Chronik/Wien

Kein Ende des Ansturms: So viele Touristen wie nie besuchen Wien

Touristen, die sich durch die Gassen Barcelonas drängen, Kreuzfahrtschiff-Passagiere, die Venedigs Markusplatz belagern - seit sich immer mehr Städte gegen die drastischen Tourismus-Auswirkungen wehren, wird auch in Wien über sogenannten Overtourism nachgedacht. Klar, einen Ansturm wie Amsterdam, Barcelona oder Venedig erlebt Wien bei Weitem nicht. Und neun von zehn Wienern stehen den Besuchern laut einer aktuellen Umfrage positiv gegenüber.

Dennoch hat der Wien Tourismus im Vorjahr seine Strategie verändert. Man wolle die Touristenzahlen nicht unbedingt weiter steigern, hieß es.

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Stattdessen will man die Wien-Besucher auch für Sehenswürdigkeiten und interessante Locations außerhalb der Innenstadt begeistern.

Umsatz-Boom

Einen neuen Rekord meldete der Wien Tourismus trotzdem. So wurden 2019 rund 17,6 Millionen Nächtigungen erzielt. Das sind 6,8 Prozent mehr als 2018. Auch die Gästeankünfte nahmen um 5,1 Prozent zu. Es kamen also rund 7,9 Millionen Touristen in die Stadt.

Diese Zahlen wollten Wien-Tourismus-Chef Norbert Kettner und der zuständige Stadtrat Peter Hanke (SPÖ) bei der Bilanz-Präsentation aber gar nicht mehr zu stark in den Fokus rücken. Denn mit der neuen Strategie stehe auch das Bedürfnis der Destination im Vordergrund - und was die Touristen der Stadt bringen. Und hier habe man ebenfalls einen "historischen Umsatzrekord" verzeichnet, sagt Hanke. Konkret würden die Hotels erstmals "die Schallmauer" von rund eine Milliarde Euro an Umsatz knacken.

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Damit, betont Kettner, habe man die strategischen Ziele für 2020 erreicht. "Bei den Nächtigungen sind wir nur geringfügig unter den in der Tourismusstrategie 2020 anvisierten 18 Millionen geblieben."

Für die Stadt bedeutete der Tourismus im Vorjahr rund vier Milliarden Euro an Wertschöpfung. "Jeder neunte Job in Wien ist mit Tourismus in Verbindung zu bringen", betont Hanke. Besonders viel Geld würden Chinesen und US-Amerikaner im Land lassen. Und zwar 942 Euro bzw. 704 Euro pro Einkauf.

Spanier und Italiener mit Gusto auf Wien

Vor allem internationale Gäste sind für den Tourismus von Bedeutung. 83 Prozent der Nächtigungen entfielen im Vorjahr auf Besucher aus dem Ausland. Besonders Spanier (+ 25 Prozent), Italiener (+13 Prozent)  und Franzosen (+10 Prozent) entdeckten ihr Faible für Wien. Das, so meinen die Touristiker, hänge auch mit dem Wettbewer unter den Billig-Airlines zusammen. Der Ansturm wäre mittlerweile abgeklungen.

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Doch auch in jenen Ländern, die (noch) nicht zu den Hauptmärkten des Wien Toursimus zählen, ist das Interesse an Österreichs Bundeshauptstadt groß. So stieg die Zahl der Touristen aus Israel um satte 44 Prozent.

Spendable Amerikaner

Besonders angesagt sind Wien-Besuche derzeit in den USA. Die Vereinigten Staaten gelten als aufkommenstärkster Fernmarkt. Im Vorjahr wurde erstmals eine Millioen Nächtigungen von US-Amerikanern registriert. Sie steigen dabei besonders gerne in 5-Sterne-Hotels ab. (Wie übrigens auch Besucher aus China und Japan).

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Für heuer kündigt Tourismus-Chef Kettner eine "Verschnaufpause" auf hohem Niveau an. Neben dem Ende des Billigflieger-Preiskampfes könnte sich auch die abschwächende Konjunktur in vielen Ländern auf die Reiselust der Gäste auswirken.

Wien im Zeichen von Beethoven und Freud

Grundsätzlich steht die Stadt heuer ganz im Zeichen von Ludwig van Beethoven, dessen Geburtstag sich zum 250. Mal jährt. So haben die Wiener Symphoniker etwa ein interaktives Hörspiel für Alexa entwickelt. Im Frühjahr soll ein Beethoven-Spaziergang präsentiert werden, der die Besucher auch in weniger bekannte Ecken Wiens führt - Stichwort Entzerrung der Touristenströme.

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Im zweiten Halbjahr setzt der Wien Tourismus zudem auf Sigmund Freud - und damit auf Fans der neuen ORF/Netflix-Serie "Freud".

Und wohin soll es gehen? Neben dem Fokus auf Luxusreisende will sich Kettner auf umweltfreundliches Reisen konzentrieren. Bis 2025 soll der Anteil jener Touristen, die mit der Bahn anreisen, von 21 Prozent auf 26 Prozent gesteigert werden. Auch die Strategie, Touristen neue Grätzel in der Stadt schmackhaft zu machen, wird fortgeführt. Potenzial gäbe es: 50 Prozent der Gäste waren zuvor bereits schon einmal in Wien, 25 Prozent kommen jedes Jahr.

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