Corona-Ampel: Diese Bezirke sollen heute rot werden - Kuchl unter Quarantäne
Heute findet - wie jeden Donnerstag - die Sitzung der Ampelkommission statt. Dabei könnten dieses Mal Gebiete in Österreich auf Rot geschaltet werden. Laut der Experten-Empfehlung werden der Kommission neun Bezirke für die Schaltung auf Rot vorgeschlagen.
Demnach könnten St. Pölten (Niederösterreich), Wels-Stadt und Rohrbach (Oberösterreich), Hallein, St. Johann im Pongau (Salzburg), Innsbruck, Innsbruck-Land, Imst und Schwaz (Tirol) betroffen sein. Wien ist nicht dabei, was dem Vernehmen nach zu Unmut einiger Kommissionsmitglieder führte.
Dass Wien der Kommission nicht für die Hochschaltung auf Rot vorgeschlagen wurde, sorgt laut APA-Informationen bei einigen Kommissionsmitgliedern für Unmut. Grund dafür ist dem Vernehmen nach, dass Wien bei der sogenannten „Risikoadjustierung“ (die weitere Kriterien als die reine Sieben-Tages-Inzidenz der Neuinfektionen berücksichtigt) als gesamtes Bundesland bewertet wird - und nicht die einzelnen Wiener Bezirke herangezogen werden. Während für ein ganzes Bundesland auch die Zahl der Tests als Kriterium für eine bessere Gesamt-Bewertung dient, ist dies bei einzelnen Bezirken nicht der Fall, daher kann dieses Kriterium nur auf Wien angewendet werden.
Tennengau
In einer Pressekonferenz von Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer wurde bestätigt, dass der Tennengau fix rot wird. Pongau und Flachgau werden orange. Für Schülerinnen und Schüler ab der 9. Schulstufe bedeutet das ab nächster Woche Homeschooling im Tennengau, Flachgau, Pongau und in der Stadt Salzburg, da die Bildungsampel in diesen Bezirken ebenfalls orange wird.
Dazu gab es aber bereits Donnerstagnachmittag widersprüchliche Angaben. Laut Bildungsministerium bedeutet "Orange" nicht automatisch Home-Schooling für die Oberstufen-Klassen. Vielmehr stehen den Schulen drei Möglichkeiten offen, die vom Distance-Learning bis zum Schichtbetrieb reichen. Die Entscheidung liegt beim Schulstandort nach Zustimmung der Bildungsdirektion.
Aus dem Büro Haslauer hieß es dazu gegenüber dem KURIER, dass man sich erwarte, dass die Schulen dieser Empfehlung nachkommen. Eine entsprechende Vorgabe werde auch Teil der betreffenden Landes-Verordnung sein, diese ist aber erst in Ausarbeitung und soll am Freitag veröffentlicht werden.
AGES schlägt Rotfärbungen vor
Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) hat Ampelvorschläge ausgearbeitet bevor die Kommission noch zusammentritt. Erste Rotfärbungen wurden für St. Pölten (NÖ), Wels (OÖ), Rohrbach (OÖ), St. Johann im Pongau (Salzburg), Innsbruck (Tirol), Innsbruck Land (Tirol), Imst (Tirol) und Schwaz (Tirol) vorgeschlagen.
"An der Grenze"
Im Krankenhausbereich habe es laut Hauslauer eine Verdoppelung der Hospitalisierungen innerhalb weniger Tage gegeben: "Wenn das so weitergeht, ist absehbar, dass wir in knapp zwei Wochen an der Grenze der Versorgbarkeit sind." Man werde unter Umständen sogar in die Situation kommen, dass das Messespital wieder aufgebaut werden muss.
Im ganzen Bundesland Salzburg wird eine Registrierungspflicht für die Gastronomie eingeführt. Konkret dürfen gastronomische Betriebe nur mehr mit Registrierung aufsperren oder müssen geschlossen halten. Dazu werden alle Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze untersagt. Bei Veranstaltungen mit zugewiesenen Sitzplätzen wird die Ausgabe von Speisen und Getränken verboten. Feiern im privaten Bereich werden - außerhalb von Wohnungen, etwa in Stadeln oder Betriebsstätten - untersagt.
Kuchl unter Quarantäne
Die Gemeinde Kuchl wird bis 1. November unter Quarantäne gesetzt. "Das ist ein extremer Einschnitt, aber die Situation läuft völlig aus dem Ruder. Es gibt keine Cluster, das geht quer durch alle Bereiche", sagt Landeshauptmann Haslauer zur dortigen Lage.
„Wir sind überrascht worden von dieser Entscheidung, da es erst am Dienstag eine Verschärfung speziell für Kuchl gegeben hat. Es gibt nun sehr viele Fragen, die geklärt werden müssen“, sagte Kuchls Bürgermeister Thomas Freylinger (ÖVP), zum KURIER. Die Gemeindespitze habe einen Fragenkatalog an das Land gesandt.
Laut Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz sei die Lage sehr unübersichtlich. Es gebe viele Cluster, die teilweise ineinander übergingen. Die Kooperationsbereitschaft der Bevölkerung sei stark zurückgegangen. "Teilweise wird in sozialen Medien dazu aufgerufen, nicht kooperativ zu sein. Das erschwert unsere Arbeit massiv", sagt Juhasz.
Kurz begrüßt Maßnahmen
Bundeskanzler Sebastian Kurz begrüßt die strengeren Maßnahmen in Salzburg. Landeshauptmann Wilfred Haslauer (ÖVP) sei „hier aktiv“ geworden und habe „schnell und restriktiv“ gehandelt, sagte Kurz am Donnerstag vor dem EU-Gipfel in Brüssel. Der Kanzler appellierte erneut an „alle anderen sehr betroffenen Bundesländern“ auch Maßnahmen zu setzen, „damit die Situation nicht außer Kontrolle gerät“.
Mit einer aktuellen Sieben-Tage-Inzidenz von 352,8 Fällen je 100.000 Einwohner (Stand: Mittwoch, 14.00 Uhr) nimmt der Bezirk Tennengau österreichweit mit deutlichem Abstand die unrühmliche Spitzenposition ein.
Rot-Kandidaten könnte es aber auch in anderen Bundesländern geben. Wels-Stadt weist in der Sieben-Tage-Inzidenz derzeit 218,7 SARS-CoV-2-Fälle je 100.000 Einwohner auf. Die zweitgrößte Stadt Oberösterreichs und die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck liegen derzeit deutlich vor Wien.
Lage in Tirol
Erstmals könnte es auch rote Bezirke in Tirol geben. Ein starker Anstieg der Corona-Zahlen wurde etwa in Innsbruck, in Schwaz und im Inntal verzeichnet. Dafür sind etwa oft private Cluster verantwortlich.
Bürgermeister Georg Willi (Grüne) bat nun die Innsbrucker, ihre sozialen Kontakte ab sofort einzuschränken: "Das Feiern in großen Gruppen irgendwo geht einfach nicht mehr."
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