Zweiter Shopping-Tag: Der große Kaufrausch blieb aus
Der 8. Dezember, Maria Empfängnis, ist traditionell ein starker Einkaufstag für Weihnachtseinkäufe - auch ohne Corona-Pandemie. Dieses Jahr ist es zudem der zweite Tag nach dem Lockdown, an dem der gesamte Handel wieder geöffnet hat. Ein Ansturm auf die Einkaufsstraßen und Einkaufszentren im Land wurde befürchtet. Doch danach sieht es nicht aus.
Zielstrebiges Einkaufen in Wien
In der Mariahilfer Straße in Wien ist am Montagvormittag und zu Mittag sehr wenig los. Vereinzelt unternehmen Familien ihre Weihnachtseinkäufe. Gruppen mit mehr als zwei Personen sieht man kaum. Die meisten der Einkäufer gehen sehr zielstrebig vor. So erzählt eine Mutter, die mit ihren Töchtern unterwegs ist, dass sie nur ein Geschenk gekauft hat, das es online nicht zu bestellen gibt.
Ein Arzt macht nach der Arbeit einen Umweg: „Ich komme direkt aus dem Nachtdienst und habe den Einkauf jetzt in einem Zug erledigt und jetzt gehe ich nach Hause.“ Ein Familienvater besorgt mit seinen Kindern noch neue Skischuhe, weil es am 24. Dezember auf die Piste gehen soll. „Davor kommen wir nicht mehr zum Einkaufen.“ Ob er noch mehr braucht: „Nein, das war es. Schluss“, sagt er und lacht etwas erleichtert.
Neben den Weihnachtseinkäufern ist auch viel Polizei unterwegs. Auf der Mariahilfer Straße werden viele Essens-Kuriere auf ihrem Fahrrad aufgehalten, weil dort heute, am 12. und am 19. Dezember ein absolutes Fahrverbot herrscht.
Überschaubar ist der Andrang auch in der Kärntnerstraße. Damit habe man aber gerechnet, sagt Martin Blümner, Geschäftsführer von Deckenbacher und Blümner. Gestern habe man aber einen starken Tag gehabt: "Da haben wir gespürt, dass es ein Nachholvakuum gibt."
Wie schon am Montag, dem ersten Einkaufstag nach dem mehrwöchigen Lockdown, ist auch am Feiertag der große Ansturm auf das größte Einkaufszentrum Österreichs, die Shopping City Süd (SCS) in Vösendorf bzw. Wiener Neudorf (Bezirk Mödling), ausgeblieben. Die Besucherfrequenz blieb moderat.
Die meisten Geschäfte in der SCS waren eher mäßig besucht, wenn nicht sogar ohne Kunden. Selbst in den Shops der großen Textilketten, wo sich normalerweise Schlangen an den Kassen bilden bzw. zwischen den Kleiderständern durchaus dichteres Aufeinandertreffen möglich ist, gab es vorerst freies Vorankommen.
Zusätzlich Security und Reinigungspersonal
„Es ist ein durchaus verhaltener Start ins Weihnachtsgeschäft“, sagt Anton Cech, Center Manager der Shopping City Süd. „Im Vergleich zu einem normalen Weihnachtsgeschäft ist es deutlich unter der Normalfrequenz, was aber in Anbetracht der Pandemie durchaus positiv von uns zu beurteilen ist.“
Die Besucher würden sich jedenfalls an sämtliche Sicherheitsmaßnahmen halten. In der Einkaufsmall sind auch zusätzliche Security und Reinigungspersonal im Einsatz. Die Verweildauer der Besucher ist aber deutlich kürzer als vor Weihnachten üblich. „Die Kunden kaufen sehr gezielt ein“, sagt Cech. Gefragt sind heuer vor allem Gutscheine. „Das ist der Geschenk-Renner Nummer eins.“
Parkplätze gibt es am Dienstagnachmittag noch: Etwa 70 Prozent sind gegen 13.30 Uhr belegt.
