Tödliche Schüsse in Salzburg: "Wenn etwas passiert, dann hier"
Ein Todesopfer und einen Schwerverletzten gab es am Dienstagabend kurz nach 22 Uhr bei einer Schießerei vor einem Lokal in der Ignaz-Harrer-Straße im Salzburger Stadtteil Lehen. Ein Großaufgebot von Rotem Kreuz und Polizei rückte gegen 22:30 aus. Die Reanimierung des Mannes durch Rettungskräfte sei vergeblich gewesen, berichtete der ORF. Die Fahndung nach dem Täter sei sofort eingeleitet worden. Auch das Einsatzkommando Cobra soll am Tatort gewesen sein.
Laut Polizei sollen am Vorfall ein 24-jähriger Bosnier und ein weiterer, bislang unbekannter Täter beteiligt gewesen sein. Zwischen den beiden kam es zu einem Streit, der Bosnier holte sich deshalb Unterstützung von seinem 46-jährigen Vater, der sich ebenfalls im Lokal aufhielt.
Als die beiden vor das Lokal traten, feuerte der unbekannte Mann einen Schuss in Richtung des Sohnes und danach einen weiteren in Richtung des Vaters ab.
Der Schütze flüchtete nach der Tat, Beamte stürmten laut Kronen Zeitung einen O-Bus in der Nähe - jedoch erfolglos. Der 46-jährige Mann wurde tödlich verletzt, ein weiterer wurde mit schweren Verletzungen ins Landeskrankenhaus eingeliefert.
Die Hintergründe der Tat sind derzeit noch völlig unklar, das Landeskriminalamt Salzburg ermittelt. Patronenhülsen wurden sichergestellt. Die Tatwaffe wurde bisher nicht gefunden.
Fahndung läuft
Die Fahndung läuft auch zur Stunde noch. Mehrere Zeugen haben zwar eine Personenbeschreibung zum Täter abgegeben. Da es aber Sprachschwierigkeiten bei der Befragung gab und die Angaben nicht miteinander übereinstimmten, muss die Polizei die Aussagen erst auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen. Deshalb könne zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Personenbeschreibung veröffentlicht werden, erklärte eine Polizei-Sprecherin.
Die Hintergründe des tödlichen Konfliktes sind nach wie vor unklar. Der 24-Jährige, der nach der Tat ansprechbar war und ins Landeskrankenhaus Salzburg gebracht wurde, soll noch heute von Beamten des Landeskriminalamtes Salzburg zum Vorfall befragt werden. Das Landeskriminalamt ersucht um Hinweise zu der Tat unter der Telefonnummer 059133 50 3333 oder bei jeder Polizeidienststelle.
"Immer wieder Probleme"
Am Morgen danach donnern wie jeden Tag zahlreiche Autos und Lkw durch die stark befahrene Ignaz-Harrer-Straße. Die Spuren des Gewaltverbrechens vor dem Lokal „Café Bar Lounge Focus“ sind aber noch deutlich zu sehen. Mehrere Polizisten sind mit der Tatortarbeit beschäftigt. Das Café bleibt vorerst geschlossen.
Der Besitzer eines Kebab-Ladens hörte die Schüsse am Dienstagabend aus nächster Nähe. Kurz nach neun Uhr früh steht er am Mittwoch bereits wieder in seinem Lokal. Er kann sich an drei bis fünf Schüsse erinnern. Die Polizei bestätigte am Mittwoch nur die beiden Schüsse auf die Opfer. „Ich bin seit 30 Jahren hier. Es passiert nicht oft etwas, aber wenn etwas passiert, weiß ich, die Ignaz-Harrer-Straße ist nicht weit“, sagt der Gastronom.
Lokale beliebt bei ex-jugoslawischer Community
Die Lokale, vor denen das Unglück passierte, seien bei der ex-jugoslawischen Community beliebt gewesen. „Dort gibt es immer wieder mal Probleme“, sagt der Mann. Der Besitzer eines Handy-Shops hat die Tat nicht miterlebt, der Schock sitzt dem Afghanen aber immer noch in den Knochen. „Wegen solcher Dinge bin ich nach Österreich geflüchtet. Jetzt habe ich hier mehr Angst als damals in Afghanistan“, sagt er.
Die letzten Schüsse in unmittelbarer Umgebung in Lehen gab es vor eineinhalb Jahren. Ein 54-jähriger Türke schoss damals einen Bekannten in einer Parallelstraße aus unmittelbarer Nähe an. Das Opfer überlebte knapp. Der Täter wurde im November 2018 zu 14 Jahren Haft verurteilt.