Kühle Meile: Die Zieglergasse wird begrünt
Temperaturen über 30 Grad fühlen sich in der Stadt oft an wie ein Spaziergang durch die Wüste. In Wien gab es laut einer Studie vergangenes Jahr 36 Hitzetage, das sind um zehn mehr als 2017.
Um den Klimawandel für die Bewohner des Bezirks Neubau erträglicher zu machen, versucht der Bezirk nun die Zieglergasse in eine kleine Oase zu verwandeln: Kühlbögen, Trinkaufsätze für Hydranten und Bäume sollen dabei helfen, dafür werden 48 Parkplätze gestrichen.
Vermehrt Rettungseinsätze
„Wir wollen den Bezirk auch an Hundstagen lebenswert machen“, sagt Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne). Denn der 7. Bezirk kämpft mit einigen Herausforderungen: 73 Prozent der Fläche sind verbaut, nur 2 Prozent seien begrünt, der Rest dient dem Verkehr.
Zudem habe der Bezirk laut Reiter eine wachsende Gruppe älterer Menschen. „Die Rettungseinsätze aufgrund von Hitzebeschwerden sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen“, so Reiter.
20 Bäume spenden Schatten
Um all dem entgegenzuwirken, gestaltet der Bezirk nun die knapp über einen Kilometer lange Zieglergasse ab August neu. Dazu pflanzt die Stadt 20 Ulmen. Die haben eine sehr breite Baumkrone und spenden damit viel Schatten.
Vor der Volksschule in der Zieglergasse 21, beim Häuserrücksprung bei den Hausnummern 34/34A, bei der Kreuzung mit der Westbahnstraße, und beim Bereich zwischen Badhausgasse und Lerchenfelder Straße werden die Gehsteige verbreitert. So sollen diese vier Bereiche zu kleinen Plätzen werden.
Wassernebel kühlt
Insgesamt vier Kühlbögen sollen dort für angenehme Temperaturen sorgen: Sie aktivieren sich bei über 27 Grad selbst und verdampfen Wasser, wodurch ein kühlender Nebel entsteht. Zusätzlich werden fünf Hydranten mit Trinkaufsätzen bestückt. Auch für Tiere soll es Tröge geben, aus denen sie trinken können.
32 Sessel und fünf Sitzelemente laden zum Verweilen. Beschattet werden sie von sogenannten begrünten Pergolen. Begrünte Häuserfassaden sollen die Temperaturen weiter senken.
Hier ist man laut Reiter im Gespräch mit den Verwaltern von zwei privaten und zwei öffentlichen Gebäuden. Darunter mit der Volksschule.
„Das Ziel ist es das Klima um fünf Grad zu senken“, sagt Reiter. Maßgeblich tragen auch die neuen, hellen Pflastersteine dazu bei. Diese reflektieren die Sonne und speichern somit weniger Wärme. Dadurch sollen vor allem die Nächte erträglicher werden.
Insgesamt kostet das Projekt 2,4 Millionen Euro. Dabei ist die ohnedies geplante Straßenerneuerung inkludiert. „Der Zusatzaufwand für die Wohlfühloase ist damit gering“, sagt Birgit Hebein (Grüne), designierte Wiener Vizebürgermeisterin.
48 Parkplätze gehen durch die Umbauarbeiten, die im Dezember abgeschlossen sein sollen, verloren. „Nur etwa ein Viertel der Einwohner in Neubau besitzen ein Auto, und die Zahlen sind weiter rückläufig“, meint Reiter dazu.
Zudem werde das Radfahren durch 50 neue Stellplätze für Fahrräder gefördert. Laut Reiter soll es aber kein Projekt für Verkehrsberuhigung sein, sondern zur Kühlung des Bezirks.
Dem scheint sich auch der angrenzende Bezirk Mariahilf anzuschließen. Dort pflanzt der Bezirk 20 Bäume und schafft kleine Grüninseln. Auch eine Begrünung des Amtshauses in der Amerlingstraße wird geprüft.