Im Burgenland derweil noch ruhig
In der burgenländischen Hauptstadt ist der Andrang bei der Geschäftsöffnung am Marienfeiertag ebenso zurückhaltend. Beim Einkaufszentrum Haidäckerpark gibt es noch viele freie Parkplätze. In einem Lebensmittel-Supermarkt kommt man an der Kassa sofort an die Reihe. „Es gab in keinem Geschäft eine Wartezeit“, schildert ein Kunde.
Etwas mehr los ist am Vormittag schon in Parndorf. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Mario Schwann, Center Manager des Outlet Centers im Nordburgenland. Es gebe eine gute Frequenz, aber keinen Ansturm, betont Schwann. „Es ist so, wie wir es zu dieser Jahreszeit erwarten.“
Besonders gefragt seien nach dem Lockdown dieses Jahr zu Weihnachten Sport- und Outdoorartikel sowie Accessoires. Statt – wie sonst üblich – internationaler Kundschaft, würde es nun vor allem Schnäppchenjäger aus dem Osten Österreichs in das Outlet-Center ziehen.
Um die Sicherheit zu gewährleisten, sei in Bezug auf die Corona-Krise ein eigenes Konzept erarbeitet worden, sagt Schwann. Neben verstärkter Polizeipräsenz wurde zusätzliches Personal engagiert. „Wir machen erhöhte Reinigungs- und Desinfektionsläufe. Und die Maskenpflicht gilt auch im Freien.“
Auch in NÖ und Salzburg ruhig
Nach einem "sehr guten Start" am Montag im „Fischapark“ in Wiener Neustadt (NÖ), gibt es am Feiertag einen „eher verhaltenen Beginn“, sagt Center-Manager Christian Stagl. „Es gibt sogar etliche Kunden, die anrufen und fragen, ob wir heute überhaupt geöffnet haben“, schildert Stagl. Er erwarte aber, dass am Nachmittag mehr Besucher kommen werden. „Früher sind die Kunden schon zum Frühstücken gekommen und haben dann eingekauft.“ Weil die Gastronomiebetriebe nun geschlossen sind, erwarte man nun nach dem Mittagessen verstärkte Frequenz.
Die Kunden würden aber nicht nur zum Flanieren kommen, sagt Stagl. „Die Händler haben mir berichtet, dass die Umsätze bislang sehr gut waren. Es gibt heuer weniger Gucker und mehr Käufer.“
Bewussteres Einkaufen
Ähnlich schildert Manuel Mayer, Center-Manager des „Europarks“ im Salzburger Stadtteil Taxham dem KURIER die Situation. „Das Geschäft ist am Feiertag sehr entspannt angelaufen, im Laufe des Vormittags ist die Kundenfrequenz stärker geworden“, sagt Mayer. Von den Shop-Betreibern sei ihm bereits am Montag, nach dem Lockdown, durchwegs berichtet worden, dass sie „sehr zufrieden“ mit dem Weihnachtsgeschäft seien. „Im Lockdown haben die Leute offensichtlich genau überlegt, was sie wollen. Es wird jetzt sehr bewusst gekauft und weniger gustiert“, sagt Mayer.
Einkaufszentren in OÖ zufrieden
Die Einkaufszentren in Oberösterreich zeigen sich mit der Kundenfrequenz am Marienfeiertag durchwegs zufrieden. "Wir haben eine gute Frequenz", sagt Maria Prims, Centermanagerin von "Hey! Steyr" und "Taborland" in Steyr sowie von "Welas Park" in Wels. In der "Passage Linz" ist es am Vormittag noch eher ruhig. Gegen Mittag sind dann mehr Leute gekommen, wie Centerleiterin Monika Sandberger schildert.
Am gestrigen Montag, dem ersten Einkaufstag nach dem harten Corona-Lockdown, war der Andrang auf die Geschäfte offensichtlich größer. Ein regelrechter Ansturm ist am Dienstag ausgeblieben. Bis zur Mittagszeit ist auch in Steyr und Wels noch kein sehr großer Andrang zu verzeichnen.
