Chronik/Wien

„Flexity-Bim“ ab Weihnachten auf der Linie 67 unterwegs

„Flexity loves you“ prangt auf der Anzeige, der neuen Flexity-Straßenbahn der Wiener Linien, die Donnerstagvormittag eine Testrunde um den Ring absolvierte. Ob die Liebe auf Gegenseitigkeit beruht, wird sich erst weisen. Bis Weihnachten müssen sich die Wiener Öffi-Nutzer mit ihrem Urteil jedenfalls noch gedulden, erst dann sollen die ersten Garnituren durch die Stadt fahren und nach und nach die alten Hochflurstraßenbahnen ersetzen. Ein Passant berührt die schnittig wirkende Bim jedenfalls gleich ehrfürchtig.

Viele Worte verliert Öffi-Stadträtin Ulli Sima nicht, bevor sie die 34 Meter lange und 2,4 Meter breite Niederflur-Bim betritt. Die Füße muss sie dafür nicht hoch heben. Mit lediglich 215 Millimetern wird Wien auch in Zukunft die weltweit niedrigste Einstiegshöhe bei Straßenbahnen bieten.

So schmal die Flexity-Bim von außen auch wirkt, innen wartet sie mit überraschend viel Raum auf. Zulasten so mancher Sitzplätze wurde Platz für zwei Rollstühle und acht Kinderwägen geschaffen. Offen gestaltete Bereiche ermöglichen reibungsloseres Ein- und Aussteigen. Platz hat sie für 211 Fahrgäste. Die Farbpalette erinnert an die Niederflurmodelle „ULF“ des Herstellers Siemens, die seit 1997 in Wien verkehrt: gelbe Haltestangen, rote Sitze, grauer Boden.

Alle Inhalte anzeigen

Bereits 4000 Kilometer

Die Bim setzt sich in Bewegung. Es ist nicht ihr erstes Mal in der Öffentlichkeit. Seit Ende Juli fahren zwei Garnituren zu Testzwecken in regelmäßigen Abständen im Wiener-Linien-Netz. Mehr als 4000 Kilometer haben sie mittlerweile absolviert und sich zahlreichen Tests in der Hauptwerkstätte der Wiener Linien in Simmering unterzogen. „Wir sind mit den Testergebnissen mehr als zufrieden und ich bin davon überzeugt, dass auch unsere Fahrgäste ihre Freude daran haben werden“, sagt Wiener-Linien-Geschäftsführer Steinbauer. Im Sommer reichte das Unternehmen die notwendigen Betriebsbewilligungen bei der zuständigen Behörde der Stadt Wien ein. Bis Ende des Jahres soll der Fahrgastbetrieb schließlich aufgenommen werden.

Insgesamt 119 Garnituren wurden um 562 Millionen Euro vom Hersteller Bombardier geordert – mit Option auf weitere 37 Stück. „Die Option ist notwendig, weil einige Straßenbahnprojekte geplant sind und es zu Taktverdichtungen kommen könnte", erklärt Steinbauer. "Das eine oder andere Fahrzeug werden wir wohl noch nachbestellen müssen.“

2025 keine Hochflurbahnen mehr

Zuerst sollen die neuen Garnituren auf der Linie 67, die vom Bahnhof Favoriten aus eingesetzt werden, verkehren. Zwischen 15 und 23 Stück zusätzlich werden jährlich bis zum Ende der Auslieferung 2025 in das Netz eingespeist und unterstützten sukzessive andere Linien und Ausgangsbahnhöfe. „Die Hochflurmodelle werden dann, sofern nichts Unvorhergesehenes passiert, mit Ende der Auslieferung in sieben Jahren aus dem Regelbetrieb verschwinden“, sagt Steinbauer. „Außer für Museumsfahrten sind sie dann Geschichte.“

Die Fahrt um den Ring ist zu Ende – die Weichen sind gestellt.

 

Von Lukas Wodicka