cm/WKO

Plötzliche Vollbremsung: Mobilitätsbranche fordert Entlastungsschritte

Vor Ausbruch der Pandemie wurden in Österreich täglich sieben Millionen Fahrgäste via Bus, Bahn, Flugzeug oder sonstiger Verkehrsmittel transportiert. Um die Menschen zu versorgen, wurden rund 80.000 Tonnen an Nahrungs- und Genussmitteln pro Tag befördert. Insgesamt sorgen rund 35.000 österreichische Verkehrs- und Logistikunternehmen, die 200.000 Menschen beschäftigen, täglich dafür, dass wir ernährt werden oder auch an unsere Ziele gelangen.

Anfang des Jahres war die Welt noch in Ordnung und die Sparte Transport und Verkehr rechnete noch mit einem Wachstum im Jahr 2020. Aber alles kam anders: Am 15. März 2020 kommt es wegen stark steigender Corona-Infektionsraten zum Lockdown in Österreich. Alle Pläne und Prognosen waren von einem Tag auf den anderen wertlos. Laut einer im April durchgeführten Befragung der WKÖ gemeinsam mit dem Complexity Science Hub bei über 700 Betrieben aus der Sparte Transport und Verkehr gaben neun von zehn Unternehmen an, dass sie Umsatzrückgänge aufgrund von Covid-19 hinnehmen müssen. Doch selbst die Lockerungen in den vergangenen Wochen brachten nicht immer Besserungen, und viele Unternehmen aus der gesamten Transport- und Logistik-Branche spüren die Auswirkungen nach wie vor massiv.

Alle Inhalte anzeigen

Günstige Maßnahmen

Ohne Hilfen wird das Comeback schwierig und diese müssen nicht immer teuer sein. Schon einfache Maßnahmen wie eine Harmonisierung von Fahrverboten kann Lkw-Lenkern kilometerlange Umwege ersparen oder auch Entbürokratisierungsmaßnahmen im Eisenbahn-, Straßen- und Luftfahrtbereich wären günstig und hätten gleichzeitig eine große Wirkung. Zum Beispiel könnte eine generelle Anhebung der Geschwindigkeit für Lkw von 60 auf 80 km/h in der Nacht einen großen Beitrag zu Produktivität leisten. Viele Experten sind sich einig, dass die derzeitigen Regelungen im Hinblick auf Verkehrssicherheit, Lärm- sowie Umweltschutz nicht mehr zeitgemäß sind und eine Überarbeitung brauchen.

Entlastung wichtig

Neben einer Deregulierung und Optimierung der Infrastruktur braucht es Kostensenkungen. Die hohen Mautgebühren auf Schiene und Straße schlagen sich bei den heimischen Transportunternehmen besonders zu Buche. Alternative Konzepte der Bundessparte Transport und Verkehr liegen bereits auf dem Tisch und müssten nur noch umgesetzt werden. So schlägt die Bundessparte eine Reform des österreichischen Mautsystems für Lkw und Busse vor, das eine stärkere Differenzierung der Mautkategorien vorsieht. Auf diese Weise soll ein Schritt in Richtung Ökologisierung des Transportwesens gelingen. Hier wären für die schadstoffärmste Fahrzeugklasse mit konventionellem Antrieb (Euro 6) und Gasfahrzeuge vergünstigte Tarife vorgesehen und Elektro- und Wasserstofffahrzeuge sogar gänzlich von den Infrastrukturgebühren befreit.

Investitionen ankurbeln

Darüber hinaus müssen Investitionen in neue Technologien und die daraus resultierende CO2-Reduktion auch entsprechend honoriert werden. Grund: Die Corona-Krise lässt erwarten, dass weniger Neufahrzeuge angeschafft und ältere Lkw mit höherem Schadstoffausstoß länger gefahren werden. Durch eine Stilllegungsprämie könnten bestehende Flotten sauberer und effizienter gemacht werden. Eine solche Prämie würde zudem verhindern, dass alte Fahrzeuge in Betrieb gehalten und nur jene zurückgegeben werden, die am Markt noch verkäuflich sind.

 

„Wir haben bereits geliefert, jetzt muss die Regierung liefern“

Alexander Klacska, Obmann Bundessparte Transport und Verkehr, im Gespräch mit Conny Kreuter von schauTV.

Alle Inhalte anzeigen