Chronik/Wien

Falschgeld: Betrüger lebte mit übergewichtiger Wildkatze in Wiener Hotel

Hotelrechnungen von mehreren 10.000 Euro, eine illegal gehaltene Wildkatze um mehr als 10.000 Euro, ein Land Rover: Der 44-jährige, russisch-ukrainische Staatsbürger dürfte auf großem Fuß gelebt haben, wie Ermittler des Bundeskriminalamts (BK) am Dienstag schilderten.  

Der Mann, der sich im Juni vergangenen Jahres in einem Vier-Sterne-Hotel auf der Wieden einquartierte, soll dafür verantwortlich sein, dass Falschgeld in Umlauf gebracht wurde. 

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Konkret geht es um 64 "falsche 50er", also eine Summe von 3.200 Euro, die der Verdächtige hauptsächlich in Supermärkten ausgegeben hatte. Diese Masche dürfte der Mann bereits seit vergangenem Sommer verfolgen, die Ermittlungen wurden im Jänner 2024 aufgenommen. 

"Bei diesen Geldscheinen handelt es sich um einen besonderen Fälschungstyp. Das sind ursprünglich echte Geldnoten", sagt Martin Taborsky, Gruppenleiter für Banknoten und Münzenkasse der Österreichischen Nationalbank.

Scheine waren ursprünglich echt

Die verfälschten Scheine unterscheiden sich allerdings durch minimale Merkmale von echten Geldnoten. Auf allen 50ern befand sich sogenannte Alarmfarbe - ein Indiz dafür, dass sie etwa bei einem Banküberfall gestohlen oder durch eine Automatensprengung illegal erworben wurden, wie Taborsky erklärt.

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In einem zweiten Schritt wurden die betroffenen Scheine sehr professionell gereinigt. "Auf den ersten Blick sieht man die Alarmfarbe jetzt nicht mehr. Aber auffällig ist, dass der Folienstreifen komplett zersetzt wurde. Durch die gefälschte Hologrammfolie wurden diese ursprünglich echten Banknoten zu verfälschten", schildert der Experte. 

Im Jänner schaltete man schließlich die Polizei ein, da man ein "sehr konkretes Ausgabemuster gesehen habe". Da die Geldscheine hauptsächlich in Supermärkten ausgegeben wurden, dauerte es nicht lange, bis die Ermittler in Kooperation mit den Filialen eine erste Spur hatten - die Operation "Wildcat" begann. 

"Schmankerl" bei Hausdurchsuchung

"Aufgrund der Ermittlungen konnten wir dann den tatsächlichen Aufenthaltsort des Mannes ausfindig machen und ihn festnehmen. Er hatte zudem eine Scheinadresse im zwölften Bezirk", berichtet einer der beteiligten Ermittler, der anonym bleiben möchte. Bei der Hausdurchsuchung im März sei ein kleines "Schmankerl" dabei gewesen, sagt der Ermittler. 

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Das Schmankerl heißt "Archibald" - und ist eine 16 Kilogramm schwere Wildkatze. Bei dem Tier handelt es sich um eine sogenannte Caracat eine Kreuzung von Hauskatze und Karakal. "In Russland gelten diese Tiere als Status-Symbol und kosten geschätzt 15.000 Euro", erklärt Nikolaus Fromm, Fachexperte und Ermittler der Abteilung Betrug und Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt. 

Archibald wurde betäubt

Privater Besitz und Einfuhr dieser Rasse ist in Österreich verboten. "Da die Katze ja dann obdachlos war, rückte das Tierquartier an, um sie abzuholen. Das hat aber nicht so gut funktioniert. Veterinärmediziner von Schönbrunn haben es dann geschafft, die Katze zu betäuben. Dafür war die Dosis von einem Geparden notwendig", schildert der Ermittler weiter. 

Während Archibald nun ein neues Zuhause sucht, laufen die Ermittlungen in dem Fall weiter. Die Experten des Bundeskriminalamts gehen nicht davon aus, dass der 44-Jährige allein gehandelt hat. "In der Regel sind die Kompetenzen nicht in einer Hand, also den Raub begehen, das Geld waschen, die Folien kaufen und dann fälschen. Das sind sehr unterschiedliche Fertigkeiten", erklärt Fromm.

Geldwäsche-Werkstätten würden sich zudem oft in China befinden. "Ermittlungen in diesem Zusammenhang haben grundsätzlich fast immer eine internationale Komponente. Dank der professionellen und proaktiven Arbeit unserer Ermittler nehmen wir beim Thema Falschgeld auch im internationalen Kontext mittlerweile wirklich eine führende Rolle ein", ergänzt Manuel Scherscher, Leiter der Abteilung für Betrug und Wirtschaftskriminalität im BK. 

Im aktuellen Fall "Wildcat" zeigt sich der Beschuldigte in der Einvernahme jedenfalls nicht geständig. Nur eine große Sorge hat der 44-Jährige: Was passiert jetzt mit seinem Archibald?