Chronik/Welt

RKI rät zu härterem Lockdown in Deutschland

Das Verhalten der deutschen Bürger im zweiten Corona-Lockdown ist nach einer Analyse des Robert-Koch-Instituts weiterhin zu inkonsequent, um die Pandemie zeitnah in den Griff zu bekommen. Die bisherigen Pandemie-Regeln gehen dem Bundesinstitut nicht weit genug. "Diese Maßnahmen, die wir jetzt machen - für mich ist das kein vollständiger Lockdown", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Donnerstag. "Es gibt immer noch zu viele Ausnahmen und es wird nicht stringent durchgeführt."

RKI-Chef: Lage könnte sich verschlimmern

Mit Blick auf ansteckendere Mutationen des Coronavirus ergänzte er: "Es besteht die Möglichkeit, dass sich die Lage noch verschlimmert." Bisher ist es nach der RKI-Statistik nicht gelungen, die Infektionsraten in Deutschland massiv zu drücken. Mit 1.244 Menschen sind am Donnerstag so viele Tote innerhalb von 24 Stunden gemeldet worden wie noch nie seit Beginn der Pandemie.

Das RKI hält deshalb auf der Basis von Rechenmodellen einen strengeren Lockdown für sinnvoll. Regeln, die zu weniger Kontakten führten, müssten verschärft werden, sagte Epidemiologe Dirk Brockmann. "Alle Modelle sind sich einig, dass das massiver und effektiver passieren muss." Deutschland müsse in einer Phase kommen, in der die Inzidenz substanziell und schnell heruntergehe. "Der Aspekt mit den Toten bedrückt mich enorm", sagte RKI-Präsident Wieler.

Mehr verantwortungsvolle Arbeitgeber

Inkonsequenz beim Befolgen der Pandemie-Regeln in Deutschland kann für Wieler viele Gesichter haben: Firmen zum Beispiel, die gute Hygienekonzept für ihre Büros haben - doch dann treffen sich große Gruppen von Kollegen zum Mittagessen in der Kantine. "Es braucht mehr verantwortungsvolle Arbeitgeber", mahnte er. Und Home-Office, wo es geht.

Es braucht aber wohl auch mehr verantwortungsvolle Bürger. Die Sonntagsausflüge im Dezember nahmen nach der RKI-Mobilitätsanalyse zum Beispiel kaum ab - ganz anders als beim ersten Lockdown im Frühjahr. Zu Weihnachten gab es weniger weite Reisen, doch insgesamt ging die Mobilität nach Brockmanns Analyse im Vergleich zum Vorjahr nur um zehn bis 15 Prozent zurück. Das reiche nicht.

"In allen Bereichen gibt es Luft nach oben", bilanzierte Wieler. Er zeichnet ein Bild für das Verhalten im Land: "Das ist, als ob Sie im Regen stehen, den Schirm nicht aufspannen und dann hinterher sagen, der Schirm funktioniert nicht."

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