Chronik/Wien

Missbrauchsverdacht: Kindergarten-Leitung abgesetzt

Nach dem Missbrauchsverdacht in einem Kindergarten in Penzing gibt es die ersten personellen Konsequenzen: Die Leitung des Standorts wurde neu besetzt, ebenso die zuständige Regionalleitung. Das gab Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) am Freitag bekannt. „Die neue Kindergarten-Leitung hat die Verantwortung, das zerrüttete Vertrauen der Eltern wiederherzustellen.“

Wie berichtet, haben im März 2021 Eltern eines damals dreijährigen Mädchens der Leitung gemeldet, dass ein Pädagoge ihr Kind beim Wickeln unsittlich berührt habe. Der Mann wurde umgehend vom Dienst mit Kindern abgezogen und angezeigt. Allerdings wurden die Eltern der anderen Kinder erst jetzt, als weitere mögliche Fälle bekannt wurden, informiert. Das sorgt bei den Betroffenen für massiven Unmut. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft in insgesamt vier Verdachtsfällen.

Information mangelhaft

Während zuletzt die für die Kindergärten zuständige MA 10 die zurückhaltende Kommunikation noch verteidigte, sah Wiederkehr nun doch Handlungsbedarf: „Ich finde, die Eltern sind zu spät informiert worden. Im Zuge des Elternabends am Donnerstag hat sich herausgestellt, dass die Kommunikation am Standort und mit dem Standort nicht zufriedenstellend war“, begründet er die Absetzung der Leitung. Als weitere Maßnahme werden das Kinderschutzzentrum und der Verein „Die Möwe“ den Kindergarten begleiten, um Eltern, Kinder und das Personal zu unterstützen.

Zudem hat die Stadt, wie berichtet, eine Kommission zur Aufklärung der Causa eingesetzt. An ihr ist unter anderem die Wiener Kinder-und Jugendanwaltschaft beteiligt. Sie soll unter anderem klären, wer zu welchem Zeitpunkt die relevanten Entscheidungen getroffen hat. Mit einem Endbericht rechnet Wiederkehr bis Anfang Juli. Je nach Ergebnis könnte es dann zu weiteren personellen Konsequenzen kommen.

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Kritik an der mangelnden Unabhängigkeit des Gremiums weist der Stadtrat zurück. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft sei weisungsfrei, betont er.

Dass der betroffene Pädagoge versetzt und nicht suspendiert wurde, habe laut Wiederkehr arbeitsrechtliche Gründe.

Als zusätzlichen Schritt kündigt er ein neues Wiener Kinderschutzkonzept an, das bis Jahresende fertiggestellt sein soll.

Opposition empört

Ein solches Konzept sei auch längst überfällig, sagten ÖVP-Klubobmann Markus Wölbitsch und -Bildungssprecher Harald Zierfuß. Sie haben den Verdacht, dass die Causa vertuscht hätte werden sollen.

Eine lückenlose Aufklärung fordert auch der grüne Klubchef David Ellensohn. Seine Partei wird eine dringliche Anfrage mit zwölf Punkten zu dem Fall im Gemeinderat einbringen.

Einen Schritt weiter geht FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss, der eine Suspendierung der Leiterin der MA 10 fordert.