Steirische Einkaufszentren "nicht überrannt"
Auch die steirischen Einzelhändler verzeichnen am zweiten Tag nach dem Lockdown gute Umsätze, "überrannt" werden sie jedoch nicht. Diese Bilanz zieht Gerhard Wohlmuth, Spartenobmann der Fachgruppe Handel in der steirischen Wirtschaftskammer.
Sowohl in Einkaufszentren als auch im urbanen Bereich gibt es eine rege Nachfrage nach Konfektionen, Schuhen und Sportartikeln gegeben.
Einlassbeschränkungen, weil der Andrang zu groß ist, sind am Dienstag lediglich bei kleinen Geschäften ein Thema gewesen, bei größeren Häusern komme man mit den Quadratmeter-Regelungen "gut aus", sagt der Spartenobmann. "Dass die Gastronomie geschlossen ist, ist allerdings ein großes Manko", sagte Wohlmuth.
Nehammer bedankt sich bei Bevölkerung
Der Feiertag ist laut Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) ohne besondere Vorfälle verlaufen. "Die Menschen in Österreich haben sich bisher in dieser herausfordernden Phase wirklich außergewöhnlich gut verhalten", sagte er in einem Statement zur APA. "Ich will wirklich ein großes Danke sagen - an alle die sich so vorbildlich an die Maßnahmen halten und das Motto 'schau auf dich, schau auf mich' damit mit Leben erfüllen."
Die Menschen würden Verantwortung füreinander beweisen. Die Landespolizeidirektionen hätten bisher zwar von mäßigen bis hohen Frequenzen in den Einkaufsstraßen berichtet, dennoch sei es bisher zu keinen besonderen Vorfällen gekommen. Bisher sei es lediglich vereinzelt zu Verwaltungsübertretungen gekommen.
"Das zeigt ein hohes Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen. Ein wirklich starkes Signal der Bevölkerung - dass wir gemeinsam gut durch die Vorweihnachtszeit kommen können", so Nehammer.
Längere Öffnungszeiten
Um Kundenströme zu entzerren, wurden heuer ausnahmsweise die Öffnungszeiten verlängert, es darf diesmal von 9.00 bis 19.00 Uhr geshoppt werden statt bisher 10.00 bis 18.00 Uhr.
Auch am Montag, dem ersten Tag nach dem Lockdown, hielt sich der Ansturm zurück.
Das deckt sich mit den Beobachtungen von Rainer Trefelik von der Sparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich, der Dienstagabend eine erste Bilanz zog: „Das war definitiv kein 8. Dezember zum Jubeln. Aus virologischer Sicht sind es gute Nachrichten, für den Handel ist es aber natürlich schwierig.“
Generell sei die Frequenz in ganz Österreich von Ost bis West unterschiedlich gewesen: Manche Einkaufsstraßen und Shoppingcenter seien besser besucht gewesen, manche schlechter.
Generell merke man aber überall, dass die Touristen, die Gastronomie und die Adventmärkte fehlen: „Das Flanieren, das Aufwärmen beim Punschstand, das Einkaufen als Freizeitbeschäftigung fehlte heuer natürlich“, erklärt Trefelik. Dadurch fehle auch so mancher Impulskauf – oft gehe es nur gezielt in ein Geschäft, um das geplante Geschenk zu kaufen.
Wie immer in der Vorweihnachtszeit seien Spielwaren, Bücher oder elektronische Geräte gefragt. „Einerseits sind wir natürlich froh, dass das Gedränge, vor dem im Vorfeld gewarnt worden war, ausgeblieben ist“, sagt Trefelik. Nun hoffe man aber auf die letzten 13 Einkaufstage vor Weihnachten: „Nun wissen die Kunden, dass es kein Problem ist, einkaufen zu gehen.“