Die Leihräder sind zurück: Mit Jump kommt ein E-Bike-Anbieter nach Wien
Von Katharina Zach
Sie sind rot, sie sind elektrisch betrieben und werden ab Dienstag in der Stadt zu finden sein. Mit Jump kommt ein neuer E-Bike-Sharing-Anbieter nach Wien. Wobei, neu ist er eigentlich nicht. Hinter der Marke verbirgt sich der E-Scooter-Anbieter Lime, dessen Gefährte bereits seit 2018 durch die Stadt rollen.
Zu Beginn werden 150 E-Bikes zur Verfügung stehen. "Zum Start konzentrieren wir uns auf die zentrumsnahen Bezirke", erklärt ein Sprecher. Grundsätzlich sollen die E-Bikes aber im gesamten Stadtgebiet zur Verfügung stehen.
Die Regeln dürften den Meisten bekannt vorkommen: Feste Leihstationen wie bei den Citybikes wird es nicht geben. Die Räder können stattdessen genauso wie bei den elektrisch angetriebenen E-Scootern flexibel ausgeliehen und abgestellt werden, sofern sie nicht verkehrsbehindernd geparkt werden. Leere Akkus werden vor Ort ausgetauscht.
Mit Tretunterstützung erreichen die Jump-Bikes bis zu 25 km/h, heißt es bei Lime. Sie verfügen zudem über einen Einkaufskorb und eine Handyhalterung.
Angezeigt werden verfügbare Räder in der Lime-App. Der Mietpreis beträgt ein Euro pro Freischaltung und 0,25 Euro pro Fahrminute. Der Lime Pass kann künftig auch für die E-Bikes genutzt werden, teilt das Unternehmen mit.
Damit ist Lime aktuell das einzige Unternehmen, das in Wien ein flexibles Leihradsystem betreibt. Der Anbieter Wheels, der erst im Juli mit kleinen Elektrorädern in der Stadt gestartet war, hatte sich vor rund einer Woche wieder zurückgezogen. Mit dem Herbst sei das Geschäft nicht mehr so gut gelaufen, heißt es. Man evaluiere im Frühjahr neu, ob Wheels nach Wien zurückkehren werde.
Vor zwei Jahren hatten stationslose Leihräder zudem in der Stadt für Ärger gesorgt. Die Fahrzeuge landeten im Wienfluss, verparkten Blindenleitsysteme oder blockierten Gehsteige. Die Stadt reagierte, indem sie noch im Jahr 2018 Regeln für die Anbieter festlegte.
Regeln für E-Scooter und auch für E-Bikes
Konkret müssen Bikesharing-Firmen nun defekte oder verkehrsgefährdend abgestellte Räder werktags binnen vier, nachts und am Wochenende innerhalb von zwölf Stunden nach Benachrichtigung abholen. Erfolgt dies nicht, werden die Fahrzeuge kostenpflichtig entfernt. Zudem sind Verwaltungsstrafen bis 700 Euro möglich. Die damaligen Anbieter Ofo und oBike zogen sich daraufhin vom Markt zurück.
Zudem wurde pro Anbieter eine Höchstzahl von 1.500 Fahrzeugen festgelegt - egal ob es sich um Leihräder oder Leih-E-Scooter handelt. Lime verfügt aktuell über 1.300 E-Scooter, dazu kommen nun die 150 E-Bikes von Jump.
Zuletzt hatte es aber starke Veränderungen am E-Scooter-Markt gegeben - nicht zuletzt auch wegen der Corona-Pandemie. Noch vergangenen Winter hatte es knapp 10 Anbieter in Wien gegeben. Zu Spitzenzeiten war die Leihscooter-Flotte in Wien bereits 9.000 Stück stark. Doch der Hype ist vorbei. Nach dem Winter und mit dem Lockdown fehlten den Unternehmen die Kunden, zahlreiche Anbieter zogen sich aus Wien zurück oder reduzierten ihre Flotte drastisch.
Angebot halbierte sich
Nicht alle erholten sich davon. Aktuell gibt es mit Lime, Bird, Kiwi und Tier nur noch vier E-Scooter-Anbieter mit 4.300 Fahrzeugen in Wien, berichtet Christian Rupp von der Wiener Mobilitätsagentur.
Für Lime nun natürlich eine Chance. Laut eigenen Angaben konnte das Unternehmen nach dem Lockdown starke Zuwächse bei den Nutzern verzeichnen. So wären die Fahrten mit den Lime-Scootern in Wien im Schnitt 25 Prozent länger als im Vergleichszeitraum vor der Pandemie.
Vor allem für Freizeitfahrten und Besorgungen würden die elektrisch betriebenen Roller immer öfter benutzt - auch weil viele Menschen derzeit die Öffis meiden würden.
Dazu kämen weitere Verschärfungen für E-Scooter-Anbieter, die im Frühling in Kraft traten. So sei die Stadt nun in drei Bereiche gegliedert. In jedem müsse nun ein Drittel der Flotte betrieben werden, heißt es bei Lime. Zudem müssen Gehsteige breiter als vier Meter sein, um Scooter dort aufstellen zu dürfen.