Wissen/Gesundheit

WHO-Liste: Die zehn größten Bedrohungen für die Gesundheit

Von antibiotikaresistenten Krankheitserregern bis zur wachsenden Zahl übergewichtiger Menschen, von der Luftverschmutzung und dem Klimawandel bis zum Bewegungsmangel: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sorgt derzeit mit einer Liste für Aufsehen, in der sie zehn globale Bedrohungen für den Gesundheitszustand der Menschheit anführt.

 

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Um sie erfolgreich bekämpfen zu können, hat die WHO einen neuen "strategischen Fünf-Jahres-Plan" ins Leben gerufen. Dahinter steckt ein dreifaches "Milliardenziel":

  • Innerhalb der kommenden fünf Jahre soll eine Milliarde Menschen mehr als heute Zugang zu einer umfassenden Gesundheitsversorgung haben.
  • Eine Milliarde Menschen mehr als heute soll vor Gesundheitsnotfällen wie der Ausbreitung gefährlicher Krankheitserreger geschützt sein.
  • Und bei einer Milliarde Menschen mehr als heute soll sich der Gesundheitszustand und die Lebensqualität deutlich verbessern.

Das sind die zehn globalen Gesundheitsbedrohungen:

Bedrohung 1: Luftverschmutzung, Klimawandel

Neun von zehn Menschen atmen täglich verschmutzte Luft ein. Die WHO bezeichnet Luftverschmutzung als das größte Umweltrisiko für die Gesundheit. Mikroskopisch kleine Teilchen können in den Atemwegen und im Herz-Kreislauf-System  Schäden an Lunge, Herz und Gehirn verursachen. Sieben Millionen Menschen sterben jährlich frühzeitig an Krebs, Schlaganfall, Herz- und Lungenkrankheiten. Die Hauptursache für die Luftverschmutzung (fossile Brennstoffe wie Kohle oder Öl) ist auch ein Hauptgrund für den Klimawandel. Zwischen 2030 und 2050 wird damit gerechnet, dass der Klimawandel jährlich zusätzlich 250.000 Todesfälle durch Hitzestress, Unterernährung, Durchfälle oder auch Malaria fordert.

Bedrohung 2: Krebs, Diabetes, Herzleiden

"Nicht übertragbare Krankheiten" wie Krebs, Diabetes und Herzerkrankungen bleiben ein massives Problem, dessen Ausmaße in vielen Ländern zunehmen: Auch in Österreich steigt die Zahl der Diabetes-Patienten deutlich an. Fünf große Risikofaktoren sind für den Anstieg verantwortlich: Rauchen, Bewegungsmangel, Alkoholkonsum, Fehlernährung und die Luftverschmutzung.

Bedrohung 3: Eine neue Grippe-Pandemie

Es wird eine neue Influenza-Pandemie (eine weltweite Epidemie) - mit einem veränderten Grippe-Erreger - geben. "Das Einzige, was wir nicht wissen, ist, wann es uns treffen wird und wie heftig die Pandemie sein wird", heißt es bei der WHO. In 114 Ländern weltweit wird die Verbreitung von Grippe-Viren kontinuierlich überwacht, um frühzeitig einen neuen Virustyp  erkennen zu können. Je früher das gelingt, umso eher könnte ein passender Impfstoff entwickelt werden.

Bedrohung 4: Zerbrechliche Lebensbedingungen

Trockenheit, Hunger, Krieg, ethnische Konflikte, Flucht: 22 Prozent der Bevölkerung weltweit leben in Regionen, wo anhaltende Krisen dazu führen, dass nicht einmal eine Basis-Gesundheitsversorgung möglich und verfügbar ist. Besonders betroffen sind davon Kinder und ihre Mütter.

Bedrohung 5: Antibiotikaresistenz

Die Entwicklung von Antibiotika ist einer der größten Erfolge der modernen Medizin. "Jetzt aber läuft die Zeit dieser Medikamente aus", warnt die WHO. Und sie nennt als Beispiel die Tuberkulose: 2017 waren weltweit bereits 600.000 Tuberkulose-Patienten resistent wegen das wichtigste Präparat, das zu Beginn einer Therapie verwendet wird. Doch nicht nur das: 82 Prozent dieser Patienten sprachen gleich auf mehrere Präparate nicht mehr an.

