Chronik/Österreich

Zu wenig Sommer, zu kühl, zu trocken

In den kommenden Tagen wird man sich wohl noch weniger Gedanken um den Badespaß machen müssen. Das kühle Nass kommt nämlich von ganz alleine – von oben. Der eher kühle und verregnete Mai werde sich auch im Juni noch fortsetzen, so die Wetterprognosen. „Wir liegen über das Wochenende hinweg zwischen zwei Tiefdruckgebieten. Auch zu Wochenbeginn hin bleibt die Luft noch schauer- und gewitteranfällig“, sagt Nikolas Zimmermann vom Wetterdienst Ubimet.

Am Wochenende sei noch eine relative Zweiteilung des Wetters zu beobachten: in der Westhälfte soll es eher trüb und kühl bleiben, während es im Osten etwas auflockert und bis zu 28 Grad bekommen kann. Zum Wochenstart soll es dann aber auch im östlichen Flachland wieder auf etwa maximal 22 Grad abkühlen. „So geht es dann auch weiter von den Temperaturen her. Ab Dienstag kann man Regen eigentlich in keinem Gebiet in Österreich mehr wirklich ausschließen“, sagt Zimmermann.

Bis Mitte Juni werde es also eher unbeständig bleiben. Hitze ist vorerst keine in Sicht. „Im Gegenteil, die Temperaturen bleiben eher unter 25 Grad, was die Marke für einen Sommertag wäre“, prognostiziert Zimmermann. Ob uns im Sommer eine große Hitzewelle bevorsteht, könne man aus momentaner Sicht nicht verlässlich sagen. „Durch den Klimawandel ist aber die Wahrscheinlichkeit auf einen überdurchschnittlich warmen Sommer höher“, sagt Zimmermann. Vor allem von Mitte Juli bis Mitte August – die sogenannten Hundstage, wie der Meteorologe sagt – sei die Chance für eine Hitzewelle besonders hoch.

Mai oftmals kühler

Mit dem Mai 2020 blickt man in Österreich auf einen kühlen Frühlingsmonat zurück. Ungewöhnlich ist das aber nicht. „Diese kalten Mai-Monate haben sich in den vergangenen Jahren immer gezeigt“, sagt der Klimaforscher Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Der diesjährige Mai lag um 0,7 Grad unter dem Mai-Temperatur-Mittel und war damit der erste relativ kühlere Monat seit genau einem Jahr – dem Mai im vergangenen Jahr.

Sehr ungleich verteilt war der Regen. Gesamt gesehen regnete es sogar weniger als im Monatsdurchschnitt. Nur 82 Prozent der im Mai sonst üblichen Regenmenge gab es dieses Jahr in ganz Österreich. Im Westen und im Süden des Landes regnete es um bis zu 60 Prozent weniger als im Mai-Durchschnitt. Im Norden und Osten des Landes regnete es dafür um bis zu 95 Prozent mehr als für diese Zeit üblich.

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Schadensbegrenzung auf den Feldern

Genau jene Regionen waren zuvor besonders stark von der Trockenheit betroffen, die Lage habe sich nun zumindest kurzfristig entspannt, meldet die Landwirtschaft. Manfred Weinhappel von der nö. Landwirtschaftskammer kann nur teilweise entwarnen: „Der Schaden beim Getreide war schon verursacht. Die Bestände können sich trotzdem nicht mehr vollständig erholen und wir schauen auf eine eher unterdurchschnittliche Getreide-Ernte.“ Der Regen habe außerdem nur den unmittelbaren Bedarf gedeckt, die Wasserspeicher seien damit nicht aufgefüllt.

Trockener Neusiedler See

Für den Neusiedler See war das eher trübe und regnerische Wetter der vergangenen Tage der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Im nördlichen und südlichen Teil wurden nur rund fünf Millimeter Niederschlag gemessen, am Westufer bei Rust rund zwölf Millimeter. Viel zu wenig, um den Wasserhaushalt des Sees zu stabilisieren. Dazu müsste es wirklich ausgiebig regnen, denn trotz seiner Größe unterscheidet sich der Neusiedler See massiv von anderen stehenden Gewässern: Nur ein Tropfen direkt auf den See geht zu 100 Prozent positiv in die Wasserbilanz ein, Regenfälle im Einzugsgebiet wirken sich nur zu zehn Prozent positiv aus.