Leben/Reise

Großarltal: Den guten Mittelweg finden

Alles nicht so, wie man es gewohnt ist. Skireisen, sofern die Unterkünfte endlich wieder geöffnet sind, erfahren massive Anpassungen an die angespannte Weltsituation. Sich in die Gondel zwängen – kann man sich aktuell nicht vorstellen. Volle Skihütten, in denen die Gaudi tobt? Das ist Schnee von gestern. Dicht an dicht in der Sauna sitzen? Undenkbar geworden. Viele Lebensbereiche wurden auf ihre Ursprünglichkeit zurückgeworfen. So auch das Skifahren und der gesamte Skiurlaub: Wenn Abstand das oberste Gebot ist, müssen Menschenansammlungen vermieden werden. Oder zumindest so geschickt gelenkt, dass Distanz möglich ist.

Eine Aufgabe, die auch Thomas Wirnsperger, Geschäftsführer des Tourismusverbands Großarltal, gerade intensiv beschäftigt. Die Region harrt der (größeren) Wiedereröffnung, blickt zuversichtlich auf die Zeit nach dem aktuellen Lockdown, wenn Hotels und die Gastronomie wieder geöffnet sein dürfen. Und damit auch wieder Tourismus im größeren Stil möglich ist. „Wir haben neue Konzepte erstellt, stellen uns auf eine Saison unter völlig anderen Bedingungen ein“, sagt Thomas Wirnsperger. Es sei ein Strecken nach der Decke, ein Ausloten, was möglich ist und wovon man sich verabschieden müsse. „Definitiv wird es in dieser Saison keine Veranstaltungen und Events im größeren Stil geben können. Aber es wird jede Menge Sonnenskilauf und Genuss geben“, sagt Wirnsperger und gibt die Marschrichtung vor.

Im Großarltal kann man, weil es in den Regionenverbund Ski amadé einbettet ist, mit insgesamt 760 Pistenkilometern, 270 Liften und 260 Skihütten aus dem Vollen schöpfen. Platz ist genug. „Wir werden die Skifahrer und Touristen gut lenken, mit Durchgängen und Drehkreuzen dafür sorgen, dass ein reibungsloser Ablauf auf den Skipisten gewährleistet wird“, erklärt Wirnsperger. Das alles sei Learning by Doing, aber man habe in den vergangenen Wochen viel geübt. Jetzt sei es für die Region und die vielen Betriebe höchst an der Zeit, dass eine gewisse Normalität Einzug hält.

Diese neue Ausrichtung ist im Großarltal sicher leichter zu finden als in manch’ anderem Skigebiet. Das Tal war immer schon für seinen gemäßigten Tourismus bekannt. Ein bisschen Skiparty, aber nicht zu wild. Ein großes Angebot für Familien. Eine wunderschöne Berglandschaft, die viele Aktivitäten zulässt.

Und so soll es auch heuer wieder eine Lady-Skiwoche geben, voraussichtlich von 21. bis 28. März. Die Veranstalter setzten auf Sonne, Schnee und ein bisschen Party. In Form eines Pistenbutlers, der Getränke über das Schneemobil ausgibt; in Form eines Skirennens, in dem die Gruppeneinteilung nach Haarfarbe stattfindet; mit Bars auf den Pisten, wo man zum Sonnenuntergang verweilen kann, und verlängerten Fahrzeiten der Bergbahnen. Jedenfalls mit dem Angebot, dass es zu jedem Skipass einen zweiten gratis dazu gibt. „Die Lady Skiwoche ist über die Grenzen bekannt“, sagen die Veranstalter, „für heuer versprechen wir den weiblichen Gästen jeden Tag eine andere Überraschung.“

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Auch Skikeriki wird stattfinden. In kleinen, exklusiven Gruppen kann man hier in der Früh als Erster auf dem Berg sein, lange bevor der offizielle Skibetrieb um neun Uhr startet. Dann haben die Frühaufsteher schon 2.000 Höhenmeter Abfahrt hinter sich und bekommen ein regionales Frühstück am Berg. Gestärkt geht es dann ins Tal und hinein ins Taxi: Auf der anderen Seite des Tales nämlich liegen schon die Schneeschuhe bereit. Die Gäste stapfen in der Natur durch den tiefen Schnee zur Loosbühelalm auf einen Kaffee und einen Kaiserschmarren. Der Wintertag endet mit einer Schlittenfahrt zurück.

Apropos Schlittenfahrt – eine Pferdekutschenfahrt in den verkehrsfreien Talschluss Hüttschlag sollte man einplanen, wenn man in Großarl Urlaub macht. Das muss man sich so vorstellen: Als Mitfahrer ist man eingehüllt in warme Decken, die starken Rösser schnauben und dampfen, wenn sie den Schlitten durch das Tal ziehen, es wird ganz still und naturbelassen. Am Ende des Tales ist Schluss. Schluss mit dem Weg und überhaupt. Das Bergmassiv ragt empor, es gehört zum Nationalpark Hohe Tauern, ein Talmuseum ist eingerichtet und zeigt riesige Insekten, beeindruckende Naturfilme, digitales Sensenmähen, altes Handwerk und fast vergessene Bräuche.

Zurück zur Aktivität: Skitourengeher finden im Großarltal viele Hänge. Mit seinen vierzehn kleinen Seitentälern bietet das Tal Berggipfel bis fast 3.000 Meter Höhe. Bekannte Skiberge sind der Kreuzkogel (2.325 m) und das Kreuzeck (2.204 m) im Bergsteigerdorf Hüttschlag. Ebenso der Penkkopf, das Filzmooshörndl und der Loosbühel im Großarler Ellmautal. Später im Frühjahr locken die Skitourenberge Mandlkogel, Schöderhorn und der Keeskogel, mit 2.884 Meter der höchste Berg im Tal.

Wer lieber auf der Ebene bleibt, kann die Langlaufloipen Großarl und Hüttschlag nützen. 25 Kilometer sind gut präpariert. Einheimische Langlauf- und Fitnesstrainer helfen, das Können zu perfektionieren. Einkehrtipp für alle Langläufer ist das Aschaustüberl direkt an der Loipe in Hüttschlag. Die Familie Prommegger serviert regionale Köstlichkeiten, Speck und ein selbst angesetztes Zirberl.

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Klimafreundliche Anreise
Zielbahnhof bei der Anreise mit dem Zug ist der Bahnhof in St. Johann/Pongau. Weiter fahren Sie mit dem Postbus (mit schriftlicher Reservierungsbestätigung von der Unterkunft für nur einen Euro) oder per Taxi ins Großarltal bzw. in die beiden Orte Großarl und Hüttschlag

Unterkunft
In Großarl gibt es natürlich alle Unterkunftsmöglichkeiten. Zwei Tipps: Luxus bietet „Das Edelweiss Salzburg“ (edelweiss- grossarl.com), die Hotellobby ist gigantisch, das Haus erst kürzlich völlig neu adaptiert. Doppelzimmer ab 350 €/N
– Ganz anders ist das Aparthotel Berg-Leben (berg-leben.com): klein, persönlich, mit tollem Steak- und Pizzarestaurant. Ab 80 €/P/Nacht  

Infos
Beim Tourismusverband grossarltal.info kann man Unterkünfte suchen und bekommt alle Infos zum Skifahren im Großarltal  

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