Chronik/Österreich

Coronavirus: Tiroler bekommen wieder mehr Bewegungsfreiheit

Nach drei Wochen endet die De-facto-Ausgangssperre in Tirol mit Dienstag, den 7. April. Das gilt auch für die selbst auferlegte Selbstisolation des bisher am stärksten von der Corona-Krise betroffenen Bundeslandes.

Das kündigte Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Montag an. „Aber die Ausgangsbeschränkungen, wie sie österreichweit geregelt sind, bleiben“, stellte er dabei klar.

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Während etwa in Wien zuletzt darüber diskutiert wurde, ob die Bundesgärten zugänglich gemacht werden sollen, mussten die Tiroler seit dem 15. März – mit Ausnahme von triftigen Gründen – innerhalb ihrer Gemeindegrenzen bleiben.

Kein Joggen, keine Berge

Der Aufenthalt im Freien war auf ein „zeitlich und örtlich unbedingt notwendiges Minimum“ zu beschränken. Damit waren auch Freizeitaktivitäten wie Joggen tabu. Die Berge sowieso. Sie wurden am Wochenende sogar noch eigens von Polizeihubschraubern aus überwacht.

So gesehen war es dann doch ein beachtlicher Schwenk, den Tirols Landesregierung innerhalb weniger Tage vollzogen hat. Noch am Freitag warnte Platter mit Blick auf die Berge: „Wenn jetzt geöffnet wird, wäre ganz Tirol mobil.“ Die besonders strenge Verordnung hätte demnach zumindest noch bis zum 13. April gelten sollen.

Zunehmendes Murren

Doch innerhalb der Bevölkerung schien sich angesichts rückläufiger Covid-19-Infektionszahlen und der relativ stabilen Lage an den Spitälern zunehmend Unmut breitzumachen, was die im Vergleich zum Rest Österreichs noch stärker eingeschränkte Bewegungsfreiheit betrifft.

In Innsbruck drängte zudem Bürgermeister Georg Willi (Grüne) auf Lockerungen und eine frühere Rückkehr zur Normalität, als in anderen Bundesländern. Die Stadt kündigte nun an, ab Dienstag die zuletzt gesperrten Flussufer an Inn und Sill sowie die ebenfalls gesperrten Wanderparkplätze wieder zu öffnen.

Tirol ist nunmehr – mit Ausnahme der weiter gesperrten Skiorte – im Gleichklang mit den Regeln der Bundesregierung unterwegs. „Wir haben den Gipfel erreicht. Gerade beim Abstieg muss man ganz vorsichtig sein“, mahnte aber LH-Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne). Und Platter appellierte: „Man sollte bitte keinen Sport ausüben, der besonders gefährlich ist.“

Als Beispiel nannte er Skitouren, Mountainbiken oder Klettern. Nach der Erlasslage sei das zwar nicht verboten, der Landeshauptmann setzt aber auf den „Hausverstand“ der Bevölkerung. Er zeigte sich überzeugt: „Man muss nicht immer zu 100 Prozent ein Verbot aussprechen.“

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Ob das funktioniert, werden die kommenden Tage weisen. Das frühlingshafte Wetter, nach wie vor verschneite Berge und gleichzeitig weiter unten bereits frei liegende Wanderwege locken dieser Tage besonders.

Gleichzeitig ist – auch bedingt durch geschlossene Betriebe und Schulen – die Zahl der Menschen, die in Tirol nach der Totalquarantäne nach Freizeitaktivitäten lechzen, besonders hoch.

Besorgte Retter

Tirols Bergrettungschef Hermann Spiegel hofft, dass der Hausverstand bei den Bergsportlern funktioniert. „Aber einige werden jetzt sicher loslegen“, befürchtet er. Was kommt, kann er noch nicht abschätzen: „Es herrschen herrlichste Verhältnisse. Wir versuchen uns vorzubereiten.“ Eine Herausforderung stellt etwa ein Mangel an Corona-Schutzausrüstung dar.