Chronik/Österreich

Leonhard braucht Stammzellen

Leonhard ist 20 Monate alt, hat große blaue Augen und blonde Haare. Er ist ein aufgeweckter Bursche und lebt im Bezirk Oberwart. Vor 14 Monaten kam die Diagnose Leukämie. Seit damals ist er Dauergast im Krankenhaus. Nun wartet er im St. Anna Kinderspital in Wien auf eine lebensrettende Knochenmarkspende. „Eine Transplantation hatte er schon, die hat aber den Krebs leider nicht besiegt“, sagt seine Tante im KURIER-Gespräch. Nun hat seine Familie gemeinsam mit dem Verein „Geben für Leben“ mehrere Typisierungsaktionen für mögliche Spender organisiert (siehe Termine unten, Anm.).

Jährlich erkranken bundesweit rund 600 Menschen an Blutkrebs. Leonhard hat eine seltene und besonders aggressive Form der Leukämie, wie Medizinerin Barbara Potzmann erklärt. Die Stammzellen der Mutter habe sein Körper wieder abgestoßen, deshalb suche man jetzt nach einem passenden Spender. „Es geht wieder zurück zu seiner Grunderkrankung, nach allen Therapien braucht er in zwei bis drei Monaten im besten Fall eine passende Spende“, sagt Pelzmann. So könnte der bald Zweijährige wieder gesund werden. Rund 30 Millionen Spender gibt es in einer internationalen Datenbank. Der Gewebetyp des Spenders muss mit jenem des Patienten übereinstimmen. Für Leonhard war bis jetzt noch kein kompatibler Spender bei einer Typisierung. „Die Wahrscheinlichkeit einen passenden Spender zu finden liegt bei eins zu 500.000“, sagt Pelzmann. Das sogenannte „HLA-Muster“ wird von Vater und Mutter je zur Hälfte vererbt. Durch eine Blutabnahme wird es bestimmt und wird dann in der Datenbank abgespeichert, um Kranken zu helfen.

Typisierung

Bei der Typisierung wird den Spendern Blut abgenommen. „Danach geht es an ein Labor, das HLA-Muster wird bestimmt und er wird in die Datenbank eingetragen“, sagt Pelzmann. Spenden kann jeder, der zwischen 17 und 45 Jahre alt ist und mindestens 50 Kilogramm wiegt. „Wer sich nicht typisieren lassen kann, kann den Verein finanziell unterstützen, jede Typisierung kostet 50 Euro“, sagt Leonhards Tante.

Wird ein passender Spender für Leonhard gefunden, wird ihm Knochenmark entnommen, um die Stammzellen zu gewinnen. „Der Beckenknochen wird dabei punktiert, der Eingriff dauert 20 Minuten und passiert unter Vollnarkose“, sagt Pelzmann. Für andere Patienten werden die Stammzellen oft über das Blut gewonnen. Dabei muss vier Tage ein Medikament eingenommen werden und am fünften Tag wird über die Armvene Blut gezapft, durch ein Gerät gepumpt, das die Stammzellen filtert und über die andere Hand kommt das Blut wieder in den Körper. „Danach steht man auf und geht heim“, sagt Pelzmann. Die Familie von Leonhard hofft auf viele Spender, „vielleicht ist der Richtige dabei“.