Mountainbike-Guide: "Alles in einem Rucksack"
Von Stefan Hofer
Per eMail schickt Barbara Pirringer noch schnell ein Foto: Ihr Gesicht unter dem Radhelm ist voller Gatsch, das Lächeln aber ist erkennbar. „Ich war im Tiroler Unterland, bin die KAT Bike gefahren“, schildert Barbara Pirringer. Wer diese Mehrtagestour komplett radelt (170 Kilometer und 5.300 Höhenmeter) , hat die schönsten Plätze der Kitzbüheler Alpen gesehen.
Die Niederösterreicherin macht sich derzeit als Bike-Babsi in der MTB-Community einen Namen – und das als „Flachländerin“. Nach Ausflügen in andere Sportarten wie Judo habe sie irgendwann ihr Jugend-Bike aus dem Keller geholt, „da ist die alte Liebe entflammt“. Anfänglich sei sie sternförmig von ihrem Wohnort in Waidhofen an der Ybbs weggeradelt, etwa auf den Prochenberg im Mostviertel.
Doch Rad-Träume enden nicht am Ybbsitzer Hausberg. Es folgte die erste große Herausforderung: die Dachsteinrunde. Die (drei bis viertägige) Rundtour im Salzkammergut, je nach Variante mit bis zu 7.900 Höhenmetern, war ihre „Einstiegsdroge“. „Diese Tour hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen, da war ich stolz darauf.“ Es folgten Touren in Südtirol (Stoneman Dolomiti, 1 bis 3 Tage) und die Watzmann-Hochkönig-Runde (3 bis 8 Tage). Diese Mehrtagesetappen beschreibt Pirringer in ihrem Buch (siehe unten).
Zwischenmenschliches
Neben Themen wie Navigation in den Bergen, einfache Reparaturen am Rad und Packlisten („Man muss unterwegs auf Eitelkeiten verzichten“) überrascht Pirringer mit persönlichen Eindrücken. Ihr geht es abseits von Material (sie fährt ein Cannondale FSi und ein Santa Cruz 5010) und Streckenwahl um das Zwischenmenschliche. „Vor allem als Einsteiger sollte man mit Leuten fahren, die nicht nur ein ähnliches Leistungslevel, sondern auch ähnliche Motive haben.“ Amüsant das Kapitel über fünf Typen, die jede Bike-Gruppe kennt – vom Klugscheißer über den Nörgler bis zum Klassenkasperl. „Konstruktive Strategien im Umgang mit speziellen Charakteren lohnen sich, ansonsten könnte es zu Reibereien kommen.“ Welcher Typ sei sie? „Am ehesten der Streber!“
Jedenfalls wollte sie, mittlerweile geprüfter MTB-Guide, alle Gedanken in ein Buch packen, das sie selber gerne lesen würde. Auf Seite 30 steht der essenzielle Satz: „Ich habe zum ersten Mal alles, was ich für die nächsten Tage zum Leben brauche, in einen Rucksack gepackt.“ Dieses Gefühl der Freiheit durch Reduktion ist ein Grund, warum viele Frauen und Männer eine Transalp (eine Überquerung des Alpenhautkamms mit dem Fahrrad) in Angriff nehmen.
Was sie stets im Rucksack habe? „Dicht-Utensilien für die Tubeless-Reifen, verschließbare Plastiksackerl, ein Multitool-Werkzeug – und eine Portion Neugier.“
Pirringers Ratgeber „Abenteuer Mountainbiken“ ist 2021 im Tyrolia Verlag erschienen. 176 S., 19,95 €
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