Chronik/Wien

Wiener Althanquartier: Der große Abriss hat begonnen

In der Nordbergstraße Nummer 13 hat er vor Kurzem begonnen, an der Nummer 9 steht er unmittelbar bevor: der Abriss der bestehenden Bürogebäude. Sie werden durch zwei Neubauten mit insgesamt 250 Eigentumswohnungen ersetzt.

Die beiden Häuser sind Teil des neuen Stadtviertels Althanquartier über dem Franz-Josefs-Bahnhof im 9. Bezirk, das nach langen, heftigen Diskussionen und vielen Änderungen des Konzepts nun Gestalt annimmt.

Umbaupläne für das Areal werden schon seit dem Jahr 2017 gewälzt. Zunächst ging man davon aus, dass auf dem rund 2,4 Hektar großen Gelände Hochhaus-Türme gebaut werden. Dann war von einem sogenannten Terrassenhaus die Rede. Aus beidem wurde schließlich nichts.

2017
Die damalige grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou sowie Vertreter des Bezirks und  des Projektentwicklers 6B47 präsentieren das Leitbild für das Althanquartier. Es sieht zwei bis zu 126 Meter hohe Gebäude und einen Hochpark vor.

2018
Allen voran unter den Anrainern regt sich Widerstand gegen etwaige Hochhaus-Türme. Im Juni geht  aber ohnehin ein relativ niedriges Projekt als Sieger aus einem Architekturwettbewerb hervor: ein rund 60 Meter aufragendes Terrassenhaus. Um dieses bauen zu können, benötigt 6B47 eine neue Flächenwidmung. Die  Voraussetzung dafür ist ein städtebaulicher Vertrag zwischen 6B47 und der Stadt. Noch im selben Jahr starten die schwierigen Verhandlungen.

2019
Im Dezember scheitern die Verhandlungen. Knackpunkt dürfte die Bedingung der Stadt gewesen sein, dass 6B47 über dem Bahnhof (zusätzlich zu den freifinanzierten Wohnungen) 300 Sozialwohnungen baut. 6B47 sagt das Terrassenhaus ab und stellt ein Alternativprojekt vor, für das die bestehende Widmung ausreicht. 

Vor rund einem Jahr präsentierte der Immobilienentwickler 6B47, der das Grundstück 2015 gekauft hat, dann neue Pläne. Und nun macht man sich daran, diese auch zu realisieren.

Baugenehmigungen da

Das Bank-Austria-Gebäude am Julius-Tandler-Platz an der Alserbachstraße bleibt ein Bürostandort. Es wird aber saniert und erhält den Namen „Francis“. Im Sockel werden zusätzlich Geschäfte, Gastronomie und ein Kindergarten einziehen.

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Die beiden Bürogebäude in der Nordbergstraße werden – wie erwähnt – abgerissen. Die neuen Bauten werden „Sophie“ und „Joseph“ heißen: 99 Wohnungen sind in „Joseph“ geplant, 151 in „Sophie“. Dazu kommen „großzügige Außenflächen“, wie es seitens 6B47 heißt.

Die bestehende Hochgarage in der Althanstraße bleibt. Die beiden Büroetagen darüber werden in ein Hotel umgebaut.

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Für sämtliche dieser Vorhaben liegen nun Baugenehmigungen vor, teilt 6B47 auf Anfrage mit. Und damit kann das Projekt nach einem Jahr der Vorbereitung nun sichtbar vorangehen. In Summe geht es um eine Bruttogeschoßfläche von 130.000 Quadratmetern.

Hotel vergeben

Voraussichtlich noch im 1. Quartal des Jahres wird die Freitreppe vor dem Bank-Austria-Gebäude abgerissen. Im April wird das Gebäude dann ausgebaut.

Parallel dazu läuft noch bis Herbst die Entkernung: Sämtliche Böden, Wände und Installationen werden herausgerissen, nur das Stahlskelett wird übrig bleiben. Mit diesem Prozess hat man bereits im vergangenen Frühling begonnen.

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An ihren höchsten Punkten (diese liegen bei „Francis“ und „Joseph“) wird die neue Bebauung 44 Meter aufragen. Es ist damit deutlich niedriger, als Kritiker der Umbaupläne befürchtet hatten. Ende 2023 soll das neue Viertel fertig sein. Wie viel investiert wird, verrät der Projektentwickler nicht.

Unterdessen wurde laut 6B47 übrigens auch fixiert, wer das Hotel über der Hochgarage betreiben wird. Namen werden – vorerst – allerdings noch nicht verraten: Darüber wurde bis auf Weiteres Stillschweigen vereinbart.