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Ich will in die Schule – allen Hindernissen zum Trotz

Chuskit freut sich schon sehr auf die Schule. Endlich wird sie lernen können. Doch dann stürzt sie beim Spielen über eine steinige Böschung und kann nicht mehr gehen. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Ladakh, einer Region in Indien zwischen Himalaya und Karakorum-Gebirge. Selbst die Täler dieser Region, die nicht ganz so groß ist wie Österreich aber nur so wenige Einwohner_innen hat wie ungefähr Graz, liegen auf rund 3000 Metern Höhe. Die Wege sind meist steinig, holprig voller Felsbrocken und Löcher.

Anfangs kann das Mädchen nur im Haus entweder im Bett liegen oder von Verwandten auf einen Stuhl gehoben, sitzen. Der Arzt empfiehl, sie doch immer wieder auch ins Freie zu tragen. Eines Tages wird ein Rollstuhl geliefert. Damit kann sie sich endlich selber fortbewegen. Doch bei den oben schon beschriebenen Wegen kann sie auch mit diesem fahrbaren Untersatz nicht in die Schule – noch dazu, wo ein Fluss zwischen den Wohnhäusern und der Schule liegt.

Außerdem ist da noch der sture, alte Großvater, der den Willen der Enkelin so gar nicht verstehen will. Und ihre Mutter schlägt sich – zum Ärger der Tochter – immer wieder auf die Seite des Alten. Allerdings ist da Chuskits Bruder. Der baut sogar eine Art Treppenlift aus einer Holzkonstruktion, damit seine Schwester nicht immer die steinernen Stufen hinaufgetragen werden muss.

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Grandiose Darstellerin

Ohne allzu viel zu spoilern, aber es ist ja doch zu erwarten: Am Ende setzt sich die mindestens genauso sture Chuskit durch – das ganze Dorf hilft mit, den Weg zu ebnen und eine Brücke zu bauen und Chuskits großer Traum geht in Erfüllung.

Nicht nur, aber vor allem, lebt der Film vom großartigen Spiel der Hauptdarstellerin. Die nunmehr 14-jährige Jigmet Dewa Lhamo war – gemeinsam mit ihrer 20-jährigen Schwester Urgan und der Regisseurin, Priya Ramasubban – ist zur Eröffnung des nunmehr 31. Internationalen Kinderfilmfestivals im Wiener Gartenbaukino gekommen. Das Trio wird auch bei den beiden weiteren Vorstellungen des Films – in den anderen Festivalkinos dabei sein – und Fragen des Publikums gerne beantworten.

Bei der Eröffnung strahlte Jigmet Dewa Lhamo wenn sie über die Dreharbeiten erzählte. Die hätte sehr viel Spaß gemacht. Sie sei sozusagen eine Art Naturtalent, schilderte die Regisseurin. Das Casting für die Rolle der Chuskit hatte sie gestoppt, als sie Dewa in der Vorspiel-Szene erlebte. Die Kinder sollten auf einen Snack, der ihnen nicht schmeckt reagieren. Dewa stieß die Schüssel vom Tisch und wandte ihren Blick ärgerlich ab. „Da hab ich gewusst, die wird’s!“

Die Inspiration zum Film, der in der Landessprache Ladakhi gedreht wurde, kam der Drehbuchautorin und Regisseurin über ihre Schwester. Die arbeitete als Sozialarbeiterin in der Region Ladakh mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen, erzählt sie auf der Bühne – und hielt sie im Abspann des Films fest.

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Weltreisen auf den Leinwänden

Rund eineinhalb Dutzend Filme aus (fast) aller Welt – von den USA und Brasilien über einige europäische Länder bis in den Iran und nach Indien (siehe oben) laden zu bildstarken Kopfreisen ein. Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl der Filme: Kinder bzw. Jugendliche stehen im Zentrum des Geschehens, aus ihrer Perspektive werden die Geschichten erzählt. Die Themen reichen von Liebe bis zu Flucht. Eine Reihe von Kurzfilmen lädt auch neuerdings schon sehr junge Kinder zum Festival. Mehr zum Programm in einer Bilderstrecke – mit Kürzest-Zusammenfassungen des Inhalts – weiter unten.

Kinderjury

Zum Kinderfilmfestival gehört auch dazu, dass Kinder zwischen 11 und 13 Jahren die Jury bilden und die Filme bewerten. Sie wählen den ihrer Meinung nach besten Film aus und dazu noch einen weiteren, der am eindringlichsten Kinderrechte ins Zentrum des Geschehens rückt. Die internationale KinderRechtsKonvention feiert übrigens während der Festivalwoche – am 20. November – ihren 30. Geburtstag.

Die diesjährige Jury besteht aus: Friedrich (12), Jason (12), Johanna (11), Julius (12), Leonie (12), Mona (12) und Nina (12).

Aber auch das Publikum vergibt einen Preis. Die Eintrittskarten oder deren Abschnitte können in drei verschiedene Röhren geworfen werden – mit einem lachenden, einem traurigen und einem neutralen Smilie.

Follow@kikuheinz

kinderfilmfestival.at

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