Chronik/Österreich

Zugedröhnt ist der neue Schwips: Zahl der Drogenlenker massiv im Steigen

Schweißperlen auf der Stirn, ein aufgekratztes Gehabe, oder aggressive Anwandlungen, schlechte Zähne und dazu vielleicht ein blumiger Geruch aus dem Auto: Oft sind es kleine, aber typische Merkmale, die der Polizei bei einer Verkehrskontrolle Hinweise auf einen Drogenlenker liefern.

„Es kommt vor allem auf die Wahrnehmungsgabe an“. Oberst Gottfried Macher von der personell größten Verkehrsabteilung Österreichs in St. Pölten (NÖ) weiß genau, worauf er im Zuge einer Verkehrskontrolle achtet.

Das war vor zehn Jahren noch ganz anders. Seit das Innenministerium mit Trainern ihre Verkehrsbeamten laufend darauf schult, wie sie drogenbeeinträchtigte Lenker im Straßenverkehr leichter erkennen, schnellen auch die diesbezüglichen Anzeigen in die Höhe.

Kontrolle wird besser

Wurden 2017 noch 2.000 Fahrzeuglenker wegen Suchtgift am Steuer angezeigt, so gab es im Vorjahr einen Rekord von 6.338 Anzeigen – 14,8 Prozent mehr als im Jahr davor (5.519). Laut Macher liegt die deutliche Zunahme vor allem an der immer besser werdenden Kontrolle der Polizei. „Drogenlenker hat es auch schon früher gegeben. Jetzt werden sie besser erkennt“.

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Polizeistreifen sind beispielsweise mit medizinischen Leuchten ausgestattet, die es ermöglichen, die Pupillen der Fahrzeuglenker genauer zu betrachten. Wird die Pupille bei Lichteinfall nicht kleiner, sei dies ein deutliches Anzeichen für Opiate.

Dazu kommen die Speichel-Vortestgeräte, die beispielsweise bei Substanzen wie Kokain, Amphetamin oder Ecstasy gut anschlagen, bei Cannabis nur bedingt. Mittlerweile sind fast ein Viertel aller Anzeigen wegen Beeinträchtigung am Steuer auf Drogen zurückzuführen. Im Vorjahr wurden 28.498 Alkolenker angezeigt (+ 10,9 Prozent).

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Mehr Raser

Mit 5.115.525 hat 2021 auch die Zahl der Geschwindigkeitsübertretungen um 2,6 Prozent gegenüber 2020 zugenommen. Etwa 4,2 Millionen dieser Übertretungen wurden von Radargeräten gemessen.

Rekordraser in Wien

Dabei waren auch zahlreiche „Rekordraser“, wie einer in Wien: Ein Österreicher wollte unbedingt seinen Sportwagen ausprobieren. Dazu fuhr er auf die A22 und drückte aufs Gas. Als er spätabends geblitzt wurde, war er mit 228 km/h (abzüglich der Messtoleranz) unterwegs. Auf dem Straßenabschnitt gilt Tempolimit 80. Der Führerschein war weg.

„Zu schnelles Tempo ist noch immer die Hauptunfall-Ursache“, sagt Michael Takacs, Leiter der Wiener Landesverkehrsabteilung. „Ein solches Fahrverhalten kann für andere Verkehrsteilnehmer tödlich enden.“