Dr. Zacaria Sow über das Tabuthema Hämorrhoiden
Dr. Sow teilte sein Fachwissen über die physiologischen Grundlagen, die vielfältigen Ursachen, die effektiven Diagnosemethoden und die fortschrittlichen Behandlungsoptionen für Hämorrhoiden auf eine zugängliche und einfühlsame Weise.
Was sind Hämorrhoiden?
Dr. Zacaria Sow erklärt, dass Hämorrhoiden Gefäßpolster im Analbereich sind, die eine wichtige Rolle bei der Kontrolle des Stuhlgangs spielen. Sie tragen etwa 15 % zur Kontinenzleistung bei. Ein Hämorrhoidalleiden entsteht, wenn diese Gefäßpolster vergrößert sind und Beschwerden wie Blutungen, Schmerzen oder Juckreiz verursachen.
Ursachen und Risikofaktoren
Dr. Sow betont, dass mehrere Faktoren das Risiko für die Entwicklung von Hämorrhoiden erhöhen. Neben genetischen Prädispositionen zählen dazu Alter, Übergewicht und Lebensstilfaktoren wie geringe körperliche Aktivität und langes Sitzen auf der Toilette, was insbesondere in der westlichen Welt verbreitet ist. Er empfiehlt sogar die Verwendung eines Hockers für die Beine während des Stuhlgangs. Dadurch werden die Knie angehoben, was die natürliche Hockposition nachahmt. Diese Position verringert den Druck im Analbereich und entlastet die Hämorrhoiden. Auch die Ernährung spielt eine kritische Rolle; eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffarme Kost können zu harter Stuhlkonsistenz führen und somit das Pressen beim Stuhlgang verstärken, was die Entwicklung des Hämorrhoidalleidens begünstigt.
Diagnostische Verfahren
Dr. Sow beschreibt das standardmäßige diagnostische Vorgehen bei Verdacht auf Hämorrhoiden, das eine äußere Inspektion und eine digitale Untersuchung des Analkanals umfasst. Anschließend erfolgt oft eine Proktoskopie, eine Untersuchung, die es ermöglicht, die Hämorrhoiden direkt zu visualisieren und ihren Schweregrad genau zu bestimmen. Moderne Techniken wie die hochauflösende Rektoskopie können dabei helfen, die Diagnose zu verfeinern und individuelle Behandlungspläne zu entwickeln.
Behandlungsoptionen
Die Behandlung von Hämorrhoiden variiert je nach Schweregrad der Erkrankung. Dr. Zacaria Sow führt aus, dass leichte Fälle oft mit Lebensstiländerungen, wie der Anpassung der Ernährung und erhöhter körperlicher Aktivität, erfolgreich behandelt werden können. Medikamentöse Therapien umfassen die Verwendung von Venentonika, Medikamente, die die Venen stärken. Diese helfen, die Durchblutung in den Venen zu verbessern und Schwellungen zu reduzieren. Bei fortgeschrittenen Hämorrhoiden stehen verschiedene chirurgische Techniken zur Verfügung, von der Gummibandligatur bis hin zu minimalinvasiven Eingriffen, die die Hämorrhoiden erhalten und nur das zuführende Gefäß unterbinden.
Folgen unbehandelter Hämorrhoiden
Unbehandelte Hämorrhoiden können zu ernsthaften Komplikationen führen, wie anhaltenden Blutungen oder sogar Anämie. Es ist daher wichtig, rechtzeitig medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um diese Folgen zu vermeiden. Aufgrund ihrer hohen Verbreitung wird die Diagnose ‚Hämorrhoidalleiden‘ oft sehr leichtfertig und häufig von den Betroffenen selbst gestellt. Dabei zeichnen sich einige wesentlich schwerwiegende Erkrankungen (auch Krebs) durch eine sehr ähnliche Symptomatik aus.
Schmerzen bei der Behandlung und Krankenstand
Dr. Sow erklärt, dass moderne Behandlungsmethoden in der Regel gut verträglich sind und nur geringe Schmerzen verursachen. Die Erholungszeit nach einem Eingriff ist oft kurz, und viele Patienten können schnell wieder ihren normalen Aktivitäten nachgehen. Ein längerer Krankenstand ist selten erforderlich.
Gesellschaftliche Bedeutung und Tabuisierung
Dr. Sow spricht auch das Tabu an, das mit Hämorrhoiden und anderen analen Erkrankungen verbunden ist, und erklärt, dass dies oft dazu führt, dass Patienten zögern, frühzeitig medizinische Hilfe zu suchen. Dies kann zu einer Verschlechterung des Zustandes führen, bevor adäquate Hilfe in Anspruch genommen wird. Jeder Mensch muss zur Toilette gehen, es ist etwas ganz Natürliches. In Patientengesprächen wird dieses Thema daher stets diskret und professionell behandelt. Der Facharzt betont die Bedeutung der Aufklärung und des offenen Dialogs über dieses Gesundheitsthema, um die Betroffenen zu ermutigen, zeitnah medizinische Beratung zu suchen.