Leben/Essen & Trinken

Marktgeschichten, Folge 14: Klein, aber oho!

Zucchini sind wahre Alleskönner!“, ruft mir Erol zu, als ich die bunte Fülle des Juligemüses am Marktstand betrachte. „Und auch wenn sie das ganze Jahr über erhältlich sind, nur zu dieser Jahreszeit gibt es die festen, kleinen Exemplare, und wenn wir Glück haben, ist auch noch die wunderschöne gelbe Blüte dran! Die Schale muss glänzen und makellos sein, damit die Zucchini lange frisch bleiben.“

Die Zucchini ist die kleine Schwester des großen Kürbis und ihre Vorfahren kommen beide aus Amerika, dort wird das grüne Gemüse Sommerkürbis genannt. In der Neuzeit kamen die Kürbisse mit den Schiffen aus Amerika nach Europa und die Zucchini wird seit dem 17. Jahrhundert in Italien gezüchtet. Ihr Name bedeutet „kleiner Kürbis“ und ist eigentlich die Mehrzahl, aber wer will nur einen einzelnen Zucchino kaufen? Im Garten lässt sie mancher Hobbygärtner wachsen, bis sie Kürbisgröße erreicht, dann hat sie umso mehr Vitamine und Mineralstoffe.

„Für mich ist die Zucchini halt ein bisschen das Aschenputtel unter den Gemüsesorten“, erzähle ich dem Liebsten. „Dann muss sie wohl ein wenig rausgeputzt werden, damit sie ihre wahre Schönheit zeigt“, erwidert er. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, für die Geburtstagsparty unseres Freundes wird es nun eine Zucchiniquiche, aber mit Pepp! Rosinen werden in Currywasser eingelegt, die Zucchini werden ganz dünn geschält, mit Feta und einer Rosine gefüllt, aufgerollt und aufrecht in die Tarte gestellt. Als ich sie aus dem Ofen ziehe, bin ich selber  beeindruckt und kann es mir nicht verkneifen, Daniel ein Foto zu schicken. Am nächsten Tag gibt es für das Abendessen mit den Kindern ein Antipasto mit Zucchini. Wie ich es auf einem Markt in Sizilien kennengelernt habe, grille ich das Gemüse, damit es an Farbe und Aroma gewinnt und gehackte Minze ist der Überraschungsfaktor. Das herrliche Sauerteigbrot vom Vortag wird zu krachenden Bröseln geröstet, als der Älteste mir über die Schulter schaut: „Dazu passt mein neues Geheimrezept; es ist der Renner bei jedem Essen mit Freunden: Feta mit ein wenig Wasser mit einer Gabel zerdrückt, ein paar Gewürze und Olivenöl drauf, fertig!“

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Lust auf „Zoodles“

Zurück zum Marktstand. Eine junge Frau steigt von ihrem Rad und bestellt ein Kilo Zucchini. „Ich koche heute Zoodles – also Spaghetti aus Zucchini – in der WG“, meint sie, „absolut kalorienarm, außerdem vegan, schnell gemacht und supergut!“ Im Café erzähl ich Daniel von meinen Kochanfängen als junge Mutter, die Zucchinisuppe war jedes Mal eine Herausforderung. „Und die Farbe!“, schaudert es ihn direkt, „Also wenn schon, dann schäl ich die Zucchini, mach ein Süppchen mit einer Zwiebel und dem Fruchtfleisch, die Schalen werden extra blanchiert, dann wird’s schön grün. Dazu ein Minzpesto und einen Spieß mit Feta und Kirschtomaten, so kann ich mir das ganz gut vorstellen.“ Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn ich daran denke, was mein 21-jähriges Ich zu dieser Suppenanleitung für ein Kleinkind gesagt hätte. Jetzt kann ich es kaum erwarten, in die Küche zu laufen und die Suppe nachzukochen – wie das Leben so spielt!

Das freizeit-Rezept für Juli

Gebratene Zucchini mit Fetacreme und Dukkah

Zutaten:
4 Zucchini, in 3 cm große
Stücke geschnitten
3 EL Olivenöl
2 EL milde Minze, grob geschnitten
250 g Feta
80 g altes Sauerteigbrot, im Cutter oder
mit dem Messer zu Bröseln schneiden
Olivenöl
Dukkah:
4 EL Haselnüsse, trocken geröstet,
zerkleinert
2 EL heller Sesam, trocken geröstet
1 TL Koriandersamen, mit
1 TL Kreuzkümmel trocken geröstet
Prise Salz
Alle Zutaten im Mörser zu teils Pulver, teils gröberen Stücken zerreiben

1 Den Grill im Backofen vorheizen. Die Zucchini mit dem Olivenöl vermischen, auf ein Backblech legen und auf der obersten Schiene in ca. 10-15 Minuten hellbraun braten, dann erst salzen.

2 Kurz vor dem Servieren vorsichtig mit der Minze vermischen. 3 EL Olivenöl in einer kleinen Pfanne erhitzen und die Sauerteigbrösel knusprig braten, auf die Zucchiniwürfel streuen.

3 Den Feta mit einer Gabel zerdrücken, dann nach und nach 8-10 EL kaltes Wasser hinzufügen und zu einer Creme verarbeiten, in einem tiefen Teller dekorativ anrichten. Die Fetacreme mit Olivenöl und Dukkah nach Geschmack bestreuen, Reste des Dukkahs zu Gemüse oder als raffinierten Suppenaufputz verwenden.

Tipp: Zucchini am besten an einem kühlen, dunklen Ort – nicht im Kühlschrank – lagern

Nicole Ott ist Köchin, Gastronomin und Kochbuchautorin. Am Wiener Kutschkermarkt führt sie das Café Himmelblau