Unwetter in Italien: "Apokalyptische Situation" im Raum Belluno
Seit einer Woche kämpft Italien mit Sturm, Starkregen und Gewittern. Bis Sonntag wurden 27 Menschen getötet. In Sizilien starben allein am Wochenende zwölf Menschen.
Besonders schlimm traf es Norditalien: Die schweren Unwetter dieser Woche haben einen Großteil der Dolomiten-Provinz Belluno verwüstet. Zivilschutzchef Angelo Borrelli sprach am Samstag von einer "apokalyptischen Situation". In mehreren Orten gibt es seit Tagen kein Strom, teils auch kein Trinkwasser. Nach einem Erdrutsch am Freitag sind einige Dörfer nicht erreichbar.
"Ganz Italien hat unter den Unwettern gelitten, doch im Raum von Belluno ist die Lage besonders schlimm", sagte Borrelli bei einem Treffen mit dem Präsidenten der Region Venetien, Luca Zaia. Acht kleine Berggemeinden seien noch isoliert. "100.000 Hektar Wald sind durch Erdrutsche zerstört worden. Straßen müssen neu gebaut werden. Wir müssen sofort eingreifen, weil die Gefahr der Entvölkerung dieser Berggemeinden konkret ist", sagte Zaia. 3.000 ehrenamtliche Helfer seien im Einsatz, um die Straßen nach Erdrutschen und Überschwemmungen zu säubern.
Schwere Schäden wurden auch in der Provinz Udine gemeldet. Der Wald im Saisera-Tal in der Gemeinde Tarvis wurde zum Großteil zerstört. Der Sturm riss Schneisen in die Forste. Tausende Bäume seien entwurzelt, berichteten die Förster.
Eine Milliarde Euro Schaden
Venetien-Präsident Zaia telefonierte mit Premier Giuseppe Conte, der im Laufe der kommenden Woche erste Mittel für die betroffenen Gebiete zur Verfügung stellen will. Die Schäden in Venetien betragen eine Milliarde Euro, erklärte Zaia. In Venedig gab es erneut Hochwasser, teilweise lag der Wasserstand bei mehr als 108 Zentimetern, damit aber deutlich unter dem Niveau von Montag. Von den jüngsten Überschwemmungen der vergangenen Tage war auch der Markusdom betroffen
EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani besuchte am Samstag Terracina. Der Badeort südlich von Rom war am Montag von Windböen heimgesucht worden - zwei Personen kamen ums Leben und mehrere weitere wurden verletzt. Die Schäden an Gebäuden, in der Landwirtschaft und an den Stränden sind riesig.
Sizilien: Neun Tote aus Landhaus geborgen
Wegen der Schlechtwetterfront gab es am Samstag auch in Sizilien Probleme. Nach heftigen Niederschlägen war die Bahnlinie zwischen Palermo und Agrigent am Samstag unterbrochen. In der Gemeinde Sciacca im Süden der Insel stürzten Brücken ein. Teile der Kleinstadt waren isoliert. Stürme tobten auch auf Sardinien.
In den schweren Unwettern starben am Samstag weitere Menschen. Taucher bargen in der Nacht auf Sonntag bei einem "dramatischen Einsatz" neun Leichen aus einem gefluteten Landhaus auf Sizilien, wie die Feuerwehr auf Twitter mitteilte.
Das Unglück geschah demnach unweit von Palermo in Casteldaccia. Dort war der Wasserpegel eines Flusses wegen der heftigen Regenfälle in der Region rapide angestiegen. Bei den Toten handle es sich um Angehörige zweier Familien, unter den Opfern seien auch kleine Kinder. Lediglich zwei Personen konnten sich retten.
Der Bürgermeister von Casteldaccia, Giovanni Di Giacinto, sagte, der Fluss habe früher keine Gefahr dargestellt. Die Nachrichtenagentur Ansa berichtete zudem von einem weiteren Toten, der im sizilianischen Vicari gefunden worden sei.
In der sizilianischen Provinz Agrigent starben zwei Menschen, deren Auto von einem Hochwasser führenden Bach mitgerissen worden war. Außerdem wird ein Arzt in der Kleinstadt Corleone vermisst. Damit starben am Wochenende auf Sizilien mindestens zwölf Menschen durch die Unwetter.
Italiens Premier Giuseppe Conte besuchte am Sonntag die betroffene Region auf Sizilien. Vielerorts in Italien fehlen Strom und Trinkwasser. Am Sonntag wollte Innenminister Matteo Salvini die gebeutelte Region Venetien besuchen.