Chronik/Wien

Semmelweis-Areal: Elite-Musikschule kommt wieder unter den Hammer

Kritiker des Immobiliendeals rund um drei Klinik-Pavillons auf dem Gelände der Semmelweis-Frauenklinik in Wien-Währing könnten im Jänner zu früh aufgeatmet haben. Damals wurde die Zwangsversteigerung der Gebäude, in denen die Amadeus International School - eine private Elite-Musikschule -  residiert, in letzten Moment abgesagt - der KURIER berichtete.

Doch nun wurde erneut ein Versteigerungstermin angesetzt: Am 26. Juni sollen Pavillon 1 und 2 sowie das Haus 3 unter den Hammer kommen.

Die drohende Versteigerung hatte zuletzt Aufregung ausgelöst, weil die Stadt dadurch ihr Vorkaufsrecht an den historischen Gebäuden verloren hätte. Das hatte erneut Vorwürfe über Immobilienspekulation angeheizt.

Streitgespickte Vorgeschichte

Auslöser für die Versteigerung waren finanzielle Schwierigkeiten der Liegenschaftsbesitzerin Amadeus Vienna Campus Eigentümergesellschaft. Hinter dem Unternehmen steht der Immobilienentwickler Nikolaus Peter Lengersdorff.

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Seine Gesellschaft hatte der F.R.F.-HPM-Beteiligungen GmbH (Stiftung der Familie Koch, ehemals Leiner/Kika, Anm.) zur Besicherung eines Darlehens ein Pfandrecht eingeräumt. Aufgrund offener Rechnungen wurde dieses schlagend, vergangenen Juni wurde deswegen die Zwangsversteigerung angesetzt.

Grund für die finanziellen Turbulenzen von Lengersdorff war wiederum ein Streit zwischen dem Schulbetreiber und der Amadeus Vienna Campus Eigentümergesellschaft um die Miete.

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Er konnte aber kurz vor Weihnachten beigelegt werden, im Jänner wurde die Versteigerung ausgesetzt.

Lengersdorff „leicht konsterniert“

Lengersdorff machte sich daraufhin auf die Suche nach Partnern, die Anteile an der Eigentümergesellschaft der Amadeus-Schule übernehmen. Diese verlief vielversprechend, die Liegenschaft sei "sehr begehrt", sagt der Immobilienentwickler zum KURIER.

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Über den neuen Versteigerungstermin sei er „leicht konsterniert“, denn: „Wir erfüllen die Verträge mit der Koch-Stiftung.“

Kritisch beurteilen die Neos die jüngste Entwicklung: "Es tritt nun ein, wovor wir immer gewarnt haben", sagt Klubchef Christoph Wiederkehr. "Die Stadt hat Vermögen verscherbelt. Mit der Versteigerung wird für Private die Möglichkeit geschaffen, damit Gewinne zu erwirtschaften."

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Turbulente Vorgeschichte

Zur Erinnerung: Die Stadt hatte Pavillon 1 und 2 sowie Haus 3 auf dem Frauenklinik-Areal im Jahr 2012 um 14 Millionen Euro an die Amadeus Vienna Campus Eigentümer Gesellschaft veräußert. Die Rathaus-Opposition kritisierte den Kaufpreis damals als viel zu gering.

Laut einem aktuellem Gutachten, das ein Sachverständiger im Zuge des Versteigerungsverfahrens erstellte, sind Pavillon 1 und 2 zusammen rund 20,4 und Haus 3 11,2 Millionen Euro wert.

Lengersdorff würde auch nach Abzug der eingeklagten Zahlungen von einer Versteigerung profitieren, monierten Kritiker des Deals angesichts dieser Summen.  Außerdem würde das Vorkaufsrecht der Stadt damit fallen.

Lengersdorff habe die Versteigerung absichtlich herbeigeführt, lautete der Vorwurf vor diesem Hintergrund. Ziel der Aktion: der Bau von Luxus-Appartements. Lengersdorff hat das stets vehement bestritten.

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