Die Olsen-Twins: Still und leise in den Mode-Olymp
Von Maria Zelenko
Ihre Outfits hätten von so gut wie jeder Marke stammen können. Als Schauspieler Jonah Hill kürzlich auf seinem Instagram-Account einen gemeinsamen Schnappschuss mit Kollegin Zoë Kravitz veröffentlichte, trugen beide denkbar Simples. Er in einem schwarzen, langärmeligen T-Shirt und Jeans, sie im grauen Midirock. Und doch sorgte das Foto in der Modebranche für Aufsehen. Eingekleidet hatten sich beiden Stars nämlich nicht mit Nullachtfünfzehn-Ware – sondern in Kreationen des Labels The Row.
Wenn ultra-feministische Outfits wie diese aktuell für Schlagzeilen sorgen, stecken meist Mary-Kate und Ashley Olsen dahinter. Einst als Kinderstars in der Kultserie „Full House“ weltberühmt geworden, schien es nach einigen Teenie-Filmen ab dem Jahr 2011 ruhig um sie zu werden. Warum auch nicht? Die beiden hatten schon lange vor ihrer Volljährigkeit Millionen mit der Schauspielerei verdient, ein Rückzug war aus rein finanzieller Sicht kein Problem.
Still und leise begannen die beiden jedoch an einem ganz anderen Projekt zu tüfteln: einem weißen T-Shirt. 2006, mitten in jener Zeit als glitzernde, bunte und mit Logos verzierte Mode das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends prägte, stellten die beiden der Weltöffentlichkeit ihr Label The Row vor. 15 Jahre später gilt die Marke als Inbegriff zeitloser Eleganz. Die Olsens konzentrieren sich ausschließlich auf puristische Schnitte und gedeckte Farben.
Medial rar machen
„Wir nennen es den Everyday Luxury Look“, sagt Zoé Daie vom Wiener Store Amicis, der The Row führt. Die Qualität der Materialien, die Langlebigkeit der Looks und die komfortablen Designs seien das, was Neukundinnen und -kunden schnell zu treuen Fans mache. Zu den von den Olsen-Zwillingen entworfenen Bestsellern gehören bei Amicis stets die Mäntel, Kaschmir-Pullover und Hosen. Daie: „Diese Kollektion kaufen selbstbewusste Menschen, die ganz genau wissen, was sie wollen – und keinen Trends folgen.“
Teil des Erfolgs ist auch die Art und Weise, wie die ehemaligen Schauspielerinnen ihr Label nach außen präsentieren: In einer Zeit, in der sich internationale Modehäuser mit ausgefallenen Fashion Shows und ständig wechselnden Kollektionen bei ihrer Kundschaft immer wieder in Erinnerung rufen wollen, setzen Mary-Kate und Ashley Olsen nicht nur bei ihren Designs, sondern auch der Kommunikation auf Zurückhaltung. Als sie vor 15 Jahren ihre ersten Teile lancierten, wussten viele nicht, dass die Hollywood-Stars hinter The Row steckten. „Wir wollten nicht das Aushängeschild sein, wir wollten auch nicht unbedingt, dass die Menschen wissen, dass wir das sind“, sagte Ashley in einem der äußerst seltenen Interviews, das die Zwillinge kürzlich dem Magazin i-D gaben.
Statt ihren 1,4 Millionen Instagram-Fans (ein privates Profil hat keine der beiden) ständig ihre Mode zu vor die Nase zu halten, stellen sie dort vor allem Mid-Century-Kunst vor. Und die drei The-Row-Filialen in Los Angeles, London und New York muten fast wie Galerien an. Wer dort für einen schnellen Schnappschuss für den eigenen Social-Media-Account sein Handy zückt, wird sofort vom Security zurechtgewiesen. Mary-Kate und Ashley Olsen legen keinen Wert darauf, dass ihr Label ständig in den Medien ist. Die Mode soll für sich sprechen – und als Kaufargument ausreichen.