Die Buntheit Indiens in Wien
Von Heinz Wagner
Zum Auftakt des ersten indischen Seva-Festivals mit rund 100 Vorträgen, Diskussionen und Workshops gab’s Freitagabend in der Wiener Urania die Premiere und Uraufführung des Dokumentarfilms „Ohne Bekenntnis“ (Creedless) des österreichisch-indischen (Bollywood-)Filmemachers Sandeep Kumar. Er begleitete einige in Österreich lebende Hindus. Im Verlauf mehrmonatiger Dreharbeiten konnten und durften Kameras Leben, Bräuche, ausgesprochene Gedanken einiger Protagonist_innen so vielfältig und bunt einfangen wie sie sind. Unter anderem bekam das Filmteam auch Zutritt zum Tempel – in einem Keller in der Wiener Lammgasse.
Der Keller hängt auch mit dem Filmtitel zusammen. Die rund 30.000 in Österreich lebenden Hindus gelten als „ohne Bekenntnis“ und müssen so auch Formulare ausfüllen. Der Hinduismus, immerhin die drittgrößte Religion auf der Welt (rund eine Milliarde Gläubige), ist in Österreich nicht als gesetzliche Religionsgemeinschaft anerkannt. Und das obwohl so manch wichtige Elemente dieses Glaubensbekenntnisses wie Yoga, Ayurveda, Meditation fast schon Allgemeingut hierzulande sind.
Gleichwertig
Die (noch?) Nicht-Anerkennung wollte der Regisseur aber gar nicht ins Zentrum seines Films rücken. „Es sollte kein Anklage- oder Protestfilm werden, ich wollte schildern, wie Hindus in Österreich leben und glauben“, meinte
Sandeep Kumar nach der Vorführung des Films. Das sei im Übrigen gar nicht so einfach gewesen, weil Hindus von einem ständigen Kreislauf der Leben (Samsara) ausgehen. Passiert ihnen heute hier etwas Schlechtes, so sei dies die Folge von Fehlern in einem früheren Leben. Und heutige Anstrengungen würden sie nur für ein späteres Leben unternehmen. Er aber wollte ja das Leben im Hier und Jetzt filmen. Das gelingt dem Film trefflich, wenngleich er ein paar Längen hat.
Einer der Protagonist_innen legt im Film auch viel Wert darauf, dass der Hinduismus alle Religionen für gleichwertig hält, „wir akzeptieren alle als gleichwertig“.
Sandeep Kumar betont übrigens, ein anderes Glaubensbekenntnis zu haben: „Mein Glaube ist Film!“ Und erst das ermöglicht es ihm, immer wieder allen Widerständen zum Trotz seine Filmprojekte so zu realisieren, wie er sie sich vorstellt.
Das Festival...
... selbst steigt im Markhof (Wien-Landstraße) und geht noch bis Sonntagabend. Seva ist ein Wort, das in vielen indischen Sprachen vorkommt und für selbstloses Handeln an der und für die Gemeinschaft steht. Das Festival, das auch schon fürs kommende Jahr fixiert ist, wird von vielen Freiwilligen getragen und will die Vielfältigkeit des südasiatischen Sub-Kontinents zeigen – und spüren bzw. kosten lassen.
INFOS
Seva India-Festival
Bis Sonntag, 23. September 2018
Markhof: 1030, Markhofgasse 19
Telefon: 0699/ 10338861 (Wolfgang Bergthaler)
http://indiafestival.live