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14 Kinder in der Gruppe – mit zwei Pädagog_innen

Während vielfach noch immer von „Tanten“ geredet und geschrieben wird, Kindergärten und gar erst Krippen als Art nette Aufbewahrungsstellen betrachtet werden, scheint sich die Haltung der Gesellschaft doch schön langsam zu wandeln. Am dritten Tag der Elementarbildung (24. Jänner) stellte der ÖDKH (Österreichischer Berufsverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen) eine neue Studie (Integral, 1000 repräsentativ Online-Befragte) vor.

Zentrales Ergebnis: 50 Prozent halten die „Vermittlung von Bildung im Kindergarten“ für sehr wichtig und weitere 37 % eher wichtig. Überhaupt nicht wichtig gaben nur 3 % an und 10 % „eher nicht wichtig“. Dazu zählt auch, dass selbstverständlich in den „Randzeiten“ früh und abends ausgebildete Pädagog_innen im Einsatz sind (74%). Die Wertigkeit von Bildungsvermittlung für die Bevölkerung ist übrigens stark gestiegen, denn 2017 (also zwei Jahre zuvor, die aktuelle Umfrage fand im November/Dezember 2019 statt) fanden lediglich 37 Prozent dies für sehr wichtig.

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Lernen mit und von Kindern

Team- und Konfliktfähigkeit halten die meisten Befragten (78 % und damit mehr als ¾) für die wichtigste Eigenschaft von Pädagog_innen in der Elementarbildung, übrigens knapp gefolgt von „Lernen mit und von den Kindern“ (73 %).

Der Berufsverband kämpft seit Jahrzehnten für diese Anerkennung als Bildungseinrichtung und bundesweite Rahmenrichtlinien und -regeln. Zu diesen Rahmenbedingungen zählen natürlich auch die (Arbeits-)Bedingungen – im Sinne der Kinder und der Beschäftigten. Aus Erkenntnissen von Wissenschaft UND Praxis fordern die Pädagog_innen: „7 Kinder sind genug! – PädagogInnen-Kind-Relation senken“ bzw. 3 Kinder pro Pädagog_in in den Krippen.

Diese Forderung wird übrigens fast von der Hälfte der Befragten (48%) unterstützt. „Immer zwei Pädagog_innen in der Kindergartengruppe“ befürworten 65 %, „um hohe Arbeitsqualität zu gewährleisten“. 660 der 1000 Befragten finden „jährliche Weiterbildung“ als wichtigstes Element zur Qualitätssicherung. 65 % wünschen sich genügend Ausbildungsstätten in allen Bundesländern.

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Mehr in den Beruf bringen bzw. halten

Fast die Hälfte (45 %) meinen, dass Pädagog_innen auch im Elementarbereich – wie ihre Kolleg_innen in den anderen Bildungsstufen – studieren sollen.

Ein großes Problem ortet der Berufsverband, dass die aktuellen Bedingungen, aber auch Ausbildungen – BafEP (vormals BAKiP), wo Jugendliche den Beruf erlernen – zu wenige Ausgebildete langfristig im Einsatz halten. Aus den berufsbildenden höheren Schulen gehen nur zwischen 20 und 30 Prozent in den Kindergarten oder eine -Krippe. Deswegen setzt der ÖDKH mehr auf Kollegs, in denen schon Erwachsene diese Ausbildung wählen. Die Online-Befragten meinten übrigens zu 66 %, „Um mehr Männer für den Beruf zu begeistern, müsste die Bezahlung erhöht werden“.

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Heide-Lex-Nalis-Preis für wissenschaftliche Arbeiten

Am Tag der Elementarbildung, den der ÖDKH erstmals 2018 beging, gibt und gab es in diesem Jahr zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen quer über Österreich verteilt. Für den Abend ist die erstmalige Verleihung des Heide-Lex-Nalis-Preises in der Fachhochschule Campus Wien angesetzt. Der nach DER – verstorbenen - Pionierin der Elementarbildung in Österreich benannte Preis zeichnet wissenschaftliche Arbeiten im Bereich Elementarpädagogik aus.

Die ersten Preisträger_innen:

Regina Lins (Fachhochschule Campus Wien): „Übergang vom Kindergarten in die Schule. Transitionsprozess als pädagogische Herausforderung“ (Bachelorarbeit)

Nazime Öztürk (Uni Wien, Bildungswissenschaften): „Der Zugang zu elementarpädagogischen Bildungsinstitutionen in Wien“ (Masterarbeit)

Eva Frick (Universität Wien): „Literalität. Sprachentwicklung und frühe Sprachförderung in elementaren Bildungseinrichtungen. Ein Spannungsfeld zwischen Institution und Familie?“ (Dissertation).

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Stellungnahme des ÖDKH zum Regierungsprogramm

Der Berufsverband freut sich, dass das Regierungsprogramm vermittelt, dass Elementare Bildung/Elementarpädagogik offenbar ein starkes Thema bei den Koalitionsverhandlungen war.“

An Hoffnungsschimmern zählt der ÖDKH auf:

  • Errichtung eines Beirates für Elementarpädagogik
  • Flächendeckende Vereinheitlichung der pädagogischen Ausbildung von Assistenzpersonal
  • Auseinandersetzung mit der Transition-/Schnittstellensituation
  • Überlegungen zu multiprofessionellen Teams

Der Berufsverband der Kindergarten- und HortpädagogInnen stellt aber fest: „Leider gibt es bei genauer Durchsicht der Koalitionsvereinbarung auch Wermutstropfen“ und nennt als solche:

  • Immer noch geht es um reine Betreuungseinrichtungen, Betreuungssituationen, Betreuungsschlüssel anstatt BILDUNGs- und Betreuungseinrichtungen, Bildungssituation, Kinder-PädagogInnen-Relation, nur an manchen Stellen richtigerweise als BILDUNGSPLÄTZE bezeichnet
  • Wie soll der „flächendeckende Ausbau von Bildungsplätzen“ funktionieren, wenn schon jetzt Österreich weit PädagogInnen fehlen, obwohl es ausreichend Ausgebildete gibt?
  • „Österreichweit einheitliche Strategien zur Qualitätssicherung in elementarpädagogischen Einrichtungen“ – es gibt seit einigen Jahren den Bundesländerübergreifenden Bildungsrahmenplan, der nur aufgrund der Rahmenbedingungen nicht umgesetzt wird/werden kann
  • „Forschung zur Elementarpädagogik ist im Rahmen der Forschungsförderung“ nicht nur „zu begrüßen“, sondern endlich zu forcieren, Ergebnisse aus Deutschland sind nur minimalst für Österreich anwendbar
  • Auflistung von „Zweckzuschuss in der 15a-Vereinbarung…“ und „Um den raschen weiteren Ausbau…“ unter der Überschrift „Bedarfsgerechte Ressourcen für unsere Schulen“ widerspricht dem eigenständigen Bildungsauftrag der Elementaren Bildungseinrichtungen
  • „Größtmögliche Bündelung der Bildungsagenden…“ unter der Sub-Unterschrift „Schulorganisation verbessern“ müsste Bildungsorganisation verbessern, da Elementare Bildungseinrichtungen keine schulischen Bildungsorte sind

Der ÖDKH listet auch auf, was im Regierungsprogramm nicht zu finden ist:

  • Maßnahmen, um PädagogInnen zum Berufseinstieg zu bringen und arbeitende PädagogInnen zum Bleiben zu motivieren
  • Die Berechnung und Erhöhung der Raumgröße mit Inkludierung der Erwachsenen im Gruppenraum.