Ein Buch über Armut und Nächstenliebe, Freundschaft und Vertrauen
„Mein Bein zuckte. Ich rutschte von einer Pobacke auf die andere. Meine Hände waren feucht und mein Herz raste. >>Ich bin noch nie verhört worden.<<“
Der dreizehnjährige Felix sitzt mitten in der Nacht in einem zu kleinen Schlafanzug auf dem Polizeirevier. Doch die Autorin Susin Nielsen führt die LeserInnen mit dem Beginn ihres Buches"Adresse unbekannt" kurz in die Irre, denn es handelt sich nicht um ein Verhör, sondern um ein Gespräch und den Grund dafür erfährt man erst viel später.
Constable Lee schließt Felix, der ihr besorgt gegenüber sitzt, sofort ins Herz und auch er gewinnt immer mehr Vertrauen in die Polizistin. Trotz der Warnung seiner Mutter Astrid („Traue nie einer Autoritätsperson!“), die währenddessen im Nebenzimmer befragt wird, beginnt er seine Geschichte zu erzählen. Und zwar, wie er und seine Mutter von einer kurzen Begegnung mit Hauseigentum über eine Zwei-Zimmer-Mietwohnung und dann einem Ein-Zimmer-Keller in einem Bus gelandet sind, in dem sie die letzten Monate gewohnt haben. Und dass ihm immer mehr klar wurde, dass es nicht nur ungünstige Schicksalsfügungen waren, die sie in diese Lage gebracht haben. Denn Astrid, eine geborene Wahrheitsverdreherin, sagt und macht was sie will und wird deswegen immer wieder gekündigt.
Als Felix eine Chance sieht, sich und Astrid aus ihrer unerträglich gewordenen Wohnsituation zu befreien, tut er sein Möglichstes und wird dabei von seinem Freund Dylan und seiner Freundin Winnie unterstützt. Obwohl sich am Ende alles zum Guten wendet, bleibt das Happy End, so wie Felix es sich vorgestellt hat, aus.
„Adresse unbekannt“ ist ein Buch über Armut und Nächstenliebe, Freundschaft und Vertrauen mit ganz großartigen Figuren, die man vor allem wegen ihrer Eigenheiten schnell liebgewinnt!
Susin Nielsen
Adresse unbekannt
Aus dem kanadischen Englischen von Anja Herre
Illustrationen: Leslie Mechanic
Urachhaus 2020, 284 S., € 17,50, ab 11
eBook: 13,99 €
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