Leben/Essen & Trinken

Welches Getränk die Russen mehr als Wodka lieben

Welches Getränk fällt Ihnen ein, wenn Sie an  Russland, den Austragungsort der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft denken? Klar - Wodka! Auch wenn die Spirituose traditionell so etwas wie das Nationalgetränk ist, das in unzähligen Variationen gerne im Achterl-Glas auf den Tisch kommt, schaut die Realität überraschend anders aus. Gemessen am Umsatz der Spirituosenindustrie liegt Bier mit 82,8 Prozent Anteil gegenüber Wodka (8,9 Prozent) klar vorne. Die Russen lieben vor allem die Biersorte "Wiener Lager", die im 19. Jahrhundert den weltweiten Biermarkt revolutionierte und die Basis für die Entwicklung der Schwechater Brauerei zur Großbrauerei einleitete. Dieser Fakt habe sogar die heimischen Brauer überrascht, gesteht Jutta Kaufmann-Kerschbaum, Geschäftsführerin des österreichischen Brauereiverbands.

Traditionsreiches Bier

Es ist in der Tat ein besonders traditionsreiches Bier, das den Russen so sehr mundet. 1841 braute es der Braumeister Anton Dreher erstmals - damals war es weltweit das erste untergärige Bier. 2016 feierte es bereits seinen 175. Geburtstag, rückte jedoch angesichts hellerer Lager-Biere in den Hintergrund. Erst seit einigen Jahren erfreut es sich wieder größerer Beliebtheit. Es braucht eher kühle Temperaturen, damit die Hefezellen nach unten absinken - daher die Bezeichnung untergärig. Aufgrund fehlender Kühlbedingungen wurden untergärige Biere bis Mitte des 19. Jahrhunderts nur im Winter gebraut. Heute wird es natürlich ganzjährig hergestellt. Neben klassischen "Lager"-Sorten zählt etwa auch das Pils zu dieser Herstellungsmethode.

Im Gegensatz dazu wird obergäriges Bier bei wärmeren Temperaturen gebraut. Die Hefezellen steigen bei dieser Methode durch die Kohlensäure, die bei der Gärung entsteht, nach oben. Bevor Dreher sein "Wiener Lager" braute, wurden vor allem obergärige Biere hergestellt. Dazu zählen etwa Weißbiere und "Kölsch".

Österreicher im Bierkonsum ungeschlagen

Und noch einen Österreichbezug gibt es in Sachen Lieblingsbier der Russen: Es wird in einer Brauerei in Samara, einer Stadt an der Wolga, gebraut. Gegründet wurde diese 1880 vom österreichischen Adeligen Alfred Joseph Maria Vacano Ritter von Wellho.

Wenn es um den Pro-Kopf-Verbrauch von Bier geht, haben allerdings die Österreicher die Nase weit vorn: Mit 106 Litern war er 2017 doppelt so hoch wie in Russland, wo statistisch gesehen 53,2 Liter durch die Kehle jedes Einwohners rannen. Für 2018 erhofft sich die russische Braubranche jedenfalls eine Steigerung - nicht zuletzt aufgrund der Heim-WM. Denn kaum etwas passt so gut zusammen, wie Stadion, Kicken und ein kühles Bier.