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Musik, Objekte und Schauspiel vermitteln „Dazwischen“-Stimmung

Da wo ich bin, kann ich nicht mehr sein. Dort wo ich ankomme, wollen mich viele nicht. Orts- und zeit-los reist die Protagonistin von da nach dort. Und vermittelt – ohne es so direkt zu sagen – das ist nicht der neugierige Wunsch, Neues kennen zu lernen, sondern mehr oder minder von da verdrängt, vertreiben worden zu sein.

In „AndersLand“ wird keine konkrete Fluchtgeschichte erzählt, sondern die oben beschriebene Atmosphäre – auf vielfältige Art und Weise in knapp weniger als einer Stunde vermittelt, transportiert. Das beginnt schon allein damit, dass die Schauspielerin (Suse Lichtenberger), der Musiker (Simon Dietersdorfer) und der Figurenspieler (Christian Schlechter) anfangs mitten im Publikum sitzen – also nicht an ihrem angestammten Ort, der Bühne.

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Nicht nur eine

Das Trio sammelt sich auf der Bühne rund um einen Koffer, mit dem die Schauspielerin auf die eingangs beschriebene Reise gehen musste. Und nicht nur sie – wie fast zahllose aufgezählte Namen aus unterschiedlichsten Gegenden und Kulturen der Welt und dazu über einen guten alten Overhead-Projektor eingeblendete gezeichnete Gesichter dokumentieren. Die im Übrigen in Wassermassen – eine Videoprojektion aus einem Becken im Figuren-Spieltisch – versinken.

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Auch als Puppen

In dem Koffer finden sich Ebenbilder des Trios en miniature, als Puppen. Später holt die Zwangs-Reisende aus dem Koffer so etwas wie Erinnerungen – an die zerstörte Stadt ihrer einstigen Heimat. Der Figurenspieler lässt viele Skylines verschiedener Städte auftauchen und wieder verschwinden. Die Reise ist definitiv keine in den Urlaub oder zur Expedition.

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„Der Wiener“

Inmitten der vielen Ablehnungen auf die die Reisende stößt, trifft sie auf eine witzig-freche Figur, eine Art Kuschelfrosch mit Drachen-Irokesen. Ihm verleiht der Musiker (s)eine Stimme – dialektgefärbt. Nicht lieblich, aber herb-herzlich, ergreift er immer wieder Partei für die neu Angekommene. Als „Wiener“ bezeichneten Schüler_innen diese Figur nach der ersten Aufführung im Dschungel Wien.

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Kraniche

Wunderbare Papierbögen, aufzuklappen wie Fächer dienen als weitere Projektionsflächen – neben der zentralen Wand im Hintergrund. Apropos Papier – aus solchem origami-mäßig gefaltete Kraniche fliegen und schweben immer wieder durchs Geschehen. Vögel kennen keine Grenzen. Und Kraniche als DAS Symbol für Gesundheit und Glück sind auch untrennbar mit der Geschichte des Mädchens Sadako verknüpft, die 1945 beim US-Atombombenabwurf auf Hiroshima zwei Jahre jung war und zehn Jahre später an den Spätfolgen der Strahlung starb. Davor war ihre Geschichte zuerst durch japanische Meiden und dann über ein österreichisches Kinderbuch fast rund um die Welt gegangen. Sie hatte – in der Hoffnung zu überleben – versucht 1000 Kraniche zu falten – die der Legende nach Gesundheit bringen. Kinder aus ganz Japan hatten gefaltete Kraniche ins Krankenhaus geschickt. Und nach ihrem dann doch eingetretenen Tod Geld gesammelt für ein Denkmal – die Figur eines Mädchens, dessen Arme zu Kranich-Flügel werden. Übrigens: Einige der Original-Papierkraniche, gefaltet von Sadako Sasaki, finden sich – samt Gedichten ihres überlebenden Bruders – in einer Glasvitrine in der Bibliothek des Friedensinstitutes in Schlaining (Burgenland).

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Inspiriert von Shaun Tan

Regisseurin Sara Ostertag und das makemake-Team, das das Stück für das Junge STaatSTheater Oldenburg entwickelt hat, ließen sich von dem Bildband „Ein neues Land“ von Shaun Tan inspirieren. Der australische Objektkünstler, Grafiker und seit geraumer Zeit auch Autor eigener illustrierter Bücher hat in großflächigen und vielen kleinteiligen Miniaturen die eingangs geschilderte Stimmung im genannten Buch – gänzlich ohne Worte – zeichnerisch beschrieben.

Nicht nur die Stimmung, auch etliche der unheimlich vielfältigen Elemente - nicht zuletzt die Kraniche und der „Wiener“ - im (nie zu) dichten Spiel des Trios und der Figuren, finden sich im Stück. Das allerdings eine deutlich hellere Atmosphäre, und damit doch mehr Optimismus ausstrahlt als das eher düster gehaltene Werk des australischen Künstlers. Ein anderes Werk von ihm, „Reise ins Innere der Stadt“ wurde übrigens am Abend der Premiere von der Jury der jungen Leser_innen in der Jugendkategorie mit einem Sonderpreis ausgezeichnet.

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Neu dabei

Die Schauspielerin Suse Lichtenberger stieß in Wien – Aufführungen im Dschungel - neu zum Ensemble - allerdings ohne Probleme einer Neuankommenden, die sie spielt. Simon Dietersdorfer, vor allem Musiker, aber auch Stimme von Figuren und Christian Schlechter der Figurenspieler, Overhead- und Videoprojizierer waren schon in Oldenburg dabei.

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AndersLand
makemake produktionen & JUST des Oldenburgischen Staatstheaters (D)
Objekttheater, 50 Minuten, ab 8 Jahren

Regie: Sara Ostertag

Mit: Simon Dietersdorfer, Suse Lichtenberger, Christian Schlechter

Bühne, Kostüm, Figurenbau: Birgit Kellner, Christian Schlechter
Musik: Simon Dietersdorfer
Dramaturgie: Anna-Teresa Schmidt

Wann & wo?
Bis 19. Dezember 2019 und
22. bis 26. April 2020

Dschungel Wien: 1070, MuseumsQuartier
Telefon: (01) 522 07 20-20

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