Österreich: Mehr als 20.000 vermisste Minderjährige
Täglich verschwinden mehr als 50 Kinder und Jugendliche aus Aufnahmezentren für ausländische Minderjährige in ganz Europa: insgesamt mindestens 51.439 in drei Jahren, geht aus Recherchen der Reportergruppe "Lost in Europe" hervor.
Österreich an zweiter Stelle
Es handelt sich dabei um Burschen und Mädchen aus Migrantenfamilien, die unbegleitet von erwachsenen Bezugspersonen in Europa angekommen sind. Italien liegt demnach an erster Stelle, gefolgt von Österreich.
Allein in Italien sind laut den Recherchen fast 23.000 unbegleitete minderjährige Migranten in den Jahren 2021 bis 2023 verschwunden. Italien liegt mit 22.899 Vermissten an erster Stelle, 10.100 waren es allein im Jahr 2023.
An zweiter Stelle steht Österreich nach Angaben von "Lost in Europe" mit insgesamt mehr als 20.000 vermissten Minderjährigen. Die betreffenden Jugendlichen kommen vor allem aus Afghanistan, Syrien, Tunesien, Ägypten und Marokko.
"Opfer krimineller Unterwelt"
"Ausländische Minderjährige, die verschwinden, sind oft Opfer der kriminellen Unterwelt oder von Ausbeutern", sagte Carla Garlatti, die Chefin der italienischen Kinderschutzbehörde "Garantin der Kindheit", gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA. "In einem Zentrum für minderjährige Mädchen erzählte man uns, dass jede Nacht ein oder zwei junge Mädchen verschwanden und dass oft Autos vor der Tür stehen, in denen Leute den Mädchen Arbeit anbieten" erklärte Garlatti.
"Nationale Regierungen und die EU haben die Möglichkeiten für Minderjährige, Asyl zu beantragen, immer wieder eingeschränkt und ihnen den Zugang zu Sozialmaßnahmen und Unterstützung verwehrt, oft um andere davon abzuhalten, nach Europa zu kommen", bemängelte Francesca Toscano von "Save the Children" in Italien.
Auf die Anfrage von "Lost in Europe" nach Daten haben 15 Länder geantwortet, wobei Spanien, Großbritannien, Frankreich und Griechenland auf der Liste fehlen. "Lost in Europe" hat eine ähnliche Untersuchung im Jahr 2021 für die Jahre 2018 bis 2020 durchgeführt. Damals waren 18.000 unbegleitete ausländische Minderjährige in drei Jahren verschwunden.