entourage entgegen. Mit allem Mut des Redakteursnovizen raffte der Schreiberling auf den letzten Metern vor dem Zusammentreffen sein Schulfranzösisch zu einer Frage zusammen: „Monsieur le Premier ... excusez-moi ... je voudrais ...“ Monsieur Chirac blickte auf – und antwortete in perfektem Englisch. Eine größere Niederlage hat der Autor nie erlebt. Eine größere Geste eines Franzosen auch nicht. Au revoir, Monsieur Chirac!