Irgendwann blieb er dann dort: ein Griechenland-Aussteiger erzählt
Von Axel Halbhuber
Er ist ein „Aussteiger“ und damit sowieso schon jeder Biederkeit unverdächtig. Aber der Burgenländer Rudi Treiber hebt das Wort „unkonventionell“ auf ein neues Level. Der bald 71-Jährige lebte in den 1960ern eine jener Geschichten, in denen sich die Worte Griechenland und Autostoppen treffen, die entstandene Sehnsucht wuchs, bis er 2001 einen Wohnsitz dort begründete. Danzer wäre stolz auf ihn.
Jetzt hat Treiber ein Buch geschrieben, das man auch „unkonventionell“ nennen darf. Gespickt mit Fehlern, aber auch mit viel Herz, erzählt ohne Reiseführerstrenge, aber mit der Leidenschaft eines Aussteigers. Man kann sagen: Der Rudi schreibt sich seine Griechenlandliebe samt emotionalem Wissen über das Land von der Seele, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Und irgendwie geht das auf.
YouTube-Starlet und Lehrer
Nachdem er 35 Jahre Lehrer für Englisch und Turnen in Neusiedl war, kaufte sich Treiber in Erfüllung eines Lebenstraums ein Anwesen auf der nördlichen Peloponnes, nahe Patras am korinthischen Meer.
Sechs Kilometer im Landesinneren, aber nur wenige Minuten vom Meer entfernt, 10.000 Quadratmeter groß, mit 150 Olivenbäumen. Man braucht Platz im Leben, denn „ein Nachbar kann dir das Leben versauen“, sagt Treiber, der immer schon viele Interessen hatte, vom Malen bis zur Musik – Treiber spielte einst als Vorgruppe von Status Quo, verkaufte Tausende Tonträger und ist ein bisschen Youtube-Star. „Mein Vater hat immer gesagt: Bua, du fangst immer was an, von dem I waas, dass du es nicht kannst, aber es wird immer was draus.“
Die größte Leidenschaft ist aber Griechenland und dass er das bis jetzt nie künstlerisch verarbeitet habe, sei komisch. „Es gab nix von meinem Lieblingsland, also schrieb ich während der Pandemie das Buch.“ Hauptort darin ist sein Anwesen, das er vor zwanzig Jahren nur entdeckt hat, weil der Auspuff seines alten Mercedes aufgegeben hatte.
Seitdem verbringt er zumindest drei Monate pro Jahr hier und an anderen Orten in Griechenland, wobei: „Für mich ist das hier die beste Gegend der Welt. Die Inseln sind im Sommer überfüllt und im Winter ist alles zu. Am Peloponnes ist im Sommer Leben, im Winter Leben. Ich brauche Infrastruktur, will auf einen Kaffee gehen können. Und hier sind nur griechische Touristen. Keine Österreicher, keine Deutschen.“ Nur er, den die Menschen im Dorf längst „Rudaki“ nennen, den der Fischer auf eine Ausfahrt mitnimmt, und der ein Heimatgefühl entwickelte.
Empfehlungen für Griechenland
Welchen Teil des Landes ein Griechenland-Neuling zuerst besuchen sollte, sei Typsache: „Wer das Städtische sucht, muss unbedingt nach Athen, Thessaloniki und Kalamata. Richtig ursprünglich ist der Norden bei der albanischen Grenze. Und je näher zum Meer, umso entwickelter und touristischer.
Jeder muss sich sein Griechenland erobern.“ Das beginne schon bei der Anreise: schnell mit dem Flieger oder „bequem nach Venedig und dann mit der Fähre nach Patras. Das dauert zwei Tage, aber wie sagt man: Ihr habt die Uhren, ich habe die Zeit.“
Im Buch erzählt Treiber die kleinen und großen Anekdoten, von der Olivenernte, während der er immer da sein muss, bis zu den Essenseinladungen an den Bürgermeister, wenn die Zufahrtsstraße wieder gemacht werden muss. Vom Dauerregen im Februar und dem Meer, das „immer wieder ein Gefühl erzeugt“. Von Skorpionen, deren Bisse schmerzen, und von Entstehung und Qualität des Olivenöls. Die Erzählungen sind so wirr, wie es ein „permanenter Seitensprung“ eben ist, wie Treiber sein Teilzeitleben in Griechenland nennt.
Buchinfo: „Mein verrücktes Griechenland. Vom Rucksacktouristen zum Olivenhainbesitzer“, Eigenverlag, 29,80 Euro. Infos zu Rudi Treiber und seinen Projekten: ruditreiber.com