Corona-Impfung: Auffrischung für alle bereits nach sechs Monaten
In Wien ist ab sofort eine Auffrischung der Corona-Schutzimpfung für alle Geimpften bereits ab sechs Monaten nach dem Zweitstich möglich. Eine Anmeldung für die Impfzentren oder bei niedergelassenen Ärzten ist verpflichtend, Termine sind ab morgen, Dienstag, zu haben, teilte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Montag mit.
Die Bundeshauptstadt griff damit wahrscheinlich dem Nationalen Impfgremium (NIG) vor, das am Dienstag eine Sitzung u.a. zum dritten Stich angesetzt hat.
Das NIG werde sich wie geplant am Dienstag mit den Empfehlungen zur sogenannten Booster-Impfung befassen, hieß es zu Allerheiligen aus dem Gesundheitsministerium gegenüber der APA. Im Anschluss werde das Ministerium über die Entscheidung informieren.
Die EU-Arzneimittelbehörde hatte erst am vergangenen Montag das Vakzin von Moderna für Auffrischungen von erwachsenen Personen empfohlen. Zuvor war bereits für einen Booster mit dem Pfizer/Biontech-Impfstoff ab 18 Jahren grünes Licht gegeben worden.
Booster ab 12 Jahren
In Wien gilt die Freigabe der Drittimpfung nach sechs Monaten bereits ab dem Alter von zwölf Jahren, bestätigte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auf APA-Nachfrage. Bisher gab es Abstufungen nach Alter und Risikogruppe mit empfohlenen Auffrischungszeiträumen von bis zu neun bis zwölf Monaten für Erwachsene.
Bei einer Einzeldosis mit dem Vakzin von Johnson & Johnson ist weiterhin ab 28 Tagen nach der Impfung eine Auffrischung mit einem mRNA-Impfstoff empfohlen.
„Wir wissen, dass die Impfwirkung nachlässt und dass daher ein dritter Stich notwendig ist“, appellierte Ludwig an alle Wienerinnen und Wiener, sich unbedingt nach sechs Monaten wieder impfen zu lassen, denn „nur dann kommen wir sicher durch die Pandemie“.
Aggressive Delta-Variante
Auch Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres rief dazu auf, das Impfangebot der Stadt Wien sowie der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte wahrzunehmen.
„Die aggressivere Delta-Variante des Corona-Virus dominiert mittlerweile das Infektionsgeschehen“, warnte der stellvertretende Präsident der Wiener Ärztekammer Johannes Steinhart, „umso wichtiger ist daher die Auffrischungsimpfung, vor allem für Personen, die bereits zu Anfang des Jahres ihre erste und zweite Impfdosis erhalten haben.“
Besonders wichtig sei sie für ältere Menschen, Pflegeheimbewohner, für Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem, aber auch für Personen in Gesundheitsberufen, die Anfang des Jahres erstmals geimpft wurden.
50.000 Auffrischungsimpfungen
Laut Gesundheitsstadtrat Hacker wurden in der Bundeshauptstadt seit Anfang September mehr als 50.000 Auffrischungsimpfungen verabreicht, etwa in Pflegeheimen und Pensionistenwohnhäusern. Damit wurden 22 Prozent der Über-90-Jährigen, 20 Prozent der Über-80-Jährigen und sechs Prozent der Über-70-Jährigen mit einem Booster versorgt.
„Wie gut die Auffrischungsimpfung wirkt, kann man alleine durch einen Blick in unsere Spitäler erkennen“, sagte Hacker. Denn von den Intensivpatienten in der Stadt sei derzeit niemand über 80 Jahre alt.
Info per Post
In den nächsten Tagen soll jeder Wiener Haushalt eine schriftliche Information zur Auffrischung per Post erhalten. Infos, wo man sich impfen lassen kann, gibt es auch im Netz auf www.wien.gv.at/spezial/corona-impfordination sowie www.impfordi.at.
Wer sich in einem der elf Impfzentren in der Stadt impfen lassen will, muss sich über http://impfservice.wien oder über die Telefonhotline 1450 anmelden.
Bei niedergelassenen Ärzten ist eine telefonische Terminvereinbarung nötig. Als Vakzine stehen die Mittel von BioNTech/Pfizer und Moderna zur freien Auswahl. Kreuzimpfungen mit dem jeweils anderen Mittel sind, wenn gewünscht, möglich.
Durchbruchsinfektionen steigen
Der Vorstand der Universitätsklinik für klinische Pharmakologie der Medizin-Uni Wien, Markus Zeitlinger, sowie der Mikrobiologe Michael Wagner sprachen sich indes gegenüber der APA klar für eine Empfehlung zum „Dritten Stich“ für alle Personen ab 18 Jahren bei der Corona-Impfung aus.
Die Infektionszahlen werden zwar aktuell ganz eindeutig von den Ungeimpften getrieben, „aber man sieht, dass es auch bei den Durchbruchsinfektionen (bei Geimpften, Anm.) nach oben geht“, so Zeitlinger. Er rechnet mit einer nachhaltigeren Wirkung des Drittstichs als nach den ersten beiden Impfungen.
Wagner betonte im APA-Interview, dass sechs Monate nach dem Zweitstich schon ein deutliches Nachlassen der Impfwirkung zu verzeichnen sei. Vor allem der Schutz vor einer Ansteckung (und damit einer möglichen Weitergabe) gehe dann „sehr weit runter“, auch bei Jüngeren.
Appell für PCR-Testen
Österreich würde im Winter stark profitieren, wenn sich jetzt möglichst viele den dritten Stich holen. Um die Weitergabe zu verhindern, plädiert Wagner vehement dafür, dass sich auch Geimpfte regelmäßig (PCR-)testen, vor allem wenn sie sich mit vielen anderen Personen in Innenräumen aufhalten oder mit Risikogruppen zu tun haben.