Chronik/Wien

Die fünf großen Baustellen im Wiener Öffi-Netz

Personalmangel, Großbaustellen und angekündigte Projekte, deren Verwirklichung sich zieht. Im Wiener Öffi-Netz hakt es derzeit an mehreren Stellen. Die fünf größten Baustellen im Überblick:

  • Neue Straßenbahnlinie 12

Die neue 12er-Straßenbahn, die die großen Stadtentwicklungsgebiete Nordwestbahnhof und Nordbahnhof an die U-Bahn anbinden soll, wurde heute, Donnerstag, präsentiert. Rund 2,5 Kilometer Strecke werden neu errichtet.

Aber: Die Eröffnung der neuen Straßenbahn wird sich ordentlich verspäten. Und zwar um ganze zwei Jahre, mindestens. Eigentlich hätte die Linie nämlich schon kommenden Herbst den Betrieb aufnehmen sollen. Tatsächlich aber wird sie nicht vor Herbst 2025 auf Schiene sein. Der Baustart ist aktuell für Mitte 2024 vorgesehen, berichten die Wiener Linien.

Mehr dazu lesen Sie hier: Neue Wiener Straßenbahnlinie 12 soll ab 2025 fahren

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  • U-Bahn-Ausbau

 

Schon fast zwei Jahre lang ist die U2 zwischen Karlsplatz und Schottentor gesperrt. Und so schnell wird sich das auch nicht ändern. Der ursprüngliche Zeitplan kann nämlich nicht eingehalten werden. Statt diesen September soll die lila Linie ihren durchgehenden Betrieb erst zum Schulbeginn 2024 wieder aufnehmen, das gaben die Wiener Linien vor kurzer Zeit bekannt.

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Der Grund für die Verzögerung liegt in „unvorhersehbaren technischen Herausforderungen“, wie es hieß. Konkret bedeutet das: Die Wiener Linien sind in sechs Metern Tiefe auf undokumentierte Überreste des Alsbachkanals gestoßen. Dieser Hohlraum mit zwei Metern Durchmesser musste aus statischen Gründen vor der Weiterführung der Arbeiten ausgefüllt werden.

Mehr dazu lesen Sie hier: Ein Jahr Verzögerung: U2 fährt erst ab 2024 wieder durchgehend

Zudem stellte sich heraus, dass die Deckenträger des bestehenden, aus den 1970er-Jahren stammenden U2-Tunnels unter der Universitätsstraße auf einer Länge von 120 Metern durch massive Verstärkungen gesichert werden mussten, berichteten die Wiener Linien.

  • Verlängerte Intervalle

Schon im November haben die Wiener Linien die Intervalle auf Bus- und Bahnlinien verlängert. Im Jänner wurde dann noch einmal deutlich nachgeschärft: Die Wartezeiten auf mehrere Bus- und Bahnlinien hat sich um mindestens 40 Sekunden, bei manchen Linien sogar um 2,5 Minuten verlängert. Grund für den geänderten Fahrplan war der Personalmangel.

Mehr dazu lesen Sie hier: Warum man derzeit so lange auf die Öffis wartet

Jeweils 100 Bus- und Straßenbahnlenker wurden damals gesucht. Geändert hat sich daran bisher nichts. "Wir merken aber ein reges Interesse an der Ausbildung", sagt Katharina Steinwendtner, Sprecherin der Wiener Linien. Die Straßenbahn-Schulen seien bis Ende Sommer restlos ausgebucht und auch im Busbereich sei die Nachfrage groß. "Hier sind allerdings noch vereinzelt Plätze frei", so Steinwendtner.

Die Recruiting-Maßnahmen seien bisher "erfolgreich" gewesen. Schon im Juni soll es aber eine weitere Aktion geben: Dann soll nämlich eine "Recruiting-Bim" in Wien unterwegs sein. Schon ab Herbst wollen die Wiener Linien schließlich zum ursprünglichen Fahrplan zurückkehren.

  • Straßenbahn nach Schwechat

Im März 2022 angekündigt, hängt sie weiter in der Schwebe: die neue 72er-Straßenbahn zwischen Simmering und Schwechat. Wie KURIER-Recherchen zeigen, hängt das Projekt nach wie vor im Planungsstadium. Ob es dieses jemals verlassen wird, ist derzeit noch unklar.

Mehr dazu lesen Sie hier: Straßenbahn nach Schwechat droht an Niederösterreich zu scheitern

Denn schon bei der Präsentation war klar, dass Wien und NÖ auf eine Co-Finanzierung des Bundes setzen. Wie sich im Nachhinein herausstellt, ist zumindest dem Land NÖ der Topf, aus dem das Geld kommen soll, jedoch zu klein. Bei Regionalstadtbahnen, wie die 72er eine sein soll, wird nämlich nur die Errichtung gefördert, nicht aber der laufende Betrieb. Im Klimaschutzministerium (BMK) wird das mit dem günstigeren Betrieb von Straßenbahnen begründet.

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    Genau das schmeckt dem Land NÖ aber nicht, in St. Pölten will man mehr Geld vom Bund. In einer Stellungnahme aus dem Büro von Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) hieß es: "Das Projekt wird vom Land NÖ weiterhin verfolgt, eine ausreichende Finanzierung durch den Bund ist aber entscheidend für die weitere Vorgehensweise". Sprich: Ohne Betriebsförderung kein 72er.

    Brief ans BMK

    Folglich landete im vergangenen November ein Brief im BMK, in dem NÖ, Wien, Linz und Innsbruck fordern, auch den Betrieb von Regionalstadtbahnen zu fördern. Eine Antwort auf den Brief ist noch ausständig, hinter vorgehaltener Hand winkt man in Gewesslers Ministerium jedoch bereits ab.

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    In Wien stehe man aber "natürlich" hinter dem Projekt, hieß es im Jänner aus dem Büro von Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Und auch das Büro vom niederösterreichischen Mobilitätsstadtrat ließ man nach Erscheinen des KURIER-Berichts wissen, dass man alles dafür tun würde, keinen Fördereuro in Wien liegen zu lassen. Sollte sich die Ministerin jedoch "querstellen", werde man das Projekt aber selbstverständlich weiterverfolgen.

    • U5/U2-Baustelle

    Im Jänner 2021 begannen die Haupt-Bauarbeiten für das neue Linienkreuz U2/U5. Im Endausbau sieht es eine neue Linie, elf neue Stationen und neun Kilometer neue Strecke vor. Der Zeitplan sieht derzeit wie folgt aus: 2026 soll die U5 zwischen Karlsplatz und Frankhplatz den Betrieb aufnehmen, womit zum ersten Mal zwei Linien auf einer Strecke fahren werden. Ab 2028 soll die U2 beim Rathaus abzweigen und über Neubau- und Pilgramgasse zum Matzleinsdorfer Platz fahren. Bis 2035 soll die U2 bis zum Wienerberg und die U5 bis nach Hernals fahren.