Stadionwald gegen Bundesliga: 1:0
Von Thomas Martinz
Ein rot-weiß-rotes Fußballwunder erlebten die Fans am Samstag im Klagenfurter Wörtherseestadion beim 2:1-Erfolg Österreichs über Deutschland. Im Herbst 2019 werden sie hingegen ein grünes Wunder erleben, denn in der Arena muss laut Vertrag ein Mischwald wachsen – selbst wenn wieder ein lukratives Länderspiel winken oder die im Stadion beheimatete Austria Klagenfurt in die Bundesliga aufsteigen sollte.
Im März 2017 wurde das Kunstprojekt „Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur“ vom Klagenfurter Stadtsenat abgesegnet: 190 13 Meter hohe Bäume werden im Herbst 2019 in Containern am Fußballfeld aufgestellt. Die Stadt stellt dem Künstler Klaus Littmann aus Basel die Arena (sie verzeichnet einen jährlichen Abgang von 1,2 Millionen Euro) kostenlos zur Verfügung, der Initiator muss 1,5 Millionen Euro für das Kunstprojekt samt Nebenkosten stemmen.
Wie Gert Unterköfler, Geschäftsführer des Stadionbetreibers Sportpark, ausführt, hat ausschließlich Littmann die Möglichkeit, vom Vertrag zurückzutreten. „Er muss uns bis Juli mitteilen, ob er die Summe aufgebracht hat“, sagt Unterköfler.
So weit, so kurios. Damit ist es unmöglich, dass Klagenfurt im Herbst 2019 ein Länderspiel bekommt. Auch einen Höhenflug der Kicker der Austria Klagenfurt, die das Stadion bis 2032 gratis nutzen darf, haben die Stadtväter nicht einkalkuliert. Der Verein hat überraschend den Aufstieg in die zweithöchste Liga geschafft und will nun in die Bundesliga durchmarschieren.
Laut Vertrag muss die Stadt dem Verein ein „entsprechendes“ Ersatzstadion zur Verfügung stellen, während in der Heimstätte die Bäume sprießen. „Bundesligatauglich wäre in Kärnten nur noch das Wolfsberger Stadion. Ich bezweifle, dass es Klagenfurt übers Herz bringt, einen Neo-Bundesligisten nach Wolfsberg zu schicken“, führt Austria-Präsident Peter Svetits aus. „Und wenn, müsste die Stadt für alle Kosten wie den Transfer der Fans oder Einnahmeverluste aufkommen.“
Svetits glaubt, dass er das Wörtherseestadion in der Anfangseuphorie gegen attraktive Gegner füllen könnte. 32.000 Plätze stehen in der Lindwurmstadt zur Verfügung, 8100 in Wolfsberg. „Dass wir für Zusatzkosten oder Einnahmenverluste aufkommen, kommt nicht in Frage“, kontert Klagenfurts Sportstadtrat Jürgen Pfeiler (SPÖ). Es handle sich ja nur um zwei, drei Heimspiele.
Kein Rasentausch
Es dürfte sich um weit mehr Spiele handeln, denn die Saison beginnt Ende Juli und laut Auskunft des Sportparks wird die Arena 2019 von Anfang August bis Ende Oktober nicht für den Fußballsport verfügbar sein. „Am 3. August haben wir ein Andrea-Berg-Konzert, Mitte August steht ein anderes Konzert in Aussicht. Da ist bis zum Waldprojekt kein Rasentausch geplant“, sagt Unterköfler. Allerdings war man bei den Planungen davon ausgegangen, dass das Oval nicht für hochklassigen Fußball benötigt wird. „Gelingt der Austria der Aufstieg in die Bundesliga, werden wir die Lage neu beurteilen“, sagen Unterköfler und Pfeiler. Und vergessen, dass Svetits bereits Ende 2018 bei der Bundesliga um die neue Lizenz ansuchen und die Spielstätte benennen muss.