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„Wir stehen Unternehmen über den gesamten Lebenszyklus hinweg zur Seite“

Von der Gründung bis zur Übergabe oder dem Verkauf eines Unternehmens stehen Österreichs Notar:innen den Wirtschaftstreibenden zur Seite. Katja Kornfehl-Nikolai, Notarsubstitutin in Wien, gibt einen Überblick über die Beratungs- und Serviceleistungen des Notariats.

Trotz der angespannten Wirtschaftslage sind die Unternehmensgründungen im ersten Halbjahr 2024 mit 19.400 fast gleich hoch wie im Vorjahreszeitraum. Worauf führen Sie das zurück?

Katja Kornfehl-Nikolai: Die Österreicher:innen haben einen ausgeprägten Unternehmergeist. Meiner Einschätzung nach liegt das auch daran, dass viele Menschen „ihr eigener Chef“ sein und damit selbst entscheiden und zeitlich flexibler sein wollen. Ich denke, darin liegt für viele die Motivation für den Schritt in die Selbstständigkeit.

Was sind die größten Fehler der Gründer:innen?

Die einzelnen Schritte im Rahmen der Gründung zu übereilen. Natürlich ist es verständlich, dass die Gründer:innen motiviert sind und ihre Ideen rasch umsetzen wollen. Nur leider setzt dabei so mancher den zweiten vor dem ersten Schritt – und das kann zu Problemen und letztlich zu Verzögerungen führen. Ich rate daher jeder Gründerin, jedem Gründer dazu, sich rechtzeitig Rechtsberatung zu holen und die einzelnen Schritte noch einmal in Ruhe durchzudenken.

Welche Punkte sollte man sich genau anschauen?

Das beginnt damit, dass man das Geschäftsmodell beziehungsweise die Marktumgebung noch einmal auf den Prüfstand stellt. Auch potenzielle Mitgesellschafter:innen sowie etwaige Geschäftspartner:innen sollte man sich genau anschauen. Weitere wichtige Punkte sind die richtige Rechtsform und eine geeignete Firma, also der Name der Gesellschaft. Im Falle von mehreren Gesellschaftern kommt darüber hinaus der umsichtigen Formulierung des Gesellschaftsvertrags große Bedeutung zu.

Warum ist die richtige Rechtsform so wichtig?

Sie hat nicht nur Auswirkungen im Bereich des Steuerrechts und der Sozialversicherung, sondern ist zum Beispiel auch für die Haftungsfrage äußerst relevant.

Und was hat es mit der Namensfindung auf sich?

Ein im Firmenbuch eingetragenes Unternehmen braucht eine Firma, also einen Namen, der weder irreführend sein darf, noch darf Verwechslungsgefahr mit anderen Firmen bestehen. Hier gibt es oft erste Probleme bei der Gründung.

Da kommen die Notar:innen ins Spiel …

Genau. Gemeinsam mit dem oder den Gründer:innen werden die Vor- und Nachteile der jeweiligen Rechtsform abgewogen. Darüber hinaus überprüfen wir, ob die angestrebte Firma so auch wirklich im Firmenbuch eingetragen werden kann.

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Ich rate jeder Gründerin, jedem Gründer dazu, sich rechtzeitig Rechtsberatung zu holen und den zweiten nicht vor dem ersten Schritt zutun.


Gibt es noch andere Fehler, die Gründer:innen machen?

Ja, nämlich sich bei Verträgen wie etwa dem Gesellschaftsvertrag, auf Vorlagen, zum Beispiel aus dem Internet, zu verlassen. Nur ein individueller Gesellschaftsvertrag kann den Interessen aller Gesellschafter:innen Rechnung tragen und das Unternehmen langfristig absichern.

Das österreichische Notariat hat ja ein eigenes Gründerpaket geschnürt. Können Sie das beschreiben?

Dabei handelt es sich um eine erweiterte kostenlose Erstberatung, bei der alle für eine Gründung wichtigen Punkte durchgegangen werden. Denn eine gute Gründung ist ein stabiles Fundament für das künftige Unternehmen.

Österreichs Notar:innen begleiten Unternehmer:innen aber nicht nur bei der Gründung …

Das stimmt. Wir stehen ihnen über den gesamten Lebenszyklus des Unternehmens hinweg zur Seite. Man könnte auch sagen, dass wir Unternehmer:innen von der Wiege bis zur Bahre begleiten.

Können Sie ein paar Beispiele dafür nennen?

Wir beraten beispielsweise bei anstehenden Umstrukturierungen, bei Kauf oder Verkauf des Unternehmens beziehungsweise der Gesellschaftsbeteiligungen, aber auch in einer Krise oder bei Änderungen des familiären Umfelds und suchen dazu gemeinsam mit dem Unternehmer, der Unternehmerin und allen anderen Involvierten die am besten passende Lösung.

Wie ist das zu verstehen?

Man darf nicht vergessen, dass bei Unternehmer:innen Familie und Betrieb oft eng miteinander verflochten sind. Wenn sich also im familiären Umfeld etwas verändert, kann das auch Auswirkungen auf den Betrieb und dessen Fortführung haben, etwa im Falle des Todes. Eine Heirat oder die Geburt eines Kindes beispielsweise verändert den Kreis der Pflichtteilsberechtigten des Gesellschafters. Das heißt, man sollte sich dann nicht nur den Gesellschaftsvertrag ansehen, sondern auch im Testament reagieren. Bei einer Heirat sollte man über einen Ehevertrag nachdenken.

Gibt es sonst noch Möglichkeiten, um für den Bestand des Betriebes Vorsorge zu treffen?

Ja, ich halte eine Vorsorgevollmacht bei Unternehmer:innen für unerlässlich. Mit dieser können sie schon im Voraus bestimmen, wer sie im Fall der Geschäftsunfähigkeit vertritt und damit entscheidet, wer das Unternehmen weiterführt oder ob dieses gegebenenfalls verkauft wird.

Ein Thema, das bei Familienbetrieben sehr wichtig, aber heikel ist, ist die Nachfolge. Wie sieht da die Unterstützung aus?

Wir bemühen uns, mit rechtlicher Expertise und Fingerspitzengefühl nicht nur eine rechtlich richtige Lösung zu finden, sondern auch eine, die in der Praxis umsetzbar ist. Wichtig ist darüber hinaus, dass alle Beteiligten dabei gut aussteigen und mit der erarbeiteten Lösung langfristig zufrieden sind.

Österreichs Notar:innen beraten aber nicht nur, sondern sie setzen die Lösung auch um …

Ja, wir sind ein One-Stop-Shop für Unternehmer:innen. Wir helfen bei allen genannten Angelegenheiten dabei, die optimale Lösung zu finden und können dann gleich die notwendigen notariellen Urkunden errichten beziehungsweise die erforderlichen Beglaubigungen durchführen, damit wir für unsere Kund:innen unmittelbar die Eintragung im Firmenbuch beantragen können – das ist ein großer Mehrwert, den wir Notar:innen bieten.

Dazu muss man auch nicht mehr persönlich in die Kanzlei kommen. Die meisten Amtsgeschäfte, von der Errichtung von Notariatsakten bis zur Beglaubigung von Unterschriften, können wir mittlerweile auch online erledigen. Einzige Ausnahme ist das Testament.

Kann man somit sagen, dass Sie mit diesem Leistungsspektrum zum Erfolg von Unternehmen beitragen?

Ich denke, das kann man zweifelsfrei sagen. Wir sorgen dafür, dass alle Schritte im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen erfolgen und helfen damit, Streit zu vermeiden – so können sich die Unternehmer:innen auf ihre Geschäfte konzentrieren.

ihr-notariat.at