cm/ubm

Und es hat brumm gemacht

Es sind meist Dinge in denen man eigentlich nicht wohnen kann, die das polnische Architektur-Studio Wamhouse rund im Karina Wiciak inspirieren. Da gibt es etwa die Geschichte des „Greenhouse“, bei dem man sich an der Optik von wenig wohnlichen Scheunen orientierte.

Living in Lovebrands

Oder die Story eines Wohnhauses, das Anleihe an der Form eines felsigen Berges nimmt. Doch nun wird es buchstäblich abgefahren: Wiciaks aktuellste Entwürfe lassen Lovebrands, allen voran eine Deutsche Automarke, als Wohnhäuser in überdimensionaler Form entstehen!

Eines sei an dieser Stelle übrigens gleich klargestellt: Die betroffenen Marken haben Wiciak nicht etwa mit Geld zu den Designs animiert. Vielmehr seien es die Formen gewisser Logos selbst gewesen, die sie inspiriert hätten, wie sie betont: „Die von mir gewählten Logos sehen bereits aus wie Gebäude und lohnen sich also deshalb, als Häuser entwickelt zu werden.“

Große Marken, keine Kohle

Deshalb erwähnt die Architektin selbst die Marken in ihren Statements auch nicht – man darf jedoch gern selbst draufkommen. Allein, bei allen fünf von ihr vorgelegten Konzepten ist das nicht unbedingt schwierig. Aber konzentrieren wir uns vorerst auf die bereits angesprochene Automarke.

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen

Vier nebeneinander positionierte Ringe aus Stahlbeton – hier liegt die Sache wohl auf der Hand: Audi hat als Vorlage gedient. Die Architektin allerdings nennt das Objekt „Ringhouse“ und möchte sich nicht bloß auf die 1930 gegründete Brand berufen. Vielmehr sei auch der damals vorherrschenden Zeitgeist und die damit assoziierte Architektur für sie relevant: Rohbetonkonstruktionen, abgerundete Wände und Fenster, ein offener Innenraum und weitläufige Verglasungselemente.

Vier Ringe aus den 30ern

Um auch den letzten Zweifel zu beseitigen, dass es sich hier um das Logo von Audi handelt, fährt im Konzept ein Auto-Union Typ C-Bolide, pilotiert von einer Frau mit wehendem Schal, auf der Straße vor dem Haus vorbei.

Alle Inhalte anzeigen
Alle Inhalte anzeigen

Aber kommen wir zurück zum Haus selbst. Innerhalb der vier parallelen Betonzylinder könnte man – sofern das Haus tatsächlich jemals den Weg vom Rendering in die Realität schafft – auf 280 Quadratmeter residieren. Diese sind auf eine Tiefgarage mit Nebenräumen und ein Erdgeschoss aufgeteilt.

Nur keine Verwechslungen

Der ebenerdige Wohnbereich zeichnet sich durch hohe Decken und großzügige Räume aus. So konnte man entspannt auf ein zweites Stockwerk verzichten, was die Audi-Logo-Assoziation wohl zunichte gemacht oder zu Verwechslungen geführt hätte. Stichwort: Olympische Ringe.

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen
Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen

Jedenfalls besticht der oberirdische Teil des Hauses mit großen offenen Räumen, die teilweise durch Glaswände abgetrennt sind. Der Grundriss umfasst einen Flur samt Wohnzimmer, ein Esszimmer mit Musikecke, eine große Küche, ein Arbeitszimmer mit Bibliothek, zwei Schlafzimmer mit privaten Badezimmern, drei Toiletten, zwei getrennte Schränke und eine Speisekammer. Außerdem hat Wiciak im Ringhouse-Konzept bewusst vorgelagerte Freiräume geschaffen, wodurch die Form des Gebäudes deutlicher ersichtlich wird.

Zeitgenössische Übersetzung

Obwohl das unorthodoxe Werk an vergangene Tage erinnert, versteht die Architektin ihr Ringhouse als zeitgenössischen Entwurf. Sie merkt jedoch an: „Alles, was heute geschaffen wird, ist das Ergebnis einer Evolution und eine Fortsetzung dessen, was einst geschaffen wurde. Deshalb ist es erinnerungswürdig. Und das Design des Hauses kann deshalb eine gute Möglichkeit sein, um eine interessante Geschichte zu erzählen und nicht nur die Geschichte der Architektur."

Aus diesem Grund würde das Projekt eben nicht bloß ein fantastisches Haus darstellen, sondern zusätzlich einen vergangenen Stil neu interpretieren. Meint sie.

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen

Ähnliche Überlegungen spiegeln sich auch in den anderen von Wamhouse entwickelten Logo-Häusern wider. Sie alle bestehen hauptsächlich aus Beton und Glas und tragen keine Markennamen. Stattdessen spricht die Entwicklerin von „Trihouse“, „Rhombhouse“, „Crosshouse" und „Pyrahouse“. Wobei das Trihouse den ersten Entwurf dieser Art markiert.

Adidas lässt grüßen

Offensichtlich erinnert es allerdings nicht an eine Automarke, sondern an den Sportartikel-Hersteller Adidas. Die berühmten drei Streifen wurden in Form eines Dreiecks aus drei Betonstreifen, die durch eine große Verglasung getrennt sind, interpretiert. Im Inneren des Hauses, zwischen den Fenstern, gibt es ebenfalls Glaswände, die wiederum den großen Raum in kleinere Räume unterteilen.

Viel Platz unter drei Streifen

Die Fläche des gesamten Hauses beträgt etwa 560 Quadratmeter, die sich auf drei Geschosse verteilen: Das Erdgeschoss ist ein großer offener Raum, der Flur, Küche, Wohnzimmer, Esszimmer und Aufenthaltsraum miteinander verbindet. Auch eine kleine Speisekammer wurde hier integriert. Im ersten Stock befinden sich laut Plan zwei Schlafzimmer und zwei Badezimmer. Im Obergeschoß ist ein einzelnes großes Schlafzimmer angedacht, das über ein offenes Bad und einen eigenen Kleiderschrank verfügt.

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen

Das chronologisch betrachtet zweite Haus der ungewöhnlichen Serie, das Rhombhouse, macht auf den ersten Blick schon wieder brumm. Die Automarke Renault stand hier Pate. Es ist mit 270 Quadratmeter wesentlich kleiner als sein sportliches Vorgängermodell, sonst aber sehr ähnlich aufgebaut.

Noch zwei Automarken

Gleiches gilt für die beiden noch verbleibenden Konzepte: Das „Crosshouse" könnte man auch Chevrolethouse nennen und das„Pyrahouse“ ähnelt frappant dem Mitsubishi-Logo.

Und auch wenn es auf den ersten Blick als utopisch erscheint, dass diese „Autohäuser“ jemals wirklich gebaut werden, darf man dabei eines nicht vergessen: Die jeweiligen Marken sind alle finanzkräftig genug, um ein derartiges Prestigeprojekt tatsächlich realisieren zu können.

Und gerade der Autobranche würde etwas positive PR derzeit gewiss nicht schaden …

Text: Johannes Stühlinger

Bilder: Wamhouse Studio

Lesen Sie weiter im UBM Magazin, der Plattform für Immobilienwirtschaft, Stadtplanung und Design.

Alle Inhalte anzeigen Alle Inhalte anzeigen