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Bedrohung 6: Ebola und die Krankheit X

2018 kam es in der Demokratischen Republik Kongo zu zwei Ebola-Ausbrüchen, die sich auch auf Städte mit mehr als einer Million Einwohner ausbreiteten - eine davon in einem Krisengebiet. Die WHO warnt vor einer größeren Ausbreitung derart gefährlicher Erreger wie Ebola und hat das Jahr 2019 als "Jahr der Aktion zur Vorbereitung auf einen Gesundheitsnotfall" ausgerufen. Denn es ist nicht nur Ebola, dass den Gesundheitsexperten Sorgen macht: Auch andere hochgefährliche Fiebererkrankungen, die zu inneren Blutungen führen und gegen die es keinen Impfschutz gibt, stehen auf ihrer Liste. Aber auch eine "Krankheit X" nennt die WHO - und meint damit einen bisher noch unbekannten Erreger, der eine gefährliche Epidemie auslösen kann.

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Bedrohung 7: Schwache Basisversorgung

"Primärversorgung!" ist das Schlagwort dazu, gemeint ist die erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem, in Österreich in der Regel der Hausarzt oder ein Primärversorgungszentrum: Während in Österreich vor allem über die künftige Struktur dieser Versorgung geredet wird - Stichwort Ärztemangel - und nur regional Versorgungslücken auftreten (etwa durch unbesetzte Kassenordinationen),  gibt es in vielen Ländern mit  nur niedrigem und mittlerem Einkommensniveau generell keine funktionierende Grundversorgung.

Bedrohung 8: Anti-Impf-Bewegung

Impfen ist einer der kostengünstigsten Wege, Krankheiten zu vermeiden. Nach Schätzungen der WHO werden derzeit durch Impfungen jährlich zwei bis drei Millionen Todesfälle verhindert. Es könnten aber um 1,5 Millionen vermiedene Todesfälle mehr sein, wenn es weltweit mehr Impfprogramme gäbe - und diese auch mehr angenommen würden.

Mangelndes Vertrauen in Impfungen sei einer der Gründe, dass viele Menschen zögern, sich impfen zu lassen. So habe die Zahl der weltweiten Masernfälle um 30 Prozent zugenommen - auch in Ländern, die schon nahe an der Masern-Ausrottung waren.

Bedrohung 9: Dengue

390 Millionen Infektionen mit dem Dengue-Virus gibt es jährlich - Tendenz steigend. Während eine Erstinfektion meist nur zur Symptomen wie bei einer starken Grippe führt, kann eine Zweitinfektion auch tödlich innere Blutungen auslösen. 20 Prozent der schwer erkrankten Patienten sterben. Rund 40 Prozent der Weltbevölkerung sind in den wärmeren Regionen ständig einem Dengue-Risiko ausgesetzt. Aber nicht nur sie: Die Dengue-Risikogebiete breiten sich zunehmend auf Regionen mit gemäßigtem Klima, wie etwa Nepal, aus.

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Und: Die Regensaison in Ländern wie Indien und Bangladesh, in der es besonders viele Infektionen gibt, wird länger, was ebenfalls zu mehr Infektionen führt. Die WHO hat das Ziel, durch gezielte Maßnahmen (Mückenbekämpfung, bessere Gesundheitsversorgung, bessere hygienische Bedingungen in Großstädten) die Zahl der Todesfälle bis 2020 um rund 50 Prozent zu senken.

Bedrohung 10: Aids-Erreger HIV

Einerseits ist es eine Erfolgsgeschichte der Anstrengungen der vergangenen Jahrzehnte: 22 Millionen Menschen, die mit dem Aids-Erreger HIV infiziert sind, werden mit Anti-Virus-Medikamenten behandelt. Doch die Gesamtzahl der Infizierten beträgt 37 Millionen. Und: Zunehmend von Infektionen betroffen sind Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren.

In 50 Ländern nimmt überdies die Zahl der Neuinfektionen deutlich zu. Experten fürchten, dass durch den Rückgang von Finanzierungsmitteln die Zahl der weltweiten Neuinfektionen stark ansteigen könne. Die WHO will heuer vor allem die Einführung von Selbsttests vorantreiben, damit Infektionen früher erkannt werden - und Ansteckungen möglichst reduziert werden können.