Chronik/Österreich

Zehnte "Airpower" gestartet: Viel los in der Luft und am Boden

Sanft schweben die neun Alouette III-Helikopter über Zeltweg, bewegen sich zu den Klängen der Instrumente von 100 Militärmusikern. Plötzlich schießt ein Eurofighter durch die Luft, ein ohrenbetäubender Knall durchbricht die Sinfonie mit dem Namen "Vibes in the Sky", die Tristan Schulze, Chefdirigent der Wiener Kontervereinigung, eigens für diesen Anlass komponiert hat. Zehntausende Schaulustige am Boden applaudieren begeistert – die zehnte Airpower ist eröffnet. 

„Ich bin extra aus Irland hierhergekommen“, sagt Annie – ihr Mann sei ein ehemaliger Militärpilot. „Er ist gerade bei der Technik--Ausstellung, ich sehe mir lieber die Kunststücke der Flieger...“ – ein Überschallknall schneidet ihr das Wort ab. Denn ein Jet der Schweizer „Patroiulle Suisse“ braust kopfüber über die Menge hinweg. 

200 Luftfahrzeuge aus 20 Ländern zeigen bei sonnigem Wetter ihr Können. „Egal wie man zur Airpower stehen mag – es ist beeindruckend, was die drauf haben“, sagt der Steirer Christian, der mit seiner fünf Jahre alten Tochter zur Airpower angereist ist. 

Die Veranstalter – Verteidigungsministerium, Land Steiermark und Red Bull – rechnen mit insgesamt 300.000 Besuchern an den beiden Veranstaltungstagen, 125.000 kamen am Freitag. Diese Rekordanzahl wurde zuletzt 2016 erreicht. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) eröffnete die Veranstaltung und hob hervor, dass zwei Drittel der Bevölkerung in der Region die Airpower begrüßen würden. Auch kündigte sie das „größte Investitionspaket seit Jahrzehnten“ im Bereich der Luftstreitkräfte an. Konkret ist das die Beschaffung der neuen Helikopter AW 169, die die Alouette III ersetzen sollen - und demnächst in Österreich eintreffen werden, eine Nachbeschaffung der Hercules-Flugzeuge ab 2030 sowie - wenn es das kommende Budget zulässt - Saab 105-Trainer. Das Budget – Tanner will 1,5 Prozent des BIP und einen zehn Milliarden Sonderinvestment-Fonds – werde in den kommenden Wochen Thema im Parlament sein, sagte sie zum KURIER.

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"Es hat sich gelohnt"

"Dieses Programm ist neben der Ausbildung von Flugschülern und dem Training von Einsatzpiloten erstellt worden - es war eine Herausforderung, aber es hat sich gelohnt", sagt Major Thomas Schönauer, der die Helikopterformation bei "Vibes in the Sky" leitete.

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Auch Komponist Tristan Schulze ist begeistert: "Es ist eine wirklich großartige Sache, man hat diese großartige Kulisse - in die Staatsoper passen 2.000 Menschen hinein, hier waren es Zehntausende", schwärmt er.

Genau getaktet und exakt abgestimmt gibt es Programm bis 17 Uhr, der Ablauf der Vorführungen ist am Freitag und Samstag identisch. Unter den Höhepunkten der Schau sind auch heuer wieder die Patroiulle Suisse aus der Schweiz (im Block ab 10 Uhr), die kroatische Kunstflugstaffel Krila Olje (im Block ab 13 Uhr) oder die Frecce Tricolori aus Italien (ab 15 Uhr).

US-Bomber sind am Samstag da

Im Programmteil ab 14 Uhr präsentieren die Flying Bulls ihre Weltpremiere, an der rund zwei Jahre gearbeitet wurde: Im "Aerobatic Triple" zeigen die Piloten eines kunstflugtauglichen Helikopters und von Flugzeugen gemeinsam mit Fallschirmspringern und Wingsuits-Springern Stunts. Insgesamt gibt es an beiden Tagen jeweils 35 Flugvorführungen - an einem der beiden Tage ist auch ein Überflug zweier US-Lagstreckenbomber geplant. Die Piloten der B-52 Stratfortress zeigen sich bei einem Überstellungsflug von Italien nach Deutschland in einem "tiefen Überflug" über Zeltweg, wie es heißt: Das soll am Samstag, 15 Uhr, passieren.

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Das Wetter scheint jedenfalls mitzuspielen: Schon am Freitag war es sonnig und trocken, laut Wetterdienst Ubimet geht es am Samstag so weiter, die Tageshöchstwerte erreichen Temperaturen 24 Grad. Am Nachmittag ziehen hochliegende Wolken auf, der Himmel ist nicht mehr ungetrübt. Die Gewitterneigung ist aber weiterhin gering. Es sollte trocken bleiben.

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Auch auf dem Boden ist einiges los: Im sogenannten "Static Display" sind 60 Fluggeräte zum Anschauen da, darunter erstmals auch das "Chubby Girl" - die Xian Y-20 der chinesischen Luftstreitkräfte hat Premiere bei einer Schau in Europa. Dazu sind Aussteller aus Luftfahrt und Forschung vor Ort, auch der KURIER mit seinem Event "Tiefenrausch" ist vertreten.

Bei der Anreise mit Auto dürfte es wohl zu den üblichen Verzögerungen und Staus kommen, auch wenn die Veranstalter heuer weniger Parkplätze organisierten: Statt wie bisher 36.000 gibt es nur noch 18.000, damit will man die Gäste zum Umstieg auf Öffis wie Bahn und Bus oder zur Bildung von Fahrgemeinschaften ermuntern.

Doch es gibt auch Kritik an der Schau: Sie sei aus Klimaschutzgründen nicht mehr  zeitgemäß, rügen etwa die steirischen Grünen. "Die Symbolik ist ist verheerend", kritisiert Landtagsabgeordneter  Lambert Schönleitner. "Selbst wenn es gelingen sollte, 700 Tonnen  gegenüber 2019 einzusparen, bleiben 1.300 Tonnen übrig." Die Grünen fordern das Aus der "Airpower".

Das Heer kontert mit Parkplatzmanagement  – es gibt heuer nur halb so viele Stellflächen wie zuletzt – und mehr Öffi-Angebot. Speisen und Getränke kämen  „fast ausschließlich“ aus der Region. „Wir wollen keinen Lachs aus der Nordsee“, versicherte Oberstleutnant Michael Hendel.  Umweltexperten sind jedoch skeptisch: Regionalität bedeute nicht automatisch Klimaneutralität, merkt Franz Prettenthaler von „Joanneum Research“ gegenüber der APA  an. Gottfried Kirchengast vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel fordert indes die "mehr Klimaschutz-Verantwortung" von der Politik bei Veranstaltungen, die von Bund und Land mitfinanziert würden. So hätte die Besucherhöchstzahl von 150.000 pro Tag auf die Hälte reduziert werden können