Neuseeland will bis 2050 katzenfrei werden
Von Susanne Bobek
Die 20.000 km² große Insel Kapiti vor der neuseeländischen Hauptstadt Wellington ist bereits seit 1935 katzenfrei. Damals starb die letzte Katze. Die letzte Ratte verendete hier 1996 an einem giftigen Köder und das letzte Opossum wurde 1986 erschossen.
Auf Kapiti leben nun wieder 1400 Kiwis, am Tiefpunkt waren es fünf. Zwei Ranger mussten vor ein paar Jahren einen feindlichen Marder zur Strecke bringen. Aber sonst hat der Kiwi hier keine Feinde mehr.
Der Nationalvogel der fünf Millionen Neuseeländer, die sich selbst gerne Kiwis nennen, soll bis 2050 ohne Feinde leben. Das Land will „predator free“, also frei von Raubtieren werden. Jetzt gilt der Kampf Ratten und Mardern, aber die 1,4 Millionen Katzen im Lande sind nicht mehr so gerne gesehen, eine Neuanschaffung gilt als gestrig. In Richtlinien für den „verantwortungsvollen Besitz von Katzen und anderen Haustieren“ wird geraten:
„Die Katze unfruchtbar machen, sie so wenig wie möglich nach draußen lassen und ernsthaft darüber nachdenken, ob eine Katze ersetzt werden muss, wenn sie stirbt“. Auf Neuseelands Südinsel erklärte sich ein Dorf vorübergehend schon zur katzenfreien Zone.
Kiwis für Kiwis
In Wellington gibt es heute schon 70 verschiedene Schutzgruppen wie „Kiwis für Kiwis“. In Schulen gibt es Projekte. Wer einen verletzten Kiwi entdeckt, kann rund um die Uhr eine Hotline der Umweltbehörde anrufen.
Am weitesten fortgeschritten sind die Programme im Vorort Miramar, wo Prominenz wie der Filmemacher Peter Jackson („Herr der Ringe“) wohnt. Hier tragen die Katzen ein Halsband mit Glöckchen. Seit Juli wurden 6000 Rattenfallen aufgestellt und bis Neujahr soll die letzte Ratte getötet sein.
Von ehemals mehreren Millionen Kiwis leben nur noch 68.000. Die meisten Neuseeländer haben noch nie einen Kiwi in freier Natur gesehen. Das liegt auch daran, dass er ein ziemlich schräger Vogel ist: flugunfähig, so gut wie blind und nachtaktiv. Den Tag verbringt er in selbstgegrabenen Höhlen.
Von der Insel Kapiti werden Kiwis jetzt in andere Naturreservate verschifft. Eine Katze stört dabei nur.