Chronik/Wien

Wiener Nordwestbahnhof: Ein bisschen New York für die Brigittenau

Wenn sich fast die gesamte Stadtregierung, mehrere Gemeinderäte und zwei Bezirkschefs in einem schmucklosen Bürogebäude in der Dresdner Straße einfinden, dann ist Wahlkampf. Und in diesem will jede Möglichkeit, sich ablichten zu lassen, genutzt sein.

Dieses Mal war der Nordwestbahnhof die Kulisse.

Noch nutzen die ÖBB diesen als Fracht- und Güterbahnhof. Bis Ende 2021 soll er aber komplett in das neue Güterzentrum in Inzersdorf absiedeln. Das heißt: In einer Gegend, die (gerade noch) als innerstädtisch durchgeht, wird eine riesige Fläche frei.

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Ungenutzt bleiben wird das 44 Hektar große Areal in der Brigittenau freilich nicht: Bereits 2008 legte die Stadt erste Pläne für einen neuen Stadtteil auf dem Bahnhofsgelände vor. Sie wurden daraufhin mehrmals überarbeitet – zuletzt im Vorjahr.

Nun haben sich die Stadt und die ÖBB auf ein Übereinkommen geeinigt, das die Details der Nachnutzung regelt.

Nordwestbahnhalle angedacht

Und die schauen so aus: Ab dem Jahr 2022 wird das Gelände etappenweise frei gemacht. Das heißt: Die bestehenden Schienen und Gebäude werden abgerissen – bis auf eine Lagerhalle.

In dieser will die Stadt kommerzielle und unentgeltliche Nachbarschafts- und Kulturinitiativen unterbringen. (Ähnlich wie in der Nordbahnhalle, die im Winter abgebrannt ist.)

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Das potenzielle Publikum dafür ist groß: Ab 2024 entstehen auf dem Bahnhofsgelände 6.500 Wohnungen. 1.300 davon werden Gemeindewohnungen sein – insgesamt sind zwei Drittel geförderte Wohnungen geplant. Die Stadt wird dafür Baurechte vergeben.

„Das gibt es nur in Wien. In jeder anderen Metropole entstünden auf so einem Filetstück Eigentumswohnungen“, sagt der nicht um Eigenlob verlegene Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ).

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Schulcampus geplant

Es werden Arbeitsplätze für 5.000 Menschen entstehen. Vorgesehen sind zudem ein Schulcampus (mit Kindergarten, Volksschule und AHS) und ein zehn Hektar großer Park im Zentrum – die sogenannte „grüne Mitte“.

Quer durch den Park wird eine Verbindung zwischen dem 20. und dem 2. Bezirk geschaffen. Sie wird von der Nordwestbahnstraße in die Dresdner Straße führen und voraussichtlich eine Fußgängerzone sein.

Straßenbahnlinie 12

Dort soll auch eine Straßenbahn fahren – und zwar die neue Linie 12. Ihre Strecke wird vom Franz-Josefs-Bahnhof über die Wallensteinstraße, die Dresdner Straße und die Taborstraße in die Vorgartenstraße führen. „Maximal 25 Prozent der Wege in dem neuen Viertel sollen mit dem Pkw zurückgelegt werden“, sagt die grüne Vizebürgermeisterin Birgit Hebein.

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In den neuen Stadtteil hineinführen soll eine Art „High Line“, wie es sie in New York gibt: Auf der dann nicht mehr benötigen Gleistrasse von der Stromstraße in Richtung Heiligenstadt und ans Donau-Ufer ist eine Rad- und Fußgängerverbindung geplant.

Dafür soll das bestehende Eisenbahntragwerk über die Hellwagstraße und die Stromstraße erhalten bleiben und begrünt werden.

Infocenter eröffnet

Bevor all das Realität wird, muss das Projekt noch eine Hürde nehmen: Im Herbst startet das UVP-Verfahren. Bis 2033 soll der neue Stadtteil dann fertig sein. Wer mehr darüber wissen möchte, der bekommt bald mehr Infos: Anfang September eröffnet auf dem Gelände ein Infocenter.

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