Chronik/Wien

Übersiedlung ins KH Nord: Diese Spitäler machen den Anfang

Beim Großprojekt Krankenhaus Nord steht der nächste Kraftakt an. Bevor im Juni 2019 der erste Patient an der Brünner Straße behandelt wird, müssen drei komplette Spitäler und mehrere Abteilungen aus fünf weiteren Häusern dorthin übersiedeln. Genauer gesagt: Deren Personal. Interieur und Patienten sind vom Umzug weitgehend ausgeklammert, erklärten die Manager des Krankenanstaltenverbunds ( KAV) am Donnerstag bei der Präsentation des Umzugsplans. Wie die frei werdenden Liegenschaften künftig genutzt werden, ist noch offen – verkauft werden sollen sie jedenfalls nicht.

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Den Anfang machen Ende Mai 2019 das Krankenhaus Floridsdorf und eine psychiatrische Abteilung des Otto-Wagner-Spitals. Darauf folgen im Wochentakt das Orthopädische Spital Gersthof und die Semmelweis-Frauenklinik. Parallel ziehen weitere Abteilungen aus dem Otto-Wagner-Spital und dem Krankenhaus Hietzing, Kinderbetten aus der Krankenanstalt Rudolfstiftung und dem Wilhelminenspital sowie ein Teil der Unfallchirurgie aus dem Donauspital um. 

Die betroffenen Einheiten fahren den Betrieb vor dem Umzug sukzessive herunter. Geplante Eingriffe und Geburten werden vorab in andere Häuser umgeschichtet, verbleibende Abteilungen versorgen Akutpatienten. Details erarbeitet der KAV bis Mitte Dezember. „Dann weiß jede Abteilung und jeder Mitarbeiter den genauen Tag, wann er umsiedeln wird“, erklärte Generaldirektorin Evelyn Kölldorfer-Leitgeb.

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Mehr als 860 Pflegekräfte und 400 Ärzte werden im Krankenhaus Nord arbeiten – laut KAV gibt es genügend übersiedlungswilliges Personal. 97 Prozent der Pflege- und 81 Prozent der Ärztestellen seien bereits besetzt. Äußert schleppend ging zuletzt die Rekrutierung von Technikern voran – der KURIER berichtete. Im Februar waren nur 26 Techniker-Posten besetzt, laut Plan hätten es 42 sein sollen. Mittlerweile konnten 56 der 87 technischen  Stellen vergeben werden, sagt Generaldirektor-Stellvertreter Herwig Wetzlinger. Die Lücke  sollen nun externe Firmen schließen. 

Medizintechnik, EDV und Möbel müssen nicht in Umzugskartons gepackt werden – denn im Krankenhaus Nord ist die entsprechende Ausstattung  vorhanden. Im September wurden etwa medizinische Geräte wie Herz-Lungen-Maschinen und  ein Hybrid-OP-Tisch angeliefert. Der erste Praxistest ist für April 2019 angesetzt: Teams üben dann den Echtbetrieb mit Scheinpatienten.

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Nachnutzung

Unklar ist derzeit noch, wie die Stadt mit den nicht mehr benötigten  Liegenschaften verfahren will. Wie berichtet, handelte sich das Rathaus Kritik ein, als vor sechs Jahren Teile des Semmelweis-Areals – mutmaßlich unter Wert – an Private veräußert wurden. Zur Zukunft des restlichen Geländes sagt Gesundheitsstadtrat Peter Hacker ( SPÖ): „Sicher ist, dass wir es nicht verkaufen, sondern für eine Nutzung zur Verfügung stellen.“ Das gelte auch für  das Spital Gersthof und das Krankenhaus Floridsdorf, erklärt sein Büro. Eine Entscheidung zur konkreten Nutzung soll nach der Übersiedlung fallen.

Nach wie vor fix ist dagegen Hackers Vorgabe an das KAV-Management zum Krankenhaus Nord. Sie lautet: Endkosten unter 1,34 Milliarden, Vollbetrieb ab September 2019.

Chronologie

2005: Um die medizinische Versorgung der Großbezirke Floridsdorf und Donaustadt zu verbessern, beschließt  die Stadt die Errichtung des neuen 785-Betten-Spitals. 

2008: Die Entscheidung für den Standort Brünner Straße fällt, ein EU-weiter Architekturwettbewerb wird ausgelobt.  Zwei Jahre später kauft die Stadt von den ÖBB das entsprechende Grundstück.

2012: Bürgermeister Michael Häupl und Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (beide SPÖ) legen den Grundstein. Die Stadt geht von   Kosten über 825 Millionen Euro und einem Vollbetrieb im Jahr 2016 aus. Im Laufe der folgenden Jahre kommt es zu einem stetigen Anwachsen der Kosten und einer wiederholten Verschiebung des Eröffnungstermins.

2015: Wegen Fehlern in der Statikberechnung und des Konkurses einer Fassadenbaufirma erhöhen sich die Kosten  um rund zehn Prozent, die Fertigstellung verzögert  sich um ein Jahr. Kurz nach der Wien-Wahl gesteht  Wehsely weitere Verteuerungen und Verzögerungen ein.

2018: Im März veröffentlicht der Rechnungshof seinen vernichtende Endbericht zum Spitalsprojekt. Die Prüfer kritisieren unter anderem  den Verzicht auf einen Totalunternehmer und den nicht erfolgten Baustopp. Einen Monat später nimmt die  gemeinderätliche Untersuchungskommission zur Causa ihre Arbeit